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Nicht nur Heizkostenabrechnung Weitere Beschwerden über die Gewoba

Nach dem Bericht über die Art der Heizkostenabrechnung bei der Gewoba reißt die Kritik nicht ab. Von einem Einzelfall kann nicht mehr die Rede sein – nun berichten Betroffene über weiteren Ärger.
12.07.2025, 05:00 Uhr
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Weitere Beschwerden über die Gewoba
Von Florian Schwiegershausen

Nach dem Bericht über die Gewoba und ihre legale, aber zweifelhafte Art der Heizkostenabrechnung haben sich weitere Leser gemeldet. Eigentlich hatte der Gesetzgeber die Mehrwertsteuer für Gas, Öl und Fernwärme bis März 2024 auf sieben Prozent reduziert. Statt den Kunden diese Vergünstigung weiterzugeben und entsprechend die Ablesung zu erfassen, rechnete sie zu einem späteren Zeitpunkt für die gesamte Heizperiode 19 Prozent Mehrwertsteuer ab – was legal ist, jedoch zulasten der Kunden geht.

Was bei Reinhard Hoppe in Huchting und seinem Vermieter so passiert ist, bestätigt Anja Klatte ebenso für ihre vermietete Wohnung in der Vahr. Dort rechnete die Gewoba als Hausverwalterin ebenso die 19 Prozent ab. "Dadurch hat unsere Mieterin rund 90 Euro Mehrwertsteuer zu viel gezahlt", ärgert sich Klatte. Für die Wohnanlage mit ihrer Eigentumswohnung hat sie das konservativ hochgerechnet: Bei 48 Eingängen mit je sechs Einheiten kommt sie auf über 25.000 Euro zu viel gezahlter Steuer. Ähnlich wie bei den 240 Wohneinheiten in Huchting wird hier die Fernwärme über die Gewoba abgerechnet und nicht direkt mit der SWB. Sie ärgert sich außerdem über die Aussage der Gewoba gegenüber dem Mieter in Huchting. Da hieß es: "Hausverwaltung gehört nicht zu den Kernaufgaben der Gewoba." Klatte gibt zu bedenken: "Die Gewoba rühmt sich auf ihrer eigenen Internetseite, mit 13.500 Wohneinheiten in Bremen, Bremerhaven und Cuxhaven eine der größten Hausverwaltungen zu sein. Das ist ja wohl klar Teil des Kerngeschäfts."

"Vorteilhaftes Abrechnungsmodell für die Bewohner? Das ist absurd."

Reinhard Hoppe in Huchting weiß von seinem Vermieter, wie der für alle 240 Wohneinheiten dort hochgerechnet hat, wie viel mehr alle an Mehrwertsteuer zahlen mussten. Der kommt auch auf etwa 25.000 Euro. Gut die Hälfte davon geht ans Bundesland und die Gemeinde – macht aus beiden Beispielen 25.000 Euro für Stadt und Land Bremen, also den Mehrheitsbesitzer der Gewoba. "Da von einem vorteilhafteren Abrechnungsmodell für die Bewohner zu sprechen, ist recht absurd", kritisiert Klatte.

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Sie kritisiert noch einen sicherheitsrelevanten Punkt für ihre vermietete Wohnung in der Vahr: "Seit Jahren hat die Gewoba mit der Firma Ista einen Vertrag, um die Rauchmelder zu checken und kaputte auszutauschen. Doch wir mussten feststellen, dass zum Teil über acht Monate kaputte Rauchmelder installiert waren, was wir der Gewoba auch gemeldet haben." Bei den Eigentümerversammlungen hat sie dies immer wieder zur Sprache gebracht. "Meine kritischen Fragen wurden da dann als 'emotionaler Aufruhr' abgetan", ärgert sie sich. Die Gewoba verweise immer nur auf ihren Dienstleister.

Kritik an Bausenatorin

Weil die Situation mit den Rauchmeldern und dem Dienstleister der Gewoba nicht besser wurde, habe sie, sagt Klatte, Mitte Mai eine Mail an Bremens Bausenatorin Özlem Ünsal (SPD) geschrieben – in ihrer Funktion als Bausenatorin und in ihrer Funktion als Gewoba-Aufsichtsratsvorsitzende. "Passiert ist da bisher nichts", so Klatte. "Bei einer späteren Nachfrage hieß es, die Mail sei an die Fachabteilung gegangen."

Mieter Reinhard Hoppe in Huchting kann von seinem Vermieter berichten, der dort auch im Eigentümervorstand ist, dass es in den vergangenen Jahren immer wieder zu falschen Heizkostenabrechnungen gekommen sei. Da seien die Zählernummern vertauscht worden, und Hoppe, der in seiner kleinen Wohnung sparsam heizt, hatte plötzlich eine Rechnung, die eigentlich von einer 80-Quadratmeter-Wohnung stammte. Seinem Vermieter fiel das zum Glück auf.

Ablesung kostet laut Gewoba 30 Euro pro Einheit

Rechtlich gesehen ist alles legal bei den Heizkostenabrechnungen, die die Gewoba als Hausverwaltung im vergangenen Jahr abgerechnet hat. Gewoba-Sprecherin Christine Dose verweist darauf, dass im Jahr davor die Gewoba für ein Jahr durchgehend sieben Prozent Mehrwertsteuer statt 19 Prozent für drei Monate und sieben Prozent für neun Monate berechnet habe. Doch Hoppes Vermieter gibt zu bedenken, dass 2024 mit Januar, Februar und März vor allem die heizintensiven Monate mit der höheren Steuer abgerechnet wurden. "Da zur Wärmeabrechnung nicht nur die Heizwärme, sondern auch das Warmwasser gehört und die Wasserzähler von Wesernetz nicht per Funk ablesbar sind, wären Einzelablesungen in allen betroffenen Eigentumswohnungen mit einer Kostenbelastung von mindestens 30 Euro pro Eigentümer erforderlich gewesen", sagt Dose. Sowohl bei Hoppe als auch bei Klattes Mieterin hätte es sich dennoch gelohnt, wenn man 30 Euro einpreist.

Die Rechtfertigungen der Gewoba haben inzwischen an andere Stelle etwas ausgelöst. Eine ältere Dame aus Schwachhausen, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, hat Hoppe mit seiner kleinen Rente nun das Geld geschenkt. Die Dame sagt: "Ich habe mich nach dem Bericht so über die Gewoba geschämt und geärgert, dass ich Herrn Hoppe die zu viel gezahlte Steuer habe zukommen lassen." Für den Rentner bedeute das Geld eine Woche lang einen vollen Kühlschrank. Er war perplex, als er davon hörte: "Ich wollte mich doch einfach nur über die Gewoba beschweren – mehr nicht. Dass es solche hilfsbereiten Menschen heutzutage gibt, ist wirklich unglaublich."

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