Das traditionsreiche Logistikunternehmen Ipsen Logistics aus Bremen hat seinen Sitz zukünftig viel weiter im Süden und bekommt einen neuen Namen: Denn die beiden geschäftsführenden Gesellschafter Hans-Christian Specht und Eduard Dubbers-Albrecht verkaufen, wie die Eigentümer am Donnerstag mitteilten, das operative Geschäft in Deutschland sowie die Landesgesellschaften in Belgien, Polen und Malaysia an Gebrüder Weiss aus Lauterach in Österreich.
Seit zwei Jahren beschäftigten sie sich mit der Frage, wie es für das Unternehmen im Überseegeschäft in Zukunft weitergehe, sagte Dubbers-Albrecht im Gespräch mit dem WESER-KURIER. Gibt es einen Nachfolger? Lässt sich eine Übergabe verantworten? Das Umfeld sei sehr herausfordernd, beschreibt der Manager den harten Wettbewerb in der Branche: Reedereien und Fluggesellschaften stiegen selbst ins Geschäft ein. Es seien im Zuge der Digitalisierung zudem weitere „erhebliche Investitionen“ in die IT und dafür entsprechendes Vermögen notwendig gewesen. „Die unzureichende Eigenkapitalbasis sowie die allgemeine Entwicklung in den weltweiten Logistikmärkten, die das Überleben für mittelständisch aufgebaute Unternehmen nicht leicht macht, haben uns nach intensivem Gedankenaustausch mit unseren Familien dazu bewogen, einen Investor zu suchen, den wir in Gebrüder Weiss in guter Weise gefunden haben“, kommentierten die Geschäftsführer ihre Entscheidung. Die Kartellbehörden müssen dem Verkauf im Herbst noch zustimmen.
80 Mitarbeiter bleiben
Ipsen blickt auf eine lange Historie zurück: Im Jahr 1891 gründete Emil Ipsen eine Überseespedition in Bremerhaven – und legte damit den Grundstein für das Logistikunternehmen. Vor allem ging es damals um den Handel mit Baumwolle. Als das Geschäft mit dem Stoff in Bremen an Bedeutung gewann, eröffnete der Gründer hier ebenfalls eine Niederlassung. Bis heute hat Ipsen Logistics dort den Hauptsitz. Rund 80 Mitarbeiter sind vor Ort beschäftigt und bleiben es auch, wenn aus dem Hauptsitz eine Niederlassung von Gebrüder Weiss wird. Insgesamt gehören derzeit zu Ipsen und den Gesellschaften weltweit 500 Mitarbeiter.
Vor vier Jahren feierte Ipsen sein 125-jähriges Jubiläum. „Mögen noch viele Weitere folgen“, heißt es in der Firmenhistorie dazu. Die Gesellschafter sehen den Verkauf des Geschäfts jedoch als Chance, um die Werte des Unternehmens zu erhalten – eine Fortsetzung der Geschichte unter neuem Namen. Der Käufer teile die Philosophie von Ipsen Logistics. „Für uns hat es einen hohen Stellenwert, dass wir unseren Mitarbeitern den Weg in eine sichere Zukunft ebnen und die Beziehungen zu unseren Kunden unter dem Dach von Gebrüder Weiss in gewohnter Weise fortgeführt werden“, so Dubbers-Albrecht und Specht. 20 Jahre haben die beiden Manager und Freunde die Geschicke des Unternehmens zusammen gelenkt.
Das Familienunternehmen Gebrüder Weiss gehört laut Dubbers-Albrecht zu den führenden Transport- und Logistikunternehmen Europas mit mehr als 7000 Mitarbeitern an weltweit 150 Standorten. Die geplante Übernahme sei ein „wichtiger Entwicklungsschritt“ für den Bereich Luft- und Seefracht, äußerte sich Wolfram Senger-Weiss, Vorsitzender der Geschäftsleitung in der Mitteilung. „Gebrüder Weiss und Ipsen Logistics passen geografisch, aber auch in puncto Serviceverständnis und Kultur, gut zusammen.“
Für Ipsens Landesgesellschaften in Algerien und Marokko soll mittelfristig ebenfalls ein Käufer gesucht werden. Das Exportverpackungsunternehmen Ipsen Industrial Packing mit 50 Mitarbeitern bleibt dagegen im Eigentum von Hans-Christian Specht und Eduard Dubbers-Albrecht – und trägt weiter den Namen Ipsen.