Mehrere Unternehmen haben sich in den vergangenen Wochen zu sogenannten Liefergemeinschaften zusammengeschlossen. Seit Montag werden ihre Waren nun – für sie und den Empfänger kostenfrei – ausgeliefert. Damit profitieren die Firmen aus acht Stadtteilen von einem Teil der Corona-Soforthilfen des Senats. Insgesamt 250 000 Euro werden für die Förderung solcher Liefergemeinschaften bereitgestellt.
Das Projekt, das vor gut einem Monat vom Wirtschaftsressort vorgestellt wurde, richtet sich demnach an Innenstadt- beziehungsweise Stadtteilinitiativen oder Zusammenschlüsse von mindestens zehn Einzelhändlern, die einen lokalen Auslieferungsdienst für ihre Waren an Endverbraucher auf-, ausbauen oder betreiben wollen (Liefergemeinschaft).
Bisher zehn Anträge gestellt
Mindestens 25 Liefergemeinschaften in der Hansestadt – 20 in Bremen und fünf in Bremerhaven – können auf diese Art gefördert werden, wie das Wirtschaftsressort am Montag mitteilte. Bisher seien zehn Anträge gestellt worden: neun für die Stadt Bremen und einer für Bremerhaven. Formlos per Mail an die Behörde konnten sich seit Ostern demnach Werbegemeinschaften, Vereine, Initiativen und Zusammenschlüsse von Händlern bewerben. Eine vorzeitige Genehmigung bekamen den Angaben zufolge die Liefergemeinschaften in der Neustadt, in Hemelingen, Vegesack, Burglesum, Blumenthal, im Viertel, in Gröpelingen und Findorff.
Norbert Caeser, Vorstand der Interessengemeinschaft (IG) „Das Viertel“ (IGV) und Geschäftsführer des gleichnamigen Haushaltswarengeschäfts, nutzt seit einigen Wochen einen Fahrradkurierdienst, um seine Produkte auszuliefern. Dafür arbeitet er mit der Firma Sprintlogistik zusammen. Seit Montag läuft das Projekt offiziell mit finanzieller Förderung des Senats. Zwar sind viele Geschäfte mittlerweile viele Geschäfte wieder geöffnet, dennoch gibt es weiterhin viele Kunden, die sich die Waren lieber nach Hause liefern, statt in einen Laden zu gehen. Andere Geschäfte sind nach wie vor geschlossen und deshalb auf den Lieferdienst angewiesen, sagt Sprintlogistik-Geschäftsführer Till Lienhoop.
Durch die Förderung der Wirtschaftsbehörde entstehen weder für die Geschäfte noch für den Kunden Versandkosten. Zudem soll der Lieferdienst mit kurzen Lieferzeiten verbunden sein, die Waren sollen noch am Tag der Bestellung bei den Kunden ankommen. Und im Vergleich mit anderen Anbietern ist ein Dienst wie Sprintlogistik laut Caesar eine umweltfreundlichere Alternative. Nach seinen Angaben können nun alle Mitglieder der Interessengemeinschaft den Dienst in Anspruch nehmen – sofern sie es denn möchten.
Von den Liefergemeinschaften erfahren die Kunden direkt über den Händler, oder durch die Stadtteilmanager und Soziale Medien. Darüber hinaus wird die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) das Projekt ab Dienstag, 12. Mai, in einer Kampagne großflächig bewerben. Die Fördersumme von 250 000 Euro für Liefergemeinschaften ist aus Sicht gemessen an der Gesamtsumme der Corona-Soforthilfen von Wirtschaftsressortsprecher Kai Stührenberg „gar nicht so hoch“. Und schließlich müssten die Händler ihre Einbußen im Zuge der Corona-Krise verkraften, weshalb es wichtig sei, sie vor Ort zu unterstützen. „Wir möchten so die Stadtteilinititiaven stützen und ihnen bei der Umsetzung ihrer Ideen und die damit verbundene Organisation finanziell zur Seite stehen.“
Ute Krafts Geschäft Kraftstoff im Bremer Viertel ist eine Änderungsschneiderei, die viele Accessoires und eine große Auswahl an Stoffen und Wolle anbietet. Im Zuge der Corona-Krise hat das kleine Unternehmen Schutzmasken genäht. Davon wurden laut der Geschäftsführerin schon mal 30 Stück pro Tag über den Kurierdienst ausgeliefert. „Der Lieferdienst hat uns die vergangenen Wochen wirklich gerettet“, so Kraft. Sie selbst ist bereits seit 19 Jahren Mitglied in der IGV. Ein Anruf bei Sprintlogistik genüge und die Kuriere sind im Zeitrahmen von einer Viertel- bis einer Stunde beim Geschäft. Die Rechnung für die Masken liegt dem gelieferten Umschlag bei.
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