Nachdem schon das Handwerk mehrfach gefordert hat, zur verpflichtenden Meisterprüfung in bestimmten Berufen zurückzukehren, gibt es solche Überlegungen nun auch in der Politik. "Die Abschaffung der Meisterpflicht war ein Fehler. Die Qualität der Arbeit hat sich in diesen Gewerken teilweise deutlich verschlechtert, außerdem wird weniger Nachwuchs ausgebildet", sagte Carsten Linnemann, stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
Auch SPD-Fraktionsvize Sören Bartol meinte, eine qualitativ hochwertige Ausbildung müsse gewährleistet werden. "Ich erwarte von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) einen konkreten Vorschlag, wie man die Handwerksordnung ändern kann." Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer hatte bereits während der Koalitionsverhandlungen im Winter Union und SPD zur Wiedereinführung der Meisterpflicht aufgefordert.
In der "Saarbrücker Zeitung" warnte der Chef des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks vor Nachwuchsmangel und sinkender Qualität. Mittlerweile könne jeder "zum Gewerbeamt gehen und sagen, ich bin Raumausstatter, Gold- und Silberschmied oder Parkettleger – ohne Qualifikationsnachweis". Die Meisterpflicht wurde 2004 für 53 der 94 Handwerksberufe abgeschafft.
Der Präses der Handwerkskammer Bremen, Jan-Gerd Kröger, unterstützt diesen Kurs. Er habe als Sachverständiger selbst die Erfahrung machen müssen, dass die Qualität nachgelassen habe – häufig etwa bei Fliesenlegern. „Das ist so komplex, das kann man nicht als One-Man-Show machen“, sagt Kröger.
Durch Wegfall der Meisterpflicht hätten sich aber viele Handwerker oft ohne Mitarbeiter selbstständig gemacht. Wenn Fliesen in einem Badezimmer neugemacht werden müssten, weil ein Handwerker schlechte Arbeit gemacht habe, färbe das auf den gesamten Berufsstand ab und hinterlasse ein schlechtes Bild beim Kunden. „Deshalb müssen wir die fachliche Kompetenz sicherstellen.“
Kröger geht es aber auch darum, den Handwerksnachwuchs gut auszubilden. Wer soloselbstständig und ohne Meisterbrief sei, der bilde nicht aus. „Die Ausbildung hat stark gelitten“, sagt Kröger. Der Fachkräftemangel werde durch den Wegfall der Meisterpflicht nur noch verschärft. So gab es 2004 etwa 25.500 Fliesenleger-Betriebe mit 3000 Auszubildenden, wie die „FAZ“ berichtet. 2016 waren es schon 69.700 Unternehmen, aber nur noch 2200 Lehrlinge.
Im Haus von Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD) wird der Vorstoß unterschiedlich bewertet. Auch hier hofft man, dass mehr ausbildungsberechtige Betriebe auch zu mehr Lehrlingen führen. Es bestehe aber auch die Gefahr, Hürden bei der Betriebsgründung aufzubauen. „Dadurch würde die europäische Harmonisierung und Öffnung des Marktzuganges zurückgedreht werden“, heißt es in einer Stellungnahme.