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Lebensmittelmesse Anuga So setzen die Bremer Unternehmen in Köln Trends

Geröstete Grillen mit Knoblauchgeschmack oder Thunfischersatz aus Algen, der so aussieht wie Thunfisch und geschmacklich mithalten kann - wie Bremer Firmen damit in Köln auf der Branchenmesse Anuga punkten.
08.10.2023, 16:33 Uhr
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So setzen die Bremer Unternehmen in Köln Trends
Von Florian Schwiegershausen

Seit Sonnabend läuft in Köln die größte Lebensmittelmesse der Welt. Zu den Trends gehören pflanzenbasierte Lebensmittel, Lebensmittel mit alternativen Proteinen und Lebensmittel nur mit natürlichen Zusatzstoffen. Unter den 7800 Ausstellern aus 118 Ländern sind auch einige Unternehmen aus Bremen und umzu dabei. Sie setzten voll auf die Trends. Der WESER-KURIER hat an ihren Bremer Ständen vorbeigeschaut.

Grillensnack mit Chili und Knoblauch

Für das Bremer Start-up Entosus ist es das erste Mal auf der Anuga. Sie haben sich die kleinste Fläche angemietet, die möglich war. Dort versucht Werksstudentin Lisa seit dem Wochenende die Besucher für den Grillensnack zu gewinnen: Am Sonnabendvormittag schienen die frittierten Grillen mit Chili, mit Kräutern und mit Knoblauch hoch im Kurs zu sein. Skeptische Blicke erhielt sie trotzdem. Punkten konnte sie jedoch mit der Grillenstreichwurst nach Art einer Pfälzer Leberwurst. Gerade neu für die Messe ist noch das Grillenhack auf dem Markt gekommen. "Soja-Hack kennen die Leute, und dieses Grillenhack bereitet man eigentlich so ähnlich zu wie Soja-Hack." Und während Lisa die Produkte made in Bremen dem Publikum näher bringt, läuft einen Gang weiter zufällig Bundesgesundheitsminister Cem Özdemir vorbei auf dem Weg zu einer Podiumsdiskussion. Lisa hätte ihm auch gern Chili- und Knoblauch-Grillen zum Probieren in die Hand gegeben. Aber vielleicht ergibt sich das ja noch. Entosus will hier Kontakte knüpfen und für mehr Bekanntheit sorgen. In den ersten Rewe-Märkten sind die Grillen bereits in den Regalen. Daran wollen sie hier anschließen.

Thunfischersatz aus Algen

Neu im Portfolio des Bremer Traditionsunternehmen Henry Lamotte Food ist ein Thunfischersatz auf Algenbasis. Der kommt genauso aus der gleichen Konservendosengröße wie das Original und soll in Geschmack und Textur genauso wie das Original schmecken. Lamotte versucht, auch dieses Produkt an seine industriellen Großkunden zu verkaufen. Da der Thunfischersatz ebenso für Pizza und Spaghetti-Gerichte geeignet sei, hoffen die Bremer auf eine entsprechende Nachfrage. Welche Bedeutung die Anuga für Lamotte hat, zeigt sich auch im Drumherum. Das 102 Jahre alte Unternehmen präsentiert sich mit seinem neuen Logo, das auf die Flagge verzichtet, aber am stilisierten Bremer Schlüssel festhält. "Am Freitag ging auch unsere neue Internetseite online", sagt Vertriebler Yannik Schultka. Hier in Köln auf der Messe können er und die Kollegen bisherige und mögliche neue Lieferanten aus der ganzen Welt treffen. Ebenso schauen die langjährigen Kunden vorbei.

Veganer Schokopudding für die Welt

Auf dem Weg zum Deutschen Milchkontor (DMK) mit seiner Marke Milram müssen die Besucher erst an Österreich und der Schweiz vorbeilaufen. Vor zwei Jahren präsentierte DMK, das seinen Verwaltungssitz in Bremen hat, auf der Anuga seine ersten veganen Milram-Produkte – damals auf einem größeren Stand. Dieses Mal setzt das Unternehmen voll auf seinen Foodservice für Industrie und Gastronomie. Damit wollen sie nun außerhalb Deutschlands punkten. Die Werbebotschaften am Stand sind durchgehend auf Englisch. Die dem Verbraucher bekannten Milram-Produkte nehmen nur eine kleine Ecke ein. Was auffällt: Milram ist die Marke für den deutschen Handel und internationalen Handel. So präsentiert Koch Heiko Antoniewicz seine Shows ebenso auf Englisch. Beim Auftakt am Sonnabend um 11 Uhr waren seine Animateursqualitäten gefragt.

Asien-Lebensmittel aus Oyten

Kreyenhop & Kluge mit Sitz in Oyten feiert in diesem Jahr sein 90-jähriges Bestehen. Für das Unternehmen ist die Präsenz auf der Anuga ein Muss – erst recht nach diesen Jahren der Pandemie. Hier treffen die Beschäftigten des Unternehmens ihre Geschäftspartner aus Asien. Bei mehr als 2000 Artikeln aus zehn verschiedenen Ländern, kommen da so einige zusammen. Das Familienunternehmen liefert an Restaurants, Supermärkte und über verschiedene Vertriebskanäle direkt an den Endkunden. Fleischlose Alternativen hatte die asiatische Küche schon immer zu bieten. Wovon Kreyenhop & Kluge auch profitieren, ist die Gastronomisierung des Handels – viele Supermärkte haben inzwischen in einer Glaskabine ihren eigenen Sushi-Macher.

Verdener Keks- und Waffelfabrik Hans Freitag

„Der Sonnabend geht ja eigentlich immer etwas ruhiger los, aber ich hatte hier schon Besucher aus Brasilien, dem Mittleren Osten und Asien am Stand“, sagt Eike Borau. Er ist bei der Verdener Keks- und Waffelfabrik Hans Freitag für den weltweiten Export zuständig. Vielen wird nicht bewusst sein, dass die Kekse und Waffeln des Verdener Unternehmens dann auch in diese Länder gehen. Wenn es für eine Supermarktkette in Brasilien ist, ist die Verpackung auch ganz im Design der dortigen Eigenmarke inklusive portugiesischer Beschriftung. Das macht Hans Freitag alles so, wie es der Kunde wünscht. Denn das ist eigentlich das, was Hans Freitag ohnehin schon seit Jahren für die großen deutschen Handelsketten macht. In den Kekstüten der deutschen Discounter steckt oft Hans Freitag drin.

Japanischer Produkt-Preis für Agrarfrost

Auch bei Agrarfrost aus Aldrup bei Wildeshausen saßen bereits am Sonnabend Gesprächspartner aus Korea am Tisch. Denn die niedersächsischen Kartoffeln, die das Unternehmen zu Tiefkühlpommes und Kartoffelprodukten in den verschiedensten Formen verarbeitet, werden in die ganze Welt exportiert. Das wird einem aber erst richtig bewusst, wenn man sieht, wer hier aus den verschiedensten Ländern auf der Anuga in Köln das Gespräch sucht. Die Kartoffel-Minions, die wie die Comicfiguren aus dem Film aussehen, haben in Japan sogar schon den Preis für das beste Produkt gewonnen.

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Produzenten kritisieren steigende Lkw-Maut

Viele Lebensmittelhersteller merken, dass die Deutschen angesichts der gestiegenen Preise am Essen sparen. Ebenso stöhnen die Produzenten über die steigende Lkw-Maut zum 1. Dezember. Diese Kosten werde der Endverbraucher tragen, weshalb mit weiteren Preiserhöhungen zu rechnen sei, hieß es. Dabei zeigt eine repräsentative Studie der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), dass 69 Prozent der Befragten beim Kauf von Lebensmitteln und Getränken Geld sparen. Bei Milch und Fleisch ist demnach der Preis das wichtigste Kaufkriterium - noch vor Frische und Geschmack. Dennoch sei die Mehrheit der Verbraucher markentreu und ändere ihr Konsumverhalten nur langsam. Nach BVE-Angaben stieg der Branchenumsatz im ersten Halbjahr verglichen mit dem Vorjahreszeitraum zwar um 12,8 Prozent auf 116,6 Milliarden Euro. Preisbereinigt gab es jedoch nur ein Wachstum von 0,3 Prozent.

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