Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Steuerersparnis Leasing-Diensträder werden immer beliebter

Immer mehr Firmen leasen für ihre Angestellten Dienstfahrräder. Die Mitarbeiter können dadurch sparen. Und auch für die Händler aus Bremen ist das ein wichtiger Trend.
12.07.2017, 21:22 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Tom Nebe und Stefan Lakeband

Seit knapp fünf Jahren gelten für Dienstfahrräder ähnliche steuerliche Regeln wie für Dienstwagen. Seitdem blüht das Geschäft mit dem betrieblichen Fahrrad-Leasing. Firmen haben in der Regel keine zusätzlichen Kosten. Mitarbeiter können sich auf dem Weg vergleichsweise günstig ein Fahrrad zulegen. Die größten Nutznießer jedoch sind die Fahrrad-Leasing-Unternehmen.

Dazu gehört die Freiburger Firma Jobrad. Sie gilt als einer der Pioniere in dieser Branche. Nach einem etwas trägen Anlauf habe sich die Zahl der Unternehmen, denen Jobrad Leasingangebote vermittelt, in den vergangenen Jahren stetig vergrößert, sagt Firmensprecherin Tina Barth. Im September 2015 waren es 1000, ein knappes Jahr später 2800, inzwischen zählt man 4800 Unternehmen mit eine Million Beschäftigten zum Kundenkreis. Kleine Firmen leasen auch einmal nur eine Handvoll Räder, große Firmen durchaus mehrere tausend. Der Leasing-Anbieter beschäftigt inzwischen mehr als 100 Menschen.

Seit 2012 Steuervorteile

Im Herbst 2012 wurden in einem Erlass der Finanzbehörden die Steuervorteile von Dienstwagen auf Fahrräder, Pedelecs und E-Bikes ausgeweitet. Das heißt: Ein Prozent des Listenpreises muss der Nutzer als geldwerten Vorteil versteuern, wenn er das Rad auch privat nutzen möchte. Für die zurückgelegten Strecken fällt jedoch, anders als beim Auto, keine weitere Versteuerung an. Wie auch bei Dienstwagen wollen sich viele Unternehmen den Umgang mit Mitarbeiterfahrzeugen ersparen und beauftragen Leasing-Firmen.

Ein verbreitetes Modell: Die Firma macht einen Rahmenvertrag mit dem Anbieter, der Mitarbeiter wählt ein Rad aus, die Leasing-Raten werden über Gehaltsumwandlung vom dessen Bruttogehalt abgezogen. Damit sinkt das zu versteuerende Einkommen. So müssen Mitarbeiter und Unternehmen weniger Abgaben leisten. Einige Firmen geben jene Ersparnisse an ihre Mitarbeiter weiter, etwa indem sie die Rad-Versicherung zahlen.

Belastbare Zahlen dazu, wie viele Dienstfahrräder auf deutschen Straßen unterwegs sind, gibt es nicht. Schätzungen schon: Auf mehr als 200.000 taxiert der Bundesverband mittelständische Wirtschaft die Zahl. Wie viele davon in Bremen genutzt werden, ist auch nicht klar. Einige dürfte es jedoch sein. So bietet der WESER-KURIER beispielsweise seinen Mitarbeitern an, ein Fahrrad zu leasen.

30 Händler in Bremen und der Region

Außerdem kooperieren in der Hansestadt und der Region mehr als 30 Händler mit dem Anbieter Jobrad. Einer davon ist Radschlag im Bremer Viertel. „So langsam etabliert sich das Angebot bei vielen Arbeitgebern“, sagt Geschäftsführer Harald Wilenski. Dieses Jahr habe er schon etwa zehn Räder über Leasingverträge verkauft, die Zahl wachse aber spürbar. Ähnliches berichtet auch Silke Zeh vom Zweiradcenter Stadler in der Bremer Überseestadt: „Seit Mitte vergangenen Jahres sind die Verkäufe schlagartig angestiegen.“ Zwei bis drei Kunden pro Woche würden sich für ein geleastes Rad entscheiden.

„Viele Händler berichten, dass Rad-Leasing inzwischen ein wichtiger Teil des Geschäfts geworden ist“, sagt der Sprecher des Zweirad-Industrie-Verbandes, David Eisenberger. Von bis zu 30 Prozent Anteil am Geschäftsumsatz hätten ihm Händler berichtet. So groß ist der Anteil bei Radschlag noch längst nicht, Wilenski lobt das System aber für seine Einfachheit. „Für uns ist das relativ wenig Aufwand.“ Gleichzeitig müsse er aber bis zu zehn Prozent des Verkaufspreises an den jeweiligen Leasinganbieter zahlen. Das würde seine eigene Marge deutlich schmälern.

E-Bikes werden erschwinglicher

Eine Sprecherin der Kette BOC, die auch eine Filiale in Hastedt hat, macht deutlich, dass viele Kunden sich durch Leasingangebote häufiger für ein teureres Fahrrad entscheiden. „Diese werden dadurch erschwinglicher“, sagt sie. Das gelte besonders für E-Bikes. Der Anteil der vergleichsweise teuren Pedelecs und E-Bikes unter allen geleasten Diensträdern ist hoch – 50 Prozent bei Jobrad und 80 Prozent beim Anbieter IKB Leasing aus Hamburg, wie die Unternehmen angeben. Ein über Jobrad geleastes Rad sei im Schnitt 2000 Euro wert. Die meisten Anfragen an IBK Leasing beträfen Räder mit einem Wert jenseits von 2500 Euro.

Eisenberger erklärt sich das so: Die finanzielle Belastung beim Leasing eines Dienstfahrrades sei nicht groß. „Dadurch denkt man wohl eher an Räder, die man sich sonst nicht bar nicht leisten würde.“ Denn abhängig von Preis, Steuerklasse und Höhe des Einkommens lasse sich über das Leasing eines Dienstrades 15 bis 40 Prozent sparen im Vergleich zum Kauf des Fahrrades im Fachhandel, schätzen Anbieter für Fahrrad-Leasing und Verkehrsclubs. Am Ende der in der Regel dreijährigen Laufzeit kann der Mitarbeiter das Rad mitunter für eine geringe Restzahlung kaufen.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)