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Bremer Start-up Tonepedia Instrumente testen im Internet

Im Netz ein Instrument testen? Das Bremer Start-up Tonepedia macht das möglich. Elad Yaacov und seine Mitgründer stellen Aufnahmen von verschiedenen Gitarren, Bässen und Effektgeräten ins Internet.
25.08.2017, 22:04 Uhr
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Instrumente testen im Internet
Von Stefan Lakeband

Musik ist etwas ganz Besonderes, findet Elad Yaacov. Denn der Klang jedes Instruments ist wie die Stimme eines Menschen: unverwechselbar. Keine Gitarre ist wie die andere. Für Musiker eröffnen sich dadurch viele Möglichkeiten – aber ergeben sich auch einige Probleme. Und gegen die will Elad Yaacov etwas machen.

Seit Mai dieses Jahres ist Yaacov mit seinem Start-up Tonepedia in Bremen. In einem eingeschossigen Bau in der Industriestraße richten sich die Mitarbeiter gerade noch ein und schaffen sich eine gemütliche Arbeitsatmosphäre. Besucher merken aber schon auf den ersten Blick, dass sich hier alles um Musik dreht. An der Wand neben der Eingangstür hängen Gitarren, ein Mikrofonkabel formt den Firmennamen an der Wand, und einige Effektpedale sind zur Garderobe umfunktioniert. Von hier aus will Yaacov ein Online-Archiv für Musikinstrumente schaffen. Anders als bei Wikipedia, wo sich die Nutzer Wissen anlesen können, geht es bei Tonepedia um den richtigen Klang.

Tonepedia hat eigenen Player auf der Website

Weil sich kein Gitarren-Modell wie das andere anhört, sei es schwer, das passende Instrument für sich zu finden. „Woher soll ich wissen, welche Gitarre für mich richtig ist, wenn ich sie nicht anspielen kann?“, fragt Yaacov. Natürlich, in größeren Städten gebe es Musikgeschäfte. Aber auch dort finde man nur eine begrenzte Auswahl an Instrumenten zum Testen. Deswegen hat Yaacov mit seinen Mitgründern Tonepedia entwickelt. Hier werden Gitarren, Bässe und Effektgeräte von unterschiedlichen Herstellern online zu hören sein. Musiker sollen den Klang der Instrumente dann in aller Ruhe zu Hause vergleichen können. Die selben kleinen Musikstücke wurden dabei auf den Geräten eingespielt – unter den gleichen akustischen Bedingungen. „Wir wollen damit so nah wie möglich an den echten Klang des Instruments herankommen“, sagt Yaacov. Es gehe nicht um den besten Klang, sondern um Authentizität. Tonepedia hat dabei einen eigenen Player auf der Website, in dem verschiedene Gitarren und Effektgeräte kombiniert werden können.

Die Datenbank mit den Musikinstrumenten befindet sich noch im Aufbau. „Wir arbeiten aber schon jetzt mit bekannten Unternehmen zusammen“, sagt der 35-Jährige. Darunter sind Firmen wie Höfner, Roland Boss, Fender oder Gibson. Sie sind es auch, die beim Start-up für Einnahmen sorgen sollen. Denn während Musiker die Instrumente am Rechner kostenlos probehören können, bezahlen die Hersteller Tonepedia dafür, dass Demos ihrer Instrumente online gestellt werden. Auch haben bereits erste Online-Shops den Tonepedia-Player auf ihrer Website eingebunden, um potenziellen Kunden den Klang der Instrumente vorzuführen. „Durch unseren Player verweilen die Besucher länger auf den Websiten der Shops“, sagt Yaacov.

"In Bremen ist vieles einfacher als in München"

Die Idee zu Tonepedia hatte Yaacov, weil er selbst Musiker ist und daher weiß, wie schwer es ist, das richtige Instrument für sich zu finden. Mit sechs Jahren hat er angefangen, Geige zu spielen; mit zehn hat er seine erste Gitarre bekommen. Von da an sei er vom richtigen Klang fasziniert gewesen.

Yaacov ist in Israel aufgewachsen, mit Tonepedia ging es erst vor zwei Jahren richtig los, als er nach München gezogen ist. Seit einigen Monaten lebt er nun in Bremen. „Hier ist vieles einfacher als in München“, sagt der Gründer. Die Mieten seien niedriger, es gebe viele junge Menschen. „Bremen ist im Wandel und das ist eine gute Grundlage für uns.“

Seine Mitstreiter hat er alle mehr oder weniger zufällig gefunden, unter anderem Backstage bei einem Konzert. Alle spielen selbst mindestens ein Instrument. „Wir sind wie eine Familie, die eine Mission hat“, sagt der 35-Jährige. Und wie es gerade aussieht, wird diese Familie weiter wachsen. Neben der kleinen Zentrale in Bremen gibt es auch noch einen Standort in Berlin. Hier werden die verschiedenen Bässe für Tonepedia aufgenommen. „Gerade warten mehr als 200 Produkte darauf, dass wir Demos mit ihnen aufnehmen“, sagt Yaacov. Das Interesse der Unternehmen sei groß. So groß, dass die Mitarbeiter die Instrumente teilweise in mehreren Schichten aufnehmen, um die Kapazitäten der Aufnahmeräume optimal zu nutzen und die Demos schnell online stellen zu können.

Das sei nicht schlimm. „Wir sind mit dem Job verlobt“, sagt Yaacov im Scherz. Musik sei schließlich immer etwas besonders – und die Arbeit daher immer neu.

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