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Kritik an Gewoba Der eigene Anspruch

Rechtlich kann sich die Gewoba bei ihren Heizkostenabrechnungen nichts vorwerfen lassen. Moralisch ist aber mehr zu erwarten - auch in anderen Punkten, findet Florian Schwiegershausen.
12.07.2025, 07:37 Uhr
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Der eigene Anspruch
Von Florian Schwiegershausen

Rechtlich kann sich die Gewoba bei ihren Heizkostenabrechnungen nichts vorwerfen lassen. Als Hausverwaltung hat sie bei einer Reihe von Bewohnern für die Fernwärme das Abrechnungsmodell so gewählt, dass 19 Prozent Mehrwertsteuer anfielen. Sie hätte aber auch das Modell so wählen können, dass bis März 2024 nur sieben Prozent anfielen.

Je mehr sich die Gewoba bei ihren Rechtfertigungen dreht und wendet, desto größer wird das Geschmäckle, was den Anspruch an sich selbst gegenüber Mietern mit wenig Geld betrifft. Dass eine Bremerin einspringt, um einem Mieter mit seiner kleinen Rente den Mehrwertsteuer-Ausgleich zu ersetzen, sollte dem Gewoba-Vorstand die Schamesröte ins Gesicht treiben.

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Eigentlich sollte die mehrheitlich städtische Wohnungsgesellschaft gerade unter einer rot-grün-roten Landesregierung Vorbildfunktion haben. Doch je weiter der Blick hinter die Fassade reicht, desto größer der Eindruck, dass es gerade bei der Hausverwaltung knirscht. Lachhaft wirkt allein die Reaktion auf die Kritik des betroffenen Rentners: „Die steuerpflichtige Abrechnung mit Wohnungseigentümern ist kein Kerngeschäft der Gewoba.“ Was zum Standard-Repertoire einer Hausverwaltung gehört, soll kein Kerngeschäft sein? Gleichzeitig rühmt sich die Gewoba auf der eigenen Internetseite, mit mehr als 13.500 verwalteten Objekten in der Region als ein Service termingerechte Abrechnungen zu erstellen, und in Bremen sei man der größte Verwalter mit der längsten Erfahrung. Um Ausreden ist man offenbar nie verlegen.

Es kann auch nicht sein, dass die Gewoba wohlweislich kaputte Rauchmelder über Monate nicht reparieren lässt und als Entschuldigung auf den Dienstleister verweist. Wird sie das auch tun, wenn es zu einem Unglück kommt?

So war es auch ab 2021, als die Gewoba zwei Bauprojekte an einen bislang unbekannten niederländischen Generalunternehmer vergab. Der sackte mutmaßlich die Abschlagssummen ein und gab sie nicht an die Bremer Handwerksbetriebe für deren Arbeiten weiter. Auch da war sich die Gewoba keiner Schuld bewusst.

Und der 18-köpfige Gewoba-Aufsichtsrat mit Bausenatorin Ünsal (SPD) an der Spitze? Er muss zeigen, dass er kompetent kontrolliert und nicht blind abnickt – bei Heizkostenabrechnungen und den Verträgen mit dem Rauchmelder-Dienstleister. Wozu ist so ein Gremium sonst da – mit 18 Mitgliedern für rund 500 Beschäftigte? Der Vonovia-Aufsichtsrat hat übrigens zehn Mitglieder für 12.000 Beschäftigte.

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