Auch die Unternehmen im Land Bremen leiden zunehmend unter Lieferengpässen und rasant steigenden Preisen für Energie, Rohstoffe und andere Vorprodukte. Wie aus der vierteljährlichen Konjunkturumfrage der Handelskammer hervorgeht, verschlechterte sich die Geschäftslage der Betriebe zum zweiten Mal in Folge. Die Geschäftserwartungen für die kommenden Monate brechen ein. Einziger Lichtblick: Die Unternehmen planen unter dem Strich keinen Abbau von Arbeitsplätzen.
Knapp 350 Unternehmen aus allen Bereichen der bremischen Wirtschaft – produzierendes Gewerbe, Handel, Dienstleistungen – nahmen an der Umfrage teil. Von den Hoffnungen auf einen Aufschwung nach der Corona-Krise ist bei den meisten nicht viel geblieben. Der Ukraine-Krieg und die erneute Unterbrechung der Lieferketten im China-Handel verschärften die Lage massiv, so die Handelskammer. "Bislang wird das laufende Geschäft in der Summe zwar noch leicht positiv bewertet", sagt Matthias Fonger, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer. "Die Geschäftserwartungen der Unternehmen lassen aber befürchten, dass sich die konjunkturelle Lage in den kommenden Monaten weiter eintrüben wird.“
Die Lage in den einzelnen Branchen:
Industrie: Die aktuelle Geschäftslage wird noch leicht positiv bewertet, aber die Erwartungen der Unternehmen liegen "deutlich im negativen Bereich", so die Kammer. Der Auftragseingang hat erneut leicht nachgelassen.
Baugewerbe: Aufträge sind zwar reichlich vorhanden, aber Preissteigerungen und Materialengpässe machen den Unternehmen zunehmend zu schaffen. Für die kommenden Monate rechnen zwei Drittel mit einer weiteren Verschlechterung dieser Situation.
Einzelhandel: Auch nach Aufhebung vieler pandemiebedingter Einschränkungen bewertet der Einzelhandel seine Geschäftsaussichten eher negativ. Deutlich positivere Stimmen kommen hingegen aus dem Online-Handel.
Groß- und Außenhandel: Während das laufende Geschäft im Inland noch überwiegend positiv bewertet wird, sorgen die aktuellen wirtschaftlichen und weltpolitischen Rahmenbedingungen für ein erschwertes Auslandsgeschäft. Lediglich acht Prozent der befragten Unternehmen gehen von einer Verbesserung der Geschäftsentwicklung aus.
Verkehrs- und Logistikdienstleistungen: Hier sorgen vor allem hohe Treibstoffpreise für ein deutlich nachlassendes Geschäftsklima. Große Probleme bereitet den Unternehmen überdies der Mangel an Mitarbeitern, insbesondere an Lkw-Fahrern.
Hotellerie und Gastronomie: Aktuell laufen die Geschäfte weiterhin schlecht, aber durch die weitgehende Aufhebung der Coronaregeln gibt es Hoffnung auf Besserung. Große Sorge bereitet auch hier der Personalmangel, ebenso die Preissteigerungen für Energie und Rohstoffe.
Trotz der überwiegend trüben Aussichten wollen die meisten Unternehmen allerdings an ihren Mitarbeitern festhalten. Die Personalpläne sehen "im Saldo eine leichte Erhöhung der Mitarbeiterzahl" vor, stellt die Handelskammer fest. Das gilt auch für Bremerhaven, wo zum ersten Mal seit Beginn der Corona-Pandemie unter dem Strich mehr Jobs geschaffen als abgebaut werden sollen.