Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Zahlungsmittel Wie Bremer Banken die Zukunft des Bargelds sehen

Zum Bezahlen zücken die Verbraucher immer seltener ihr Portemonnaie. Dennoch ist Bargeld weiter gefragt. Wie sieht die Zukunft von Scheinen und Münzen aus?
21.08.2023, 05:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Wie Bremer Banken die Zukunft des Bargelds sehen
Von Lisa Schröder

Immer häufiger setzen Verbraucher auf Kartenzahlung. Die Entwicklung ist Experten zufolge durch die Pandemie verstärkt worden. „Das Bezahlverhalten der Menschen in Bremen hat sich während der vergangenen Jahre stark verändert“, berichtet Frauke Hegemann, Vorständin der Sparkasse Bremen. Scheine und Münzen sind nach ihrer Wahrnehmung nicht mehr überall gewünscht. In der Stadt stoße man auch auf einen bundesweiten Trend in Einzelhandel und Gastronomie: Bargeld werde in einigen Geschäften gar nicht mehr akzeptiert.

Wie oft wird noch mit Bargeld gezahlt?

Eine Studie des Kölner Handelsforschungsinstitut EHI belegt den Zuwachs bei der Kartenzahlung. Auf fast 60 Prozent stieg der Anteil im Einzelhandel demnach im vergangenen Jahr. Bargeld wurde für rund 37,5 Prozent der Einkäufe genutzt. Immer beliebter werde in Bremen auch die Bezahlung mit dem Smartphone, sagt Frauke Hegemann von der Sparkasse: „Wir rechnen hier in den nächsten Jahren mit einer weiteren Zunahme.“ Diese Trends sieht die Bremische Volksbank ebenfalls. Es habe sich bei vielen stark verfestigt, sagt Prokurist Thomas Trenz, weitestgehend kontaktlos zahlen zu wollen. Das Nutzen von Smartwatches nehme insbesondere bei den Jüngeren zu. Das Bargeld trete etwas in den Hintergrund.

Lesen Sie auch

Wie viel Bargeld heben die Kunden an Bankautomaten ab?

Im Schnitt ziehen die Kunden der Bremischen Volksbank, wenn sie einen Geldautomaten nutzen, 220 Euro. „Das hat mich auch ein bisschen überrascht“, sagt Trenz. „Ich dachte eher, wir landen irgendwo zwischen 50 bis 150 Euro.“ Auf ein ähnliches Ergebnis kommt die Sparkasse Bremen – auf etwa 200 Euro. Die Unterschiede der Beträge seien allerdings groß. „Auch unser Bargeldservice wird von unserer Kundschaft nach wie vor sehr gut angenommen“, sagt Hegemann. Während der Pandemie seien die Bargeldabhebungen an den Automaten stark zurückgegangen, inzwischen hätten sie sich wieder auf dem Vor-Corona-Niveau eingependelt.

Wird Bargeld eines Tages ganz verschwinden?

Der Experte der Bremischen Volksbank kann sich nicht vorstellen, dass das Bargeld in absehbarer Zeit verschwinden wird. „So weit ist unsere Gesellschaft nicht“, stellt Trenz fest. „Bis jetzt ist das Bargeld immer noch des Deutschen liebstes Kind.“ Wenngleich die Jüngeren eine andere Einstellung dazu hätten, wie er es bei seinen eigenen Kindern erlebe. Von ihnen werde es als „charmant“ empfunden, im Ausland kein Bargeld zu benötigen: „Unsere Nachbarländer sind da ein bisschen weiter.“

Lesen Sie auch

Wie stehen Banken zum Bargeld?

Ende 2022 waren mehr als 1,5 Billionen Euro im Umlauf. „Die ausgegebene Menge an Bargeld steigt kontinuierlich an“, so die Bundesbank. Über die Hälfte aller Banknoten stamme aus den Tresoren der deutschen Zentralbank. Das Bargeld kostet jedoch. Es ist unter anderem teurer geworden, weil die Regularien zur Ausgabe heute strenger sind. Zugleich ist das Risiko von Geldautomatensprengungen gestiegen. Vor allem auch in Niedersachsen gibt es immer wieder solche Fälle. „Wir hätten betriebswirtschaftlich gesehen gar kein Problem, wenn das Bargeld nicht mehr existieren würde“, sagt Trenz. Digitales Geld sei einfacher zu verwalten. Das Bargeld also einfach abschaffen? „Das geht nicht." Gerade eine Volksbank müsse das Angebot für die Kunden aufrechterhalten – egal wie teuer es sei. Alternativen zum Bargeld, wie es der digitale Euro sein könne, behalte man im Blick.

Lesen Sie auch

Muss Bargeld überall akzeptiert werden?

Die Deutsche Bundesbank hält dies für das Zahlungssystem unerlässlich. „So kann jeder frei wählen, wie er bezahlen will, und Menschen ohne Zugang zu elektronischen Zahlungen werden nicht benachteiligt“, heißt es auf der Website. Die meisten Menschen im Euroraum, so die Bundesbank, zahlten kleinere Beträge nach wie vor am liebsten bar. Einzelhändler und andere Geschäfte dürften Bargeldzahlungen nicht ablehnen, „außer, beide Parteien haben sich vorab auf eine andere Zahlungsweise geeinigt“. Die Verbraucherzentrale Niedersachsen erklärt: „Tatsächlich darf ein Händler die Annahme von Bargeld verweigern. Allerdings muss er seine Kunden vorab deutlich darauf hinweisen.“ 

Wie sieht es in Bremen mit der Bargeldversorgung aus?

Im Frühjahr haben die Senatskanzlei und Sparkasse Bremen unter anderem beschlossen, dass das Netz an Geldautomaten verdichtet werden soll – vor allem mit zusätz­lichen Standorten in Huckelriede, Walle, in der Östlichen Vorstadt und Innenstadt. Die Sparkasse will außerdem den Einsatz mobiler Geldautomaten testen.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)