Die Ariane 6, Europas neue Trägerrakete, wartet noch immer auf den Erstflug. Seit einiger Zeit arbeitet Hersteller Ariane Group schon daran, die Rakete weiter zu verbessern. Ein nächster wichtiger Schritt ist nun getan, dessen Folgen auch Bremen zu spüren bekommen wird.
Mit der Europäischen Weltraumagentur Esa wurde nun ein Vertrag über fast 15 Millionen Euro unterzeichnet, der die Entwicklung der sogenannten schwarzen Oberstufe vorantreibt – „schwarz“, weil sie zum Teil aus Carbon bestehen soll und diese Kohlefasern schwarz sind. Neben der Farbe bringt das neue Material aber auch andere Eigenschaften mit, von denen sich die Ariane-Ingenieure viel versprechen: Sie wird unter anderem deutlich leichter sein. „Wir rechnen mit zwei Tonnen mehr Nutzlast, die wir durch die schwarze Oberstufe mitnehmen können“, sagt Jens Laßmann, Bremer Standortleiter von Ariane Group.
Preis pro Kilogramm – das ist die Währung, die in der Raumfahrtbranche gilt. Je günstiger es ist, etwas ins All zu befördern, desto attraktiver ist eine Rakete. Daher sind Raumfahrtingenieure darauf bedacht, Gewicht zu sparen. Denn was die Rakete weniger wiegt, kann zusätzlich als Ladung mitgenommen werden.
Laßmann sieht aber auch Vorteile in der Produktion, die sich auf den Preis niederschlagen sollen. So sollen sich die Teile leichter und schneller bauen lassen. „Indem wir Schritte auslassen können, können wir die Arbeitskosten senken“, sagt der Standortleiter. Im Grunde könnte man auch so eine Oberstufe mit einem 3-D-Drucker herstellen.
Bis es so weit ist, wird es aber noch dauern. Der nun unterzeichnete Vertrag mit der Esa sichert erst einmal eine Testphase ab, in der ein Demonstrator entwickelt werden soll. Er soll einer richtigen Oberstufe so ähnlich wie möglich sein und beweisen, dass die entwickelten Technologien funktionieren. Laut Laßmann besteht eine große Herausforderung in den Tanks, die jeweils mit flüssigem Sauerstoff und Wasserstoff befüllt werden. Diese sind extrem kalt und beanspruchen die Tanks – die bislang aus Aluminium gebaut werden – daher besonders. Bis eine Oberstufe aus Carbon zum Praxiseinsatz kommt, dürfte es noch einige Jahre dauern.
„Für den Standort Bremen ist das ein Zukunftsprojekt“, sagt Laßmann. Für viele Mitarbeiter, die mit der Entwicklung der Ariane 6 befasst gewesen seien, gebe es nun eine neue, spannende Aufgabe. Gleichzeitig könne so Know-how im Unternehmen gehalten werden. „Bremen steht für Oberstufen und wird es auch weiterhin tun“, sagt der Standortleiter.