Eines der größten Probleme für Unternehmen in Bremen und umzu ist der Fachkräftemangel. Wegen der guten Konjunktur der vergangenen Jahre haben viele Firmen schon Personal eingestellt, jetzt noch neue Mitarbeiter zu finden, wird immer schwieriger. Das spürt auch die Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven. Denn die Nachfrage nach Arbeitskräften ist im Februar noch einmal gestiegen, wie sie am Freitag mitteilte.
„Trotz der Unkenrufe einer sich eintrübenden Konjunktur suchen Unternehmen noch immer neues Personal“, sagt Joachim Ossmann, Leiter der Bremer Arbeitsagentur. Besonders in der Zeitarbeit, im Baugewerbe, im Gesundheitssektor und im Handel würden händeringend Mitarbeiter gesucht. Für letztere Branche sieht Ossmann einen Grund für die gestiegene Nachfrage vor allem im City-Gate am Hauptbahnhof. In diesem Neubau, der bald eröffnen soll, seien auch einige Händler, die derzeit Angestellte suchten. „Das spüren wir deutlich“, sagt Ossmann. Insgesamt sind bei der Arbeitsagentur Bremen-Bremerhaven fast 8300 Stellen gemeldet.

Dass trotz dieses großen Angebots die Arbeitslosigkeit im Land Bremen bei 9,8 Prozent liegt, führt Ossmann vor allem auf die Qualifikation zurück. „Wir haben einen großen Anteil von Arbeitslosen ohne Berufsausbildung“, sagt er. Für die gebe es zwar auch noch etliche Helferstellen, etwa in der Logistik. Dabei will es die Bremer Arbeitsagentur aber nicht belassen. Eine Chance sieht Ossmann nun im neuen Qualifizierungschancengesetz, das zum 1. Januar novelliert wurde. Es soll Arbeitnehmern die Möglichkeit geben, sich weiterzubilden. „Der Schwerpunkt liegt bei Geringqualifizierten, aber nicht nur“, sagt der Agenturchef. Seit dem Jahreswechsel kann die Arbeitsagentur nun die Weiterbildung fördern, indem sie die Kosten der Maßnahme übernimmt und dem Arbeitgeber einen Lohnausgleich für die Zeit zahlt, in der der Angestellte nicht arbeitet. Besonders häufig sei dieses Angebot bislang in der Altenpflege, in der Wachbranche und bei Berufskraftfahrern genutzt worden, sagt Ossmann. Er hofft, dass auch andere Branchen die Chance nutzten.
Mehr Geld für Arbeitnehmer
Auch wegen solcher Angebote ist er zuversichtlich, dass die Zahl der Menschen in Bremen ohne Arbeit künftig weiter sinken wird. Für den März erwartet er zudem die Frühjahrsbelebung, von der vor allem Berufe profitierten, die im Freien stattfänden. Zwar ist vergangenen Monat die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zu Januar stagniert, verglichen mit dem Vorjahr aber deutlich gesunken. Auch die Lage auf dem Arbeitsmarkt in Niedersachsen hat sich im Februar klar verbessert. Die Arbeitslosenquote lag bei 5,3 Prozent und damit deutlich niedriger als vor einem Jahr. Damals hatte die Quote noch bei 5,8 Prozent gelegen. Mit 2,373 Millionen Menschen ohne Job rutschte bundesweit die Arbeitslosigkeit auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung. Das entspricht einer Quote von 5,3 Prozent.
Auch im Euroraum bewegt sich die Arbeitslosigkeit auf einem historischen Niveau. Im Januar lag die Quote der Menschen ohne Arbeit bei 7,8 Prozent, und damit so niedrig wie seit zehn Jahren nicht mehr. Insgesamt waren 12,85 Millionen Menschen arbeitslos.
Im vergangenen Jahr haben zudem die meisten Arbeitnehmer in Deutschland Gehaltserhöhungen oberhalb der Inflationsrate erhalten. Bei den Tarifbeschäftigten stiegen die Verdienste einschließlich Sonderzahlungen im Schnitt um 2,9 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Die Verbraucherpreise kletterten im gleichen Zeitraum lediglich um 1,8 Prozent, sodass die Menschen am Ende etwas mehr Kaufkraft hatten.
Die Zuwächse fielen allerdings in den Branchen deutlich unterschiedlich aus. Laut Bundesamt profitierten vor allem Beschäftigte am boomenden Bau (+4,4 Prozent) sowie in den großen Industriezweigen Metall und Chemie (+3,5 Prozent). Mit den Steigerungen im Finanz-und Versicherungswesen (+1,7 Prozent) sowie in den Bereichen Information und Kommunikation (+1,8 Prozent) konnte hingegen die Teuerung bestenfalls knapp ausgeglichen werden.