Entwickler von künstlicher Intelligenz Blackout Technologies: Bremer KI-Unternehmen ist insolvent

2018 gewann Blackout Technologies den Bremer Gründerpreis – jetzt droht dem auf Künstliche Intelligenz spezialisierten Unternehmen das Aus. Ein Insolvenzverfahren ist bereits angelaufen.
02.10.2020, 05:00 Uhr
Lesedauer: 2 Min
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Blackout Technologies: Bremer KI-Unternehmen ist insolvent
Von Felix Wendler

Das Bremer Unternehmen Blackout Technologies ist insolvent. Ein entsprechendes Verfahren sei mittlerweile eingeleitet worden, bestätigte der zuständige Insolvenzverwalter Timm Gessner dem WESER-KURIER. Blackout Technologies galt in den vergangenen Jahren als wichtiger Entwickler von künstlicher Intelligenz (KI) und wurde immer wieder als gelungenes Beispiel einer jungen, erfolgversprechenden Bremer Firma hervorgehoben.

Die Gründe für den wirtschaftlichen Abstieg sind bislang unbekannt. Es gebe aber Hinweise, dass das Unternehmen bereits seit einiger Zeit in finanziellen Schwierigkeiten stecke, sagt der Insolvenzverwalter. Angeblich habe die Firma hohe Außenstände, über genauere Informationen verfüge er aber nicht. Die Geschäftsführung verhalte sich wenig kooperativ, sagt Gessner: „Es gibt anscheinend sieben Angestellte, aber ich kenne nicht mal die Namen, kann also auch keine Löhne zahlen.“ Unter diesen Umständen sei es schwer, den aktuellen Zustand der Firma und die Chancen auf eine Sanierung zu bewerten. Es laufe wohl darauf hinaus, dass er einen Gerichtsvollzieher einschalten müsse. Gessner sagt weiter: „Man muss davon ausgehen, dass das Unternehmen eingestellt wird.“ Die Geschäftsführer von Blackout Technologies wollten sich auf Anfrage des WESER-KURIER nicht äußern.

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Bekannt wurde die 2016 gegründete Firma unter anderem durch den Roboter Luna Pepper, der in Sparkassen als digitaler Assistent aktiv ist und einfache Kundenfragen beantworten kann. Das Unternehmen entwickelte vor allem KI für Roboter zum Einsatz außerhalb der Industrie – zum Beispiel als Helfer im Büro oder in der Krankenpflege. Die Entwickler schrieben dazu Persönlichkeitsprofile für verschiedene Einsatzzwecke. Zu den Kunden von Blackout zählten unter anderem der Sportartikelhersteller Adidas und das Pharmaunternehmen Bayer, für die die Firma mehrere Roboter-Persönlichkeiten konstruierte. Diese kamen auf Messen zum Einsatz, wo sie zum Beispiel Fragen von Kunden und Bewerbern beantworteten. 2018 hatte Blackout Technologies den mit 10.000 Euro dotierten Bremer Gründerpreis gewonnen.

KI hat in Bremen vor allem an der Universität, in deren Umfeld auch Blackout Technologies entstanden ist, einen hohen Stellenwert. Vier dort tätige Wissenschaftler gehören einem Ranking der international renommierten Tsinghua University zufolge zu den weltweit führenden Experten in diesem Bereich. Auch für neue Unternehmen wächst die Bedeutung von KI seit Jahren. Das zeigt eine aktuelle Studie vom Bundesverband Deutsche Start-ups. Etwa 40 Prozent der deutschen Start-ups gaben bei der Befragung an, dass KI einen großen Einfluss auf ihr Geschäftsmodell hat – eine Steigerung um 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

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Wie eine Firmeninsolvenz abläuft

Ist eine Firma zahlungsunfähig oder überschuldet, muss sie Insolvenz anmelden. Bei drohender Zahlungsunfähigkeit sind Firmen dazu nicht verpflichtet, können es aber tun, um das Unternehmen zu retten. Die Anmeldung erfolgt beim örtlichen Amtsgericht, das gleichzeitig als Insolvenzgericht dient. Das Gericht prüft dann, ob die Voraussetzungen für ein Insolvenzverfahren erfüllt sind. Sobald das Verfahren eröffnet ist, übernimmt ein Insolvenzverwalter das Unternehmen. Dieser klärt vor allem die Frage, ob die Firma möglicherweise aufgelöst oder gerettet werden kann.

Zielt das Verfahren auf eine Auflösung ab, veräußert der Verwalter das Vermögen und zahlt mit den Erlösen die Gläubiger aus – dazu gehören auch Mitarbeiter mit ausstehenden Lohnforderungen. Außerdem kündigt der Insolvenzverwalter alle laufenden Verträge. Am Ende des Verfahrens löscht er die Firma aus dem Handelsregister. Eine Sanierung kann in der Regel über zwei Wege erfolgen: Entweder wird das Unternehmen verkauft, oder es wird ein Insolvenzplan entwickelt, der auf einen Vergleich mit den Gläubigern abzielt.

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