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Preisanstieg erwartet Bremens Kaffeelager sind übervoll – das sind die Gründe

Die Kapazitäten in Bremen, Brake und Nordenham sind ausgeschöpft, berichtet ein Bremer Kaffeedienstleister. Warum die Lager am Limit sind und was das mit steigenden Kaffeepreisen zu tun hat – im Überblick.
13.12.2024, 06:14 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Bremens Kaffeelager sind übervoll – das sind die Gründe
Von Florian Schwiegershausen
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In Bremen lagert gerade so viel Kaffee wie lange nicht mehr. So berichtet es der Bremer Kaffeedienstleister J. Müller. Das Unternehmen kümmert sich für die Kaffeeröster um die ganze Logistik vom Herkunftsland bis nach Deutschland und die EU. Alle Lager in Bremen, Brake und Nordenham seien bereits voll, zusätzlich wurden schon weitere Kapazitäten am Neustädter Hafen angemietet. Doch das Unternehmen hält Ausschau nach weiteren Kapazitäten.

Dass gerade so viel Kaffee nach Deutschland und speziell nach Bremen importiert wird, hängt mit einem Datum zusammen, nämlich dem 30. Dezember. Das ist für die Europäische Union ein wichtiger Stichtag, der aufgrund der aktuellen Situation auch zu einem Teil zu steigenden Kaffeepreisen führen kann. Ab wann die Verbraucher mehr zahlen müssen und was es mit dem Stichtag auf sich hat.

Ab wann wird der Kaffee voraussichtlich teurer?

Aktuell warten die großen Kaffeeröster noch ab. Sollten Anbieter wie Aldi mit seiner Rösterei Markus Kaffee in Weyhe oder auch Marktführer Tchibo die Preise erhöhen, werden die anderen nachziehen. „Wir als Kaffeeröster werden handeln müssen. Wann und wie kann man jetzt noch nicht genau sagen. Die Preisdramatik, die wir sehen, geht nicht so schnell weg“, sagte Tchibo-Sprecher Arndt Liedtke. Tchibo hatte erst im April angekündigt, die Preise wegen steigender Kosten zu erhöhen.

Ebenso bestätigt Aldi Nord indirekt eine Preiserhöhung: "Die Weltmarktpreise für Kaffeebohnen befinden sich derzeit auf einem sehr hohen Preisniveau. Abstriche bei der Qualität der Rohwaren oder in der Produktion sind für uns auch angesichts dieser Rohstoffpreise keine Option", sagte eine Sprecherin dem Unternehmen. Daraus lässt sich eine kommende Preiserhöhung ablesen, wobei Aldi den Anspruch habe, dass die genannte Qualität bezahlbar bleiben solle.

Womit begründen die Unternehmen die höheren Preise?

Einer der Gründe ist die Wettersituation im wichtigen Erzeugerland Brasilien. „Wegen großer Trockenheit in diesem Jahr sind die Produktionserwartungen für Arabica-Kaffee rückläufig. Die Bäume tragen in erster Linie Blätter und keine Kirschen“, sagte ein Experte. Die Ernte werde voraussichtlich noch schlechter ausfallen als die letzte, die ebenfalls enttäuschend verlaufen sei. Tchibo-Sprecher Liedtke machte darauf aufmerksam, dass nun mehrere Jahre am Stück die Kaffee-Ernten unter dem Wetter zu leiden hatten: "Der Klimawandel macht sich bemerkbar." Auch in Vietnam sei die Ernte nicht so gut gewesen.

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Dann habe aber auch das geplante EU-Waldgesetz (kurz "EUDR"), das nun um ein Jahr verschoben wird, für Leerkäufe der Lager gesorgt. Das bedeutet also, dass in den Anbaugebieten die Lager leer sind und dafür in Städten wie Hamburg bis zur Unterkante voll sind. Denn die Kaffeeröster waren wegen des Gesetzes bestrebt, die Ware vor dem 30. Dezember nach Deutschland oder allgemein in die EU transportiert zu haben. Auch das hat zu einer erhöhten Nachfrage geführt, die wiederum auch Auswirkungen auf den Preis hatte.

Warum wollen die Kaffeeröster ihren Kaffee vor dem 30. Dezember in Deutschland und der Europäischen Union haben?

Eigentlich sollte dann die EU-Verordnung über entwaldungsfreie Produkte in Kraft treten. Von da an hätten selbst Kleinbauern mit minimalen Anbauflächen bestätigen müssen, dass für ihren Kaffee kein Regenwald abgeholzt wurde. Branchenvertreter kritisierten im Vorfeld, dass dies für Kleinbauern schwer zu leisten sei und sie dadurch auf ihrer Ernte sitzen bleiben könnten. Auf der anderen Seite wollte die EU ein Internetportal installieren, das zum Eintrag der Zertifizierungen dienen sollte. Doch auch die Umsetzung dieses Portals ließ auf sich warten.

Vergangene Woche kam die Entscheidung, dass die EU den Termin um ein Jahr verschiebt. Dies war im September noch nicht abzusehen. Für den Kaffeedienstleister J. Müller bedeutete das: "Seit Oktober sind wir jeden Tag rund um die Uhr ohne Pause im Einsatz", erläutert Bernd Riedel, der bei dem Unternehmen für das Kaffeegeschäft zuständig ist. Denn alles, was vor dem 30. Dezember eingeführt wird, benötigt kein Zertifikat. "Unsere Kunden wollten so die Produktion auch nach dem 30. Dezember sichergestellt haben", erläutert Riedel.

Wie steht es um die Qualität des Kaffees?

Erst vor wenigen Wochen testete die Stiftung Warentest 15 verschiedene Filterkaffees. Auf dem ersten Platz landete von Tchibo der "Eduscho Filterkaffee Klassisch". Den zweiten Platz teilten sich zum einen Melitta mit seiner "Auslese Klassisch", die ja in ihre Rösterei in Bremen nahe dem Flughafen haben. Zum anderen landete ebenso Tchibo Black & White auf dem zweiten Platz. Pro Kopf trinken die Deutschen übrigens 164 Liter Kaffee.

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