Früher war es ein Flickenteppich. Jedes Bundesland hatte für die Maklercourtage beim Immobilienkauf eine andere Regelung. Wer im Land Bremen eine Wohnung oder ein Haus kaufen wollte, der musste die ganze Gebühr in einer Höhe von bis zu 5,95 Prozent des Kaufpreises an den Makler zahlen – auch, wenn er ihn nicht beauftragt hatte. So war es beispielsweise auch in Hessen. In Rheinland-Pfalz dagegen teilten sich Verkäufer und Käufer schon vorher die Courtage. Vor knapp einem Jahr ging das Gesetz durch den Bundesrat, dass bundeseinheitlich Käufer und Verkäufer die Gebühr für Makler jeweils höchstens bis zur Hälfte begleichen sollen. Es gilt seit dem 23. Dezember.
Gut fünf Monate später hat das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW) untersucht, wer in welchen Städten von dieser Neuregelung profitiert. Vorher hatte in Bremen der Käufer laut der IW-Analyse als Maklercourtage im Durchschnitt 5,81 Prozent des Preises für die Immobilie zu zahlen. Nun liege das Niveau um 2,38 Prozentpunkte niedriger – also bei 3,43 Prozent. Hinzu kommen für Käufer die üblichen Kosten wie Notar, Grundbucheintrag und die Grunderwerbssteuer. Bundesweit zahlten die Käufer vor der Gesetzesänderung übrigens laut IW im Schnitt um fünf Prozent. In der Region um Bremen herum zahlen demnach die Käufer jetzt im Landkreis Osterholz am wenigsten: Hier seien es im Schnitt 3,22 Prozent der Kaufsumme.
Besonders groß sei die Entlastung in Berlin und Brandenburg: Hier mussten Käufer bisher meist die volle Maklerprovision in Höhe von sieben Prozent zahlen, jetzt werden je nach Region zwischen 3,3 und vier Prozent fällig. Vergleichsweise groß sei die Entlastung auch in Hamburg. Dort sank die Courtage um 2,6 Prozentpunkte auf 3,41 Prozent und in Frankfurt am Main waren es 2,3 Prozentpunkte weniger. Nun liegt der Courtageanteil für die Käufer im Schnitt bei 3,21 Prozent.
Seit Januar mehr private Immobilienverkäufe
Was der Käufer durch die Novellierung des Gesetzes nun weniger zahlt, zahlt dagegen der Verkäufer mehr. Hier stellt das IW fest, dass die Zahl der Verkäufe ohne Makler stark zugenommen habe: Vor dem Gesetz wurden 35 Prozent aller Immobilien privat verkauft, inzwischen sind es 43 Prozent. Dass dies ab Januar Jahresanfang in Bremen ähnlich war, kann Jörg Schlüter, Geschäftsführer des gleichnamigen Maklerunternehmens aus Bremen-Schwachhausen bestätigen: "Es war ähnlich wie damals bei Vermietungen, als fortan der Vermieter allein die Courtage zu tragen hatte. Zuerst ging es zurück mit den angebotenen Wohnungen." Einige Verkäufer hätten es ab Januar privat versucht, die Wohnung oder das Haus zu veräußern. Doch dann konnte Schlüter, dessen Unternehmen seit mehr als 50 Jahren in Bremen am Markt ist, beobachten: "Nach einer gewissen Zeit haben die gemerkt, dass es da doch durchaus des professionellen Rats bedarf. Mittlerweile hat sich das wieder normalisiert.“
Dafür, dass die Zahl der Immobilienverkäufe über einen Makler zurückgegangen sei, hat Schlüter eine weitere Erklärung: "Es gibt eine gewisse Anzahl an Immobilien, die bei keinem Makler auftaucht." Denn viele Menschen, so auch in Bremen und umzu, seien händeringend auf der Suche nach einer Wohnung. "Da braucht das Kind nur in seiner Schulklasse zu sagen, dass die Eltern eine Wohnung verkaufen, und schon haben die Eltern am gleichen Tag noch fünf Anrufe von den Eltern der anderen Kinder", fügt Schlüter an. Für einen Makler bedeutet das auch, dass er sich stärker um neue Kunden bemühen müsse, um ausreichend Angebote für Kaufinteressenten zu haben. Mancher Makler habe derzeit auf der Angebotsseite weniger Objekte, als das vor zwei Jahren noch der Fall gewesen sei.
Bremer Makler halten Gesetz für fair
Schlüter selbst hatte vor der Novellierung des Gesetzes selbst dafür plädiert, dass beim Verkauf von Immobilien die Maklercourtage zwischen beiden Parteien aufgeteilt werde. So sah es vor gut einem Jahr, als das Gesetz in den Bundesrat ging, auch sein Branchenkollege Florian Wellmann: "Als Immobilienmakler bin ich für beide Parteien tätig." Beim Immobilienunternehmen Robert C. Spies war es genauso, wie der geschäftsführende Gesellschafter Jens Lütjen sagte: "Der Makler übernimmt eine Moderationstätigkeit zwischen Käufer und Verkäufer." Da gelte es, einen fairen Konsens zwischen ihnen zu schaffen: „Es geht uns immer um einen bestmöglichen Interessenausgleich – für beide Seiten.“
Was den Immobilienmarkt in Bremen angeht, normalisiere sich das Geschäft langsam wieder. „Im letzten halben Jahr wollten die Menschen kaum umziehen." Das sei höchstens der Fall gewesen, wenn sich Paare getrennt oder Menschen einen Arbeitsplatz in Bremen angetreten hätten. In den vergangenen acht Wochen ist da laut dem Makler eine andere Entwicklung zu spüren. "Wir stellen nun auch wieder Veränderungswünsche fest, dass die Menschen einfach nur innerhalb der Stadt umziehen wollen, weil sie womöglich mehr Platz haben wollen.“