Asien beginnt gleich hinterm Bremer Kreuz – und ist offenbar tiefenentspannt. Denn in Oyten im Gewerbegebiet bei Kreyenhop & Kluge steht gleich am Eingang ein mehr als drei Meter langes Aquarium. Wer im Foyer steht, die Fische sieht, der fährt gleich Richtung Ruhepuls herunter. In der anderen Ecke des Foyers steht eine Tempelglocke. „Die haben wir mal von einem Lieferanten geschenkt bekommen“, sagt Tom Kreyenhop. Er führt zusammen mit seinem Bruder Jörn und Tim Schön das Familienunternehmen.
Asien ist seit mehreren Jahrzehnten die Welt von Kreyenhop & Kluge. Nur einige Meter vom Aquarium entfernt, durch zwei Türen den Gang entlang, liegt alles, was die Länder des größten Kontinents der Welt kulinarisch hergeben. Geographisch wird es hier aber nicht ganz so genau genommen: Im Lager kann schon mal Bier aus Thailand direkt neben dem japanischen Reisschnaps Sake stehen. Pausenlos düsen Mitarbeiter zwischen den 23.000 Palettenstellplätzen hin und her, um die Ware für den nächsten Lkw zu verpacken und diese dann auf ein rechteckiges, lang gezogenes Feld zu stellen, das auf dem Boden gemalt ist.
Die Linien entsprechen den Abmessungen einer Lkw-Lagerfläche. Während andere Unternehmen inzwischen die Logistik an Fremdunternehmen auslagern, setzt Kreyenhop & Kluge weiterhin auf 25 eigene Lastwagen und eigene Fahrer. „Das reicht aber nicht aus, weshalb wir einige externe Logistik-Dienstleister haben“, sagt Tom Kreyenhop. Die regelmäßigen Liefertouren gehen inzwischen bis nach Kopenhagen, Prag und Wien. In Polen hat die Firma seit neun Jahren die Tochter KK Polska. Der Exportanteil ist laut Jörn Kreyenhop über die Jahre auf 25 Prozent angewachsen. So sind Tom Kreyenhop sogar schon im Spanien-Urlaub im Supermarkt zufällig Produkte aufgefallen, die seine Firma dorthin verkauft hatte.
Mit etwas Understatement sagt er zu dem, was sie machen: „Wir sind hier eigentlich nur Importeur und Lagerist.“ Die Brüder sind die dritte Generation im Unternehmen. Ihr Großvater Wilhelm hatte bei der Gründung des Unternehmens 1933 zusammen mit seinem Freund Franz Kluge den Blick jedoch gar nicht auf Asien. In Bremen belieferten sie Restaurants, Hotels, Kantinen und Geschäfte mit Mehl, Zucker und Konserven. Als Jörn und Toms Vater Rolf ins Unternehmen einstieg, gab es für ihn im Jahr 1968 einen Schlüsselmoment.
Offizieller Vermarkter der chinesischen Premium-Marke Lee Kum Kee
Sie belieferten in Bremen das China-Restaurant „Shanghai“. Es war einer der ersten Läden in der Hansestadt, in dem es Frühlingsrollen und Sojakeime gab. Doch Produkte wie Sojasauce hatte der Großhändler bis dato nicht im Angebot – änderte das aber schnell. Daraus entstand einer der inzwischen größten Importeure Europas von asiatischen Lebensmitteln mit heute 245 Mitarbeitern. Dabei sind Kreyenhop & Kluge – in der Branche auch als K&K bekannt – der offizielle Vermarkter der chinesischen Premium-Marke Lee Kum Kee.
Zu den 2500 Artikeln gehören neben der sogenannten Trockenware auch Tiefkühlprodukte und Non-Food-Ware. Bei letzterem sind es etwa Woks, Steinmörser sowie Essstäbchen – und auch Glückskekse. „Wir haben dafür hier in Europa einen Hersteller. Mit dem haben wir uns mal auf mehr als 100 Sprüche geeinigt.“ Die werden in die Kekse eingebacken. Zwischen Weihnachten und Neujahr steigt der Umsatz mit den Glückskeksen rapide an, weil anscheinend immer mehr Leute auf der Silvesterparty das Gebäck als Glücksorakel verwenden.
Es gebe aber andere Produkte, die typischer für asiatische Gerichte sind. „Bei uns im Unternehmen geht es darum, dass es authentisch ist“, sagt Tom Kreyenhop. So gibt es für sie nicht „die“ asiatische Küche, sondern die wichtige Unterscheidung zwischen den einzelnen Länderküchen mit ihren Eigenheiten.
In den letzten Jahren sind für Kreyenhop & Kluge zwei neue Vertriebskanäle hinzugekommen. Wenn zum einen die großen bekannten Discounter ihre regelmäßigen Asien-Aktionen haben, kann es gut sein, dass Produkte von Kreyenhop & Kluge mit dabei sind. Jörn Kreyenhop sieht dabei einen Vorteil: „Damit lassen sich viele Menschen erreichen, die dadurch auf den Geschmack von asiatischen Lebensmitteln kommen.“ Die Markenprodukte, die das Unternehmen vertreibt, findet der Verbraucher ansonsten im Groß- und Lebensmitteleinzelhandel, aber auch im Foodservice, also in der Kantinenverpflegung. Eine ganze Reihe von Artikeln vertreibt Kreyenhop & Kluge auch im Internet, etwa auf Plattformen wie Amazon.
Per Schiffscontainer nach Deutschland
Das Unternehmen profitiert von der Nähe zu Bremerhaven. Denn die Ware aus Fernost kommt per Schiffscontainer nach Deutschland. „Als vor einigen Wochen das größte Containerschiff der Welt, die „MSC Gülsün“ in Bremerhaven anlegte, war auch ein Container für uns mit an Bord“, sagt Jörn Kreyenhop. Wegen der steigenden Zahl von Vegetariern und Veganern sieht er großes Potenzial in indischem Essen: „Wenn ich zwei Wochen in Indien unterwegs bin, vermisse ich bei dem tollen Essen dort an keinem Tag Gerichte mit Fleisch.“ Ebenso gebe es ein Trend für japanisches Essen, weil viele Menschen langsam entdecken, dass japanische Küche mehr als nur Sushi ist.
Die Zeit arbeitet für das Unternehmen, weil die asiatischen Länderküchen gesund sind. Auf ihrer Internetseite bieten sie inzwischen auch Rezepte an. In zwei Wochen werden Kreyenhop & Kluge in Köln auf der Lebensmittelmesse Anuga vertreten sein – für sie eine der wichtigsten Lebensmittelmessen in Europa, wo sie auf Kunden und Lieferanten treffen. Alle zehn Azubis haben die Möglichkeit, mit dabei zu sein, um etwas von der Branche mitzuerleben.
Mit dem gesunden Wachstum der vergangenen Jahre hat das Unternehmen immer stärker ganz Europa im Fokus. Am Standort in Oyten stößt es langsam an seine Grenzen. Zuletzt wurde er um ein Tiefkühllager erweitert, das CO2-neutral läuft. Die Geschäftsführer haben bereits in der Nähe ein weiteres Lager. Die Büros wurden vor drei Jahren um eine Etage aufgestockt. „Sollte der Platz in den kommenden Jahren nicht mehr reichen, würde das bedeuten, dass wir uns nach Standorten für die zusätzliche Erweiterung von Lager- und Büroflächen umschauen müssen“, stellt Tom Kreyenhop fest. Aber bis das so weit ist, wird noch Zeit bleiben für die eine oder andere Glückskeks-Weisheit.