Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Preise steigen immer weiter Kaffee kostet fast zehn Euro – Bremer Supermarkt schließt ihn weg

Bereits im Januar dachte man, dass Kaffee teuer geworden sei. Jetzt wird der Preis nochmals getoppt. In einem Bremer Supermarkt steht der Kaffee bereits verschlossen hinter Glas in der Vitrine.
09.04.2025, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Kaffee kostet fast zehn Euro – Bremer Supermarkt schließt ihn weg
Von Florian Schwiegershausen

Die Kunden sind es im Supermarkt gewohnt, dass der Champagner oder der edle Whisky hinter Glas in einer Vitrine verschlossen ist. Wer aus diesem Fach etwas kaufen möchte, muss den Mitarbeiter bitten, die Vitrine aufzuschließen. Das soll den Diebstahl der hochpreisigen Artikel verhindern. Im Edeka am Postamt 5 beim Bremer Hauptbahnhof steht inzwischen der Marken-Instant-Kaffee verschlossen hinter der Vitrine – kein Wunder, denn ein großes Glas davon kostet inzwischen 9,99 Euro.

Auch beim Marken-Filterkaffee bewegt sich der reguläre Preis langsam in Richtung zehn Euro. So kostete am Dienstag ein Pfund Jacobs Krönung beim genannten Edeka-Markt 9,29 Euro – selbst das Pfund Bio-Kaffee lag mit 7,99 Euro deutlich darunter. Während im besagten Edeka das Pfund Melitta Auslese ebenfalls 7,99 Euro kostete, verlangte Rewe in der Obernstraße für das gleiche Produkt 9,29 Euro. Das kostete dort auch die Jacobs Krönung. Es zeigt sich, dass die Kaffeepreise momentan nur den Weg nach oben kennen.

Wie haben sich die Preise entwickelt?

Die Regalpreise für gemahlenen Kaffee oder Kaffeepads von Marken wie Jacobs, Mövenpick, Melitta oder Senseo sind seit dem Jahreswechsel deutlich gestiegen. Sie liegen 9 bis 33 Prozent höher, bei Kaffeebohnen sind es sogar bis zu 43 Prozent. Das zeigt eine Auswertung der Preisvergleichsapp Smhaggle. Die preisgünstigeren Eigenmarken der Lebensmittelhändler wie "Barissimo", "Bellarom", "Gut & Günstig" oder "Ja" kosten 28 bis 30 Prozent mehr als Anfang Januar 2025. Kaffee war bereits in den vergangenen Jahren teurer geworden. Besonders stark fiel der Preisanstieg bei Eigenmarken aus. Die Packung Mahlkaffee kostet derzeit fast 84 Prozent mehr als im Januar 2022.

Warum steigen die Preise?

Dass Kunden mehr für Kaffee zahlen müssen, hatte sich zuletzt bereits abgezeichnet. Seit Anfang 2024 haben sich die Rohkaffeepreise verdoppelt. Erst Frost, dann extreme Trockenheit und Hitze: Grund seien vor allem ungünstige klimatische Bedingungen während der letzten Blütezeit von August bis Oktober, erklärt Ulrike Hardner, Expertin für nachhaltige Landnutzung beim WWF. Die Kaffeepflanze gilt als sehr sensibel.

Die erschwerten Anbaubedingungen führten zu Ernteeinbußen, vor allem bei der Sorte Arabica, sagt Hardner. Betroffen sei insbesondere das Hauptanbauland Brasilien. Dort wird knapp 30 Prozent des weltweiten Kaffees produziert. Für Brasilien wird ein Ernterückgang um etwa 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr prognostiziert. Auch in anderen wichtigen Anbauländern wie Vietnam und Peru fielen die jüngsten Ernten mager aus.

Wird Kaffee im Supermarkt in absehbarer Zeit wieder billiger?

Der Agrarmarkt-Experte Carlos Mera von der Rabobank erwartet das nicht – selbst wenn die Rohkaffeepreise wieder etwas nachgeben sollten. "Es wäre ein deutlicher Preisrückgang über viele Monate nötig, damit die Preise im Einzelhandel wieder sinken." Dass die Kunden im Laufe des Jahres noch tiefer in die Tasche greifen müssen, glaubt er eher nicht. Es sei unwahrscheinlich, dass Marken, die kürzlich eine Preiserhöhung durchgesetzt hätten, bald eine weitere fordern. WWF-Expertin Hardner geht davon aus, dass die Kaffeepreise in den nächsten Jahren hoch bleiben, auch wenn sich die Ernten erholen. Extreme Wetterlagen würden künftig häufiger auftreten. Der Anbau der empfindlichen Arabica-Pflanze in höheren Lagen werde immer schwieriger.

Wie reagieren die Kunden?

Die Unterschiede zwischen Aktionspreis und regulärem Preis werden größer, sagt Kai Hudetz vom Handelsforschungsinstitut IFH Köln. "Wenn Hersteller die Verbraucher mit den Ursprungspreisen erreichen könnten, würden sie keine Rabatte anbieten." In der Tat kostet das Pfund Jacobs Krönung bei Lidl diese Woche 4,85 Euro – gegenüber 9,29 Euro beim normalen Preis.

Lesen Sie auch

Kunden greifen häufiger zu Sonderangeboten, wie Daten des Marktforschungsunternehmens YouGov zeigen. 53 Prozent der Kaffeemengen werden aktuell demnach im Sonderangebot verkauft, bei den Markenprodukten sogar 67 Prozent. Florian Herrera Ormaza, Kaffee-Experte bei YouGov, sagt, dass sich Konsumenten beim Kauf häufiger für die günstigeren Eigenmarken entschieden. Er ergänzt: "Wenn man sich die Steigerung bei den Rohkaffeepreisen ansieht, kommt hier noch relativ wenig bei den Konsumenten an."

Was sagen Händler und Hersteller?

Die Handelsketten sagen zu möglichen weiteren Preissteigerungen nichts. Man müsse sich am Markt orientieren, wenn die Rohstoffkosten deutlich ansteigen, heißt es vom Discounter Aldi Süd. Man gebe nicht alle Preiserhöhungen an Kunden weiter und senke die Preise, wenn sich die Lage entspanne, sagt eine Sprecherin von Lidl. Auch der Kaffeekonzern JDE Peet's versucht nach eigenen Angaben, nur einen Teil der Kostensteigerungen weiterzugeben. Der Geschäftsführer des Bundesverbandes des Deutschen Lebensmittelhandels, Philipp Hennerkes, sagt: "Kakao und Kaffee sind aktuell die zentralen Rohstoffe, die von der Industrie genutzt werden, um ungerechtfertigt Preiserhöhungen durchzudrücken." Kaffee ist für den Handel ein Eckpreisartikel. Er zieht die Verbraucher in die Läden.

Lesen Sie auch

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)