Eigentlich ist so ein Kick-down ja nicht gestattet, aber in diesem besonderen Fall darf man das Gaspedal mal kurz bis zum Anschlag durchtreten. Die Chevrolet Corvette, ein aerodynamisch geschnittenes Zweisitzer-Cabriolet mit stattlichen 659 PS, springt fast nach vorne, man wird in den Sitz gepresst, ein sanfter Druck entfaltet sich in der Magengegend.
Unterwegs auf der A 281, Probefahrt mit Nuri Uslu, Geschäftsführer der Sportwagen-Verleihfirma Premium Sport Cars, kurz PSC. Schlappe 3,5 Sekunden braucht der Chevy-Bolide bis Tempo 100, fast unmerklich fährt man allerdings deutlich schneller. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei gut 300 Stundenkilometern, der Spritverbrauch bei satten 14 Litern. Man kann sicherlich darüber streiten, ob diese Art von verschwenderischem Luxus noch zeitgemäß ist, aber Spaß macht das Fahren allemal.
Autovermietung auf Sportwagen spezialisiert
Schnelle Autos mochte Nuri Uslu, 30 Jahre alt, gelernter Speditionskaufmann, schon immer. Schon mit Anfang 20 hatte der Jungunternehmer seinen ersten Mercedes AMG, verdient mit viel Arbeit neben Schule und Ausbildung, wie er sagt. Unter anderem in einer Firma mit seinem Vater, die Autos von Bremerhaven in den arabischen Raum verschiffen ließ.
Als Uslu nach zwei Jahren seinen Wagen für einen neuen abgeben wollte, bekam er kein gutes Angebot dafür und behielt ihn vorerst. „In der Zeit hat mich eine Freundin, die im Atlantic Hotel an der Rezeption arbeitet, immer wieder gefragt, wo sie für ihre Gäste so ein Auto bekommen würde“, erzählt der gebürtige Bremer. So entstand die Idee für eine Autovermietung, die sich auf schnittige Sportwagen spezialisiert und hauptsächlich solvente Hotelgäste und Geschäftskunden ansprechen will.
Aber auch für Hochzeiten und andere Veranstaltungen können die Luxus-Schlitten gemietet werden, die natürlich nicht ganz billig sind. Für die Corvette zum Beispiel müssen die Kunden 449 Euro für 24 Stunden bezahlen, 200 Kilometer inklusive. Ein Wochenende mit 500 Freikilometern kostet 1299 Euro, dazu kommen 4000 Euro Kaution.
Acht luxuriöse Autos hat PSC inzwischen im Angebot; neben der Corvette einen BMW M550 XDrive sowie sechs verschiedene Mercedes AMG-Modelle als Cabrio oder Limousine. Die Ausstattung ist edel, vom Lenkrad mit weichem Alcantara-Leder bis zu fünf verschiedenen Massageprogrammen für den Fahrersitz. Die Pferdestärken bewegen sich zwischen vergleichsweise bescheidenen 258 bis hin zu üppigen 612. Klobige SUVs kann man bei PSC dagegen nicht mieten.
PSC Cars setzt auf Verlässlichkeit
„Wir hatten zuerst Probleme, eine Versicherung für unser Geschäftsmodell zu finden“, berichtet You-Sie Park, Freund und enger Mitarbeiter von Nuri Uslu, von den schwierigen Startbedingungen für das Unternehmen. Wegen der Corona-Pandemie verzögerte sich die Geschäftseröffnung um einen weiteren Monat, am 1. April ging es dann offiziell los.
Ab dem Frühsommer lief das Geschäft gut, vor allem mit Hochzeiten, aktuell sind wegen der Absage von Veranstaltungen viele bereits gebuchte Autos wieder storniert. „Das ist schon bedrohlich für uns, aber wir bleiben nicht stehen und bereiten uns auf die Zeit nach Corona vor“, blickt Nuri Uslu zuversichtlich in die Zukunft. Aktuell plant man hier Kooperationen mit einem großen Immobilienmakler und einem in der Region sehr bekannten Bauunternehmer, an dessen Baustellen die Banner von PSC hängen sollen. Bald will die Firma auch Oldtimer zur Miete anbieten, fünf Klassiker von Mercedes, Jaguar und Porsche sind bereits da.
Im Vergleich zu klassischen Autovermietern setze PSC Cars bei seinen Sportwagen auf ein verlässliches Angebot. „Andere Vermieter werben zwar mit solchen Autos, aber wenn man sie dann buchen möchte, kommt oft die Nachricht, dass sie gerade nicht zur Verfügung stehen und es wird ein Ersatzauto in der gleichen Kategorie angeboten“, erklärt Geschäftsführer Uslu, der auch vor unseriösen Offerten von privaten Firmen im Internet warnt.
„Es gibt Anbieter, die dort auffällig viele solcher Sportwagen zu Dumpingpreisen anbieten. Das sind aber oft nur Lockangebote mit Preisen, die für diese Wagen nicht realistisch sind“, erklärt er. Hinzu käme, dass diese Autos dann oft nicht als Mietwagen versichert sind oder die Kunden nicht mal einen Vertrag unterschreiben müssten. Nuri Uslu: "Solche unseriösen Angebote schädigen auch unser Geschäft. Wir achten sehr darauf, wer bei uns ein Auto mietet.“
Das Mindestalter, um bei PSC einen Sportwagen zu mieten, liegt bei 21 Jahren, zudem müssen die Kunden mindestens drei Jahre ihren Führerschein haben. „Eine gewisse Fahrerfahrung ist gerade bei Autos wie unseren schon notwendig“, betont Uslu. Jeder Mieter muss zudem eine Haftungsvereinbarung mit Hinweisen zum vernünftigen Fahren unterschreiben. Dort steht drin, dass man zum Beispiel den Mindestabstand einhalten soll, dass man keine scharfen Bremsmanöver macht oder im Wohngebiet den Motor röhren lässt. Und eigentlich auch keine Kick-downs auf der A 281.