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LNG-Lkw Hoher LNG-Preis belastet Transportbranche in Bremen

Fuhrunternehmen, die Lastwagen mit LNG als Treibstoff betreiben, machen ein Minusgeschäft: Die LNG-Lkw sind wegen der hohen Treibstoffkosten unrentabel geworden.
19.08.2022, 04:56 Uhr
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Hoher LNG-Preis belastet Transportbranche in Bremen
Von Peter Hanuschke

Niedrigere Kraftstoffpreise und die Befreiung von der Maut – wegen dieser beiden Faktoren hatte sich der eine oder andere Fuhrunternehmer dazu entschieden, seine Flotte auf LNG-Lkw ganz oder teilweise umzustellen. Diese Investitionsentscheidung würde die Mehrheit sicherlich gerne wieder rückgängig machen: Zwar gilt die Mautbefreiung noch, aber der Preis für verflüssigtes Erdgas (LNG) ist seitdem deutlich gestiegen. Was Politik mit Fördermaßnahmen vor zwei Jahren aktiv unterstützt hat – entpuppt sich als unwirtschaftlicher Boomerang für eine Branche, die sich ohnehin in einem Umfeld von steigenden Kosten und einem dramatischen Fahrermangel bewegt.

„Für einige Unternehmen, die feste Routen mit einem vernünftigen LNG-Vertriebsnetz im Programm haben, war es attraktiv, auf diesen Treibstoff zu setzen“, so Olaf Mittelmann, Geschäftsführer vom Landesverband Verkehrsgewerbe Bremen (LVB). „Die Zeiten haben sich leider geändert.“ Die gestiegenen Preise könnten das eine oder andere Unternehmen nicht nur in die Pleite treiben, sondern diese Entwicklung werde in der Branche für eine Investitionsblockade sorgen, wenn es um Investitionen in andere Zukunftstechnologien wie etwa Wasserstoff gehen sollte. Die Fuhrunternehmen mit LNG-Lkw-Anteil fühlen sich von der Politik allein gelassen: Einen Tankrabatt wie für Diesel gab es nicht. Jüngst hatte der Verband zu einer Demonstration in Berlin aufgerufen.

Die gestiegenen Kosten einfach an die Kunden weiterzugeben – bei Diesel sei das meistens je nach Vertrag möglich – funktioniere bei LNG nicht, so Mittelmann. Der Kunde schließe mit dem Fuhrunternehmen einen Vertrag über eine Transportdienstleistung. Welchen Treibstoff der Unternehmer dafür einsetze, sei ihm überlassen. "Es gibt nur einen Preis für die Kunden – maßgeblich ist dafür Diesel."

Mittelmann befürchtet, dass die Entwicklung beim LNG-Preis langfristig Folgen auf künftige Entscheidungen bezüglich der Antriebstechnologien haben wird: "Man kann die Problematik der Fuhrunternehmen, die auf LNG gesetzt haben, als unternehmerisches Risiko abtun, aber das ist zu kurz gedacht." Schließlich gehe es um neuartige klimafreundlichere Antriebe, aber da werde es sicherlich eine deutliche Zurückhaltung geben. "Welches Unternehmen wird beispielsweise auf Wasserstoff-Antrieb setzen, wenn absolut unklar ist, wie sich der Preis dafür, im Vergleich zum Diesel, entwickeln wird." Das sei unkalkulierbar und könnte jedes Fuhrunternehmen in den Ruin treiben. Unternehmen, die in der Produktion Wasserstoff einsetzen, könnten höhere Preise leichter auf das Produkt umlegen. Das sei in der Transportwirtschaft nicht möglich. Falls Politik alternative Antriebstechnologien aus Gründen des Klimaschutzes auf den Straßen sehen möchte, müsse sie Rahmenbedingungen schaffen, die Treibstoffkosten kalkulierbarer machen.

Der Preis für ein Kilogramm LNG, der von der Energiedichte etwa einem Liter Diesel entspreche, liege derzeit bei etwa vier Euro und soll weiter steigen – von fünf Euro sei die Rede, so Mittelmann. "Bei Dieselpreisen von einem bis 1,20 Euro gehen wir von einen Kostenanteil von etwa 30 Prozent an den Gesamtkosten aus. Dieselpreise von um die zwei bis 2,20 Euro bedeuten schon eine Steigerung der Gesamtkosten um rund zehn Prozent." Ein Preis von vier Euro für LNG bedeute nochmals eine Verdoppelung dieses Kostenblocks. "Bei Margen im einstelligen Prozentbereich ist das völlig unwirtschaftlich, und die Unternehmen verlieren bei jedem zurückgelegten Kilometer bares Geld." Insofern könnten diese Lkw gar nicht mehr eingesetzt werden. Davon seien auch Bremer Fuhrunternehmen betroffen. Um Pleiten zu vermeiden, wären neue Rahmenbedingungen notwendig, so Mittelmann: Sinnvoll wäre eine Koppelung an den Dieselpreis, um Preisentwicklungen beim LNG abzufedern.

"Die mittelständischen Transport- und Logistikunternehmen, die als Klimapioniere auf LNG-Lkw gesetzt haben, stehen aktuell verzweifelt vor den Trümmern ihrer Existenz", zitiert das Branchenportal trans.info den Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL). Es schmerze mitanzusehen, "wie die Politik und allen voran der Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck" diese Mittelständler, die staatlichen Anreizen bei der Investition in LNG-Antriebe gefolgt seien, jetzt alleine lasse, so der BGL.

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