Für den einen geht es von Bremen nach Stuttgart, für den anderen von Stuttgart nach Bremen. Denn im Werk von Mercedes gibt es in diesem Jahr einen Führungswechsel. Markus Keicher tritt im September als Standortverantwortlicher in Sebaldsbrück an. Das teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Keichers Vorgänger Peter Theurer wechselt, wie bereits bekannt war, in neuer Funktion nach Stuttgart.
Der neue Werksleiter freut sich auf seine Aufgabe in Bremen – gerade in diesen Zeiten: „Mit dem anstehenden Anlauf des ersten Elektrofahrzeugs der Marke EQ, dem EQC, übernehme ich das Werk zu einem historisch einmaligen Zeitpunkt.“ Im weltweiten Leadwerk der C-Klasse soll der Geländewagen im nächsten Jahr seine Premiere feiern.
Ab Anfang 2019 wird der SUV in Bremen produziert. Die Vorbereitungen dafür laufen schon lange Zeit. Keicher lobte den Standort: „Das Werk Bremen steht für Kontinuität und höchste Qualität.“ Weiterhin will er eng mit der Region Bremen zusammenarbeiten. Als Werksleiter ist er für das operative Geschäft verantwortlich. Zudem repräsentiert er die Daimler AG vor Ort.
Der 50-Jährige ist in Untertürkheim Leiter der Motorenproduktion. Weltweit ist er zudem Sprecher des gesamten Produktionsverbunds der Motoren. Markus Keicher habe in seiner jetzigen Position hervorragende Arbeit geleistet, sagte Andreas Kellermann, Leiter des weltweiten Produktionsnetzwerks für die S-, E- und C-Klasse.
„Ich bin davon überzeugt, dass er das Werk Bremen erfolgreich in die Zukunft führen wird.“ Kellermann kennt den Standort gut: Denn er war selbst schon Werksleiter in Bremen. Im Mai kündigte der bisherige Leiter bereits an, dass sein Posten im Werk in Sebaldsbrück frei wird. In einer Nachricht an die Führungskräfte im Unternehmen schrieb Theurer, dass er in Zukunft die Anläufe alle S-, E- und C-Klassen verantworten werde.
Dazu zählen die Bereiche Produktion, Entwicklung und Einkauf der Werke. Diese Stelle im Konzern ist neu geschaffen worden. Theurer war fünfzehn Jahre in Führungspositionen in Bremen im Einsatz. Der 49-Jährige hat hier seither seinen Lebensmittelpunkt. In Zukunft will er in seiner Rolle als Chief Engineer Produktion weiter eng mit Bremen zusammenarbeiten.
Eine gute Nachricht für das Werk
Die Suche nach einem Nachfolger hat nicht lange gedauert. „Ich freue mich, dass wir da Klarheit haben. Das ist ein gutes Zeichen“, sagt Michael Peters, Vorsitzender des Betriebsrats im Mercedes-Werk. Nun sei die Zeit der Spekulation in der Belegschaft, wer denn nun kommt, wieder vorbei. Peters kennt Keicher nicht persönlich.
Der neue Chef hat sich aber schon beim Arbeitnehmervertreter mit einer Nachricht gemeldet. „Das finde ich gut. Ich habe ihn daraufhin zum Kaffee in den Betriebsrat eingeladen.“ Es ist dieser Tage eine gute Nachricht für das Werk in Zeiten des Dieselskandals. Denn erst am Montag war im Anschluss an ein Treffen zwischen Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und Vorstandschef Dieter Zetsche bekannt geworden: Daimler muss wegen unzulässiger Abschalteinrichtungen bei der Abgasreinigung deutschlandweit 238.000 Fahrzeuge zurückrufen.
In Europa sind es 774.000 Fahrzeuge. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt in Sachen Diesel gegen einzelne Mitarbeiter. Derzeit droht Daimler keine Geldbuße wie VW. Ausgeschlossen ist das aber nicht. Ein Blick in die Zukunft tut da gut. Und Aufgaben warten in Bremen viele auf Keicher – nicht nur, weil in Bremen das erste Elektroauto der Serie EQ von Band läuft.
Außerdem gehe es um die Frage, welche Fahrzeuge in Zukunft in Bremen gebaut werden, sagt Betriebsratschef Peters. „Das ist immer ein Thema.“ Peters hofft auf weitere E-Auto-Modelle für sein Werk: „Wir sind die Ersten. Das reicht aber nicht.“ Zugleich müsse Keicher die Digitalisierung und die damit einhergehende Veränderung der Arbeitswelt angehen. Dazu zählten auch die Qualifizierung der Mitarbeiter und der Wissenstransfer in der Belegschaft. Denn in den nächsten Jahren gingen erfahrene Kollegen in den Ruhestand.
In Stuttgart hat Keicher zunächst Maschinenbau studiert und anschließend in London am Imperial College promoviert. Seit 20 Jahren ist er bei Mercedes. Nach Führungsaufgaben wechselt er 2011 in das Joint Venture Beijing Benz Automotive nach China. In Zukunft könnte der Austausch mit Peking für Keicher wieder intensiver werden. Denn dort soll der EQC ebenfalls im Anschluss an die Bremer Premiere anlaufen.