Das Bremer Jobcenter hat sich zum Ziel gesetzt, mehr Frauen in der Stadt in Arbeit zu bringen. Geschäftsführer Thorsten Spinn zufolge schneidet Bremen bisher bei der Erwerbsbeteiligung von Frauen im Bundesvergleich "am schlechtesten ab" – und das seit Jahren. Ein neues Team soll sich künftig gezielt um erwerbslose Bremerinnen kümmern.
Dabei soll auch den Gründen nachgegangen werden, warum einige Frauen derzeit keinen Beruf ausüben, sagte Spinn. Aus seiner Sicht ist etwa die Kinderbetreuung in Bremen ein Hemmnis, dass Mütter weiter arbeiten gehen können. Der geringere Anteil von Frauen in Erwerbstätigkeit hänge zudem vermutlich auch mit Bremens Wirtschaftsstruktur als Industriestandort zusammen.
Die Mitarbeiter des neuen Teams sollen jeweils für 100 Frauen zuständig sein – ein höherer Betreuungsschlüssel als gewöhnlich. In der Regel kümmern sich die Betreuer in Bremen um 250 bis 300 Menschen. Für die Frauen sei die Erwerbstätigkeit wichtig auch mit Blick aufs Alter. Wer in jungen Jahren keiner Arbeit nachgehe oder einen Berufsabschluss mache, so Spinn, der leide auch in der Zukunft darunter.
An diesem Mittwoch zog das Jobcenter Bilanz. Insgesamt sank hier die Zahl der Menschen, die auf Leistungen angewiesen sind und eigentlich einer Arbeit nachgehen könnten. In diesem Jahr liegt die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten voraussichtlich im Schnitt bei rund 52.000 – etwa 4500 Menschen weniger als noch vor vier Jahren. Jeder Fünfte dieser Leistungsbezieher in Bremen ist dabei in Beschäftigung, verdient aber damit nicht genug und muss aufstocken. Spinn zufolge zeigt dieser Anteil auch: Die Menschen wollten ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten.
Mehr Menschen haben einen Anspruch
Im kommenden Jahr erwartet Spinn wesentlich mehr Antragssteller. Denn weil die Beträge für die Leistungsbezieher durch die Bürgergeldreform stiegen, hätten mehr Menschen einen Anspruch darauf, Geld vom Jobcenter zu bekommen. Zudem sei damit zu rechnen, dass einige wegen der Nebenkostenabrechnung Unterstützung bräuchten. "Ich habe Respekt davor, was auf uns zukommt", sagte der Chefs des Jobcenters. Das nächste Jahr werde genau wie dieses herausfordernd sein – auch für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Das Jobcenter wird 2022 voraussichtlich 67 Millionen Euro unter anderem für Qualifizierungsmaßnahmen eingesetzt haben. "Das ist einer der höchsten Beträge, die wir jemals ausgegeben haben für die Bremerinnen und Bremer." Davon profitierten rund 11.300 Menschen.