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Logistikunternehmen BLG Mehr Container, weniger Autos

Nach dem Rekordverlust von 116 Millionen Euro in 2020 gibt es bei der BLG ein Plus von 52 Millionen Euro. Trotzdem läuft es in den Geschäftsbereichen sehr unterschiedlich.
01.06.2022, 17:48 Uhr
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Mehr Container, weniger Autos
Von Peter Hanuschke

Der Aktienkurs der Bremer Lagerhaus-Gesellschaft – Aktiengesellschaft von 1877 (BLG AG) blieb an diesem Mittwoch mit 11,10 Euro konstant. Konstant hat sich auch das Geschäft entwickelt, und das Logistikunternehmen im vergangenen Jahr wieder in der Gewinnzone geführt: Nach dem Rekordverlust von 116 Millionen Euro in 2020 gibt es ein Plus von 52 Millionen Euro vor Steuern. Diese Entwicklung macht sich auch bei der Dividende bemerkbar, die den Aktionären bei der virtuell abgehaltenen Hauptversammlung am Mittwoch mitgeteilt wurde: Sie liegt bei 30 Cent pro Aktie, im Geschäftsjahr 2020 waren es elf Cent.

Damit geht der weltweit tätige Logistikdienstleister mit seinen 12.000 Beschäftigten wieder in Richtung Vor-Corona-Niveau: In 2019 wurden 40 Cent pro Aktie ausgezahlt. Allerdings bestätigte Vorstandsvorsitzender Frank Dreeke das, was er schon bei der Präsentation der Bilanzzahlen im April gesagt hatte: Nicht alle Geschäftsbereiche entwickeln sich gleichermaßen gut. Sorgenkind ist vor allem der Bereich Automobile. Nachdem im ersten Halbjahr 2021 die Volumina wieder leicht angestiegen waren, machte sich laut Dreeke die fehlende Teileverfügbarkeit im zweiten Halbjahr stark bemerkbar: "Die Volumen brachen deutlich ein." Es hätten nicht nur Chips gefehlt - auch ein Mangel an Lacken, Scheiben und Airbags verhinderten die Fertigstellung der Fahrzeuge. "Somit verringerte sich nicht nur der Umschlag, sondern auch die nachgelagerten Dienstleistungen, die wir erbringen."

Auch im Geschäftsbereich Contract habe sich das Problem der Teileverfügbarkeit niedergeschlagen. "Hier sind besonders Standorte der Industrielogistik, in denen wir für Kunden aus der Automobilindustrie arbeiten, betroffen", so Dreeke. Dennoch sei das Gesamtergebnis des Geschäftsbereichs positiv. "Insbesondere Konsumgüter und Dienstleistungen im Bereich E-Commerce waren gefragt."

Das Ergebnis für den Geschäftsbereich Container, der bei der BLG Group durch die Hälfte der Geschäftsanteile am Terminalbetreiber Eurogate repräsentiert wird, beschrieb der Vorstandsvorsitzende "als sehr positiv". Die Umsatzerlöse lägen mit anteilig 306 Millionen Euro deutlich über dem Ergebnis in 2020 (264 Millionen Euro). Corona habe dafür gesorgt, dass durch Nachholeffekte infolge zumindest temporär veränderten Konsumverhaltens und Staus in den Häfen die Fahrpläne der Reedereien völlig außer Takt geraten waren. Es gebe auf den Weltmeeren dadurch zur Zeit nicht ausreichend Frachtkapazitäten. "Das führte dazu, dass viel mehr Container als üblich in unseren Häfen länger gelagert werden. Dies bedeutete für uns weitaus höhere Lagergelder als geplant."

Insbesondere der Standort Wilhelmshaven habe von den Verwerfungen der Lieferketten profitiert. Der Terminal sei zwar wirtschaftlich immer noch nicht im positiven Bereich, "aber die Verluste konnten durch viele coronabedingte Sonderanläufe deutlich reduziert werden", so Dreeke. Wichtiger sei aber für den Standort, dass er durch den Einstieg der Reederei Hapag-Lloyd bei Eurogate eine wesentlich bessere Entwicklungsperspektive bekomme habe. Eurogate investiere zudem mit seinem Joint-Venture-Partner Hapag Lloyd etwa 150 Millionen Euro bis 2025 in den Container Terminal Wilhelmshaven. Dort werde der Containerumschlag vom manuellen Betrieb auf ein automatisiertes System umgestellt. Bereits 2024 soll der erste automatisierte Schiffsliegeplatz fertig sein. Erfreut sei die BLG Group auch über die Gründung eines weiteren Joint Ventures zwischen Hapag Lloyd, Eurogate und dem Terminalbetreiber Contship Italia, um in Damietta in Ägypten ein Containerterminal aufzubauen und zu betreiben.

Im Bereich Automobile bleibe die Lage fürs laufende Jahr angespannt, gleiches gelte für Teile des Contract-Geschäftsfeldes. Durch den Ukraine-Russland-Konflikt würden die weltweiten Lieferkettenproblemen und Produktionsengpässe zusätzlich belastet.

Der Kurs der BLG-Aktie fiel im Berichtsjahr insgesamt um 11,6 Prozent und lag damit deutlich unter dem allgemeinen Marktniveau - der Dax machte ein Plus von 16 Prozent. Dennoch gab es Entlastung für Vorstand und Aufsichtsrat. Hauptaktionärin ist die Stadt Bremen mit 50,4 Prozent. Weitere große institutionelle Investoren sind die Finanzholding der Sparkasse in Bremen und die Panta Re AG  mit einem Anteil von je 12,6 Prozent sowie die Waldemar Koch Stiftung mit einem Anteil von 5,9 Prozent. Der Streubesitz beträgt 18,5 Prozent, was einer Aktienanzahl von rund 710.000 Stück entspricht.

Zur Sache

Eine besondere Unternehmenskonstruktion

Wie besonders die Unternehmenskonstruktion der BLG Group ist, zeigt sich daran, dass auch im Rekordverlustjahr 2020 eine Dividende ausgezahlt wurde: Denn statt einer Holding als Muttergesellschaft, bei der Gewinne und Verluste des Tochterunternehmens durchschlagen, gibt es bei der BLG zwei nebeneinanderstehende Gesellschaften. Das operative Geschäft der Gruppe ist allein bei der BLG KG angesiedelt, das Ka­pital der BLG KG wird zu hundert Prozent von der Stadt Bremen gehalten. Die BLG AG fungiert als voll haftende Gesellschafterin und stellt die Geschäftsführung der BLG KG, wofür sie eine Vergütung erhält. Und die AG hatte auch in 2020 ein positives Ergebnis er­wirtschaftet und ist gemäß Aktiengesetz zur Zahlung einer Mindestdividende ver­pflichtet.

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