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Made in Bremen Mit einer Fusion an die Spitze der norddeutschen Event-Agenturen

Es fing an mit einem Kaffee, nun steht die Heirat der beiden Unternehmen kurz bevor: Jokmok und Lite Life gehen ab Juli ihren Weg gemeinsam. Ihr Ziel: die norddeutsche Spitze unter den Event-Agenturen werden.
15.06.2019, 18:51 Uhr
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Von Jean-Pierre Fellmer

Einhundert rote Schwimmreifen auf der Weser, dazu der Klang einer Gitarre aus den Lautsprechern und ein Bier mit Schaumkrone am Café Sand: Die Haake-Beck-Badeinsel-Regatta hat 16 Jahre lang Tausende Besucher angezogen. Anders, aber auch gut besucht war das Pokémon-Turnier im Foyer des Musical-Theaters Bremen im Jahr 2017, bei dem sich Hunderte Fans der Fantasiewesen beim Sammelkarten- und Videospiel gemessen haben. Hinter beiden Veranstaltungen stecken zwei Bremer Eventagenturen: Lite Life organisierte die Regatta, Jokmok das Pokémon-Turnier. Beide Unternehmen gehen ab Juli ihren Weg gemeinsam – als Jokmok und Lite Life GmbH.

Die Idee zur Fusion entstand bei einem Kaffee: Die Inhaber und Geschäftsführer Majo Ussat (Jokmok) und Lars Heiser (Lite Life) lernen sich durch Zufall kennen und verabreden sich auf ein Heißgetränk. Wenig später stellen beide fest, dass sie nicht nur ähnliche Firmenkulturen vertreten, sondern ihre Märkte sich auch gut ergänzen: Jokmok ist mit Kunden wie The Pokémon Company, dem Videospiele-Hersteller Konami oder der Filmschmiede Universal Studios international tätig, Schwerpunkt von Lite Life ist das regionale Geschäft, unter anderem für Bremer Unternehmen und Marken wie Arcelor-Mittal, Becks oder Mercedes-Benz.

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Es folgen weitere Besprechungen, ein gemeinsames Grillen mit den etwa 20 Mitarbeitern, ein Abendessen der Chefs und deren Frauen. Alles verläuft gut, Ende 2018 steht die Entscheidung für die gemeinsame Zukunft.

Aber was genau macht eigentlich eine Eventagentur? Sie organisiert Veranstaltungen. „Das fängt bei der Zielsetzung an: Was will ein Unternehmen überhaupt mit einem Ereignis bezwecken?“, sagt Ussat. Die Agentur entwickelt unter anderem ein Konzept, sucht nach einem Veranstaltungsort, beschafft Helfer, bucht Musiker, kümmert sich um das Catering und evaluiert später das Ergebnis. Dabei können der Anlass und die Größe der Veranstaltung ganz unterschiedlich sein: vom Fest einer Supermarktfiliale auf einem Parkplatz über einen Tag der offenen Tür bei einer großen Firma bis hin zu Großveranstaltungen wie etwa der Badeinsel-Regatta.

Sympathie ist aber nicht der einzige Grund für die Fusion: Der Markt habe sich verändert. „Es gibt immer mehr Vorgaben bei der Beschäftigung des Personals, die eingehalten werden müssen.“ Es könne etwa effizienter Personal beschäftigt werden: Die Abwicklung der Mitarbeiter sei in der Branche kompliziert, die Beschäftigung von Studenten als Helfern etwa richte sich nach den Veranstaltungen und ist daher unstetig.

Der Markt ist schnelllebiger geworden

Arbeitet ein Unternehmen einen Arbeitsvertrag aus, könne das andere Unternehmen sich daran zukünftig bedienen. Einerseits sei der Markt schnelllebiger geworden, sagt Heiser. „Früher haben die Kunden ein Jahr vor der Veranstaltung angerufen, mittlerweile geben sie ihre Aufträge deutlich kurzfristiger ab.“ Andererseits gebe es immer mehr gesetzliche Bestimmungen, die eingehalten werden müssten. „Nach der Loveparade in Duisburg will niemand mehr einen Fehler machen, auch nicht die Behörden.“

Nicht nur Regeln, auch Trends verändern den Anspruch an die Agenturen. Zum Beispiel das Thema Nachhaltigkeit. „Wir versuchen schon, regionale Künstler für unsere Veranstaltungen zu bekommen.“ Wenn das Zelt vom Anbieter in den Niederlanden allerdings nur die Hälfte koste, dann sei die nachhaltige Alternative auch dem Kunden zu teuer. Es ist laut Ussat schwierig, grüne Veranstaltungen anzubieten und gleichzeitig wettbewerbsfähig zu sein. Der Faktor Digitalisierung spiele auch in dieser Branche eine Rolle, etwa Virtuelle Realität (VR).

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„Neulich stand ich mit einem Kunden in einer Ausstellungshalle von Mercedes: Da stehen drei Wagen, sonst ist das eine nackte Halle.“ Statt dem Kunden zu beschreiben, wie er sich die Veranstaltung vorstellen müsse, könne er zukünftig die VR-Brille aufsetzen und das Konzept erleben. „Gefallen ihm zum Beispiel in der Simulation die Stühle nicht, können sie sofort dort ausgetauscht werden. Bisher ist die Technik noch am Anfang, aber der Trend geht in diese Richtung.“ Auch dafür sei ein Bündnis von Vorteil: In Technologien wie VR-Simulationen zu investieren, sei nicht günstig – es lohne sich, die Kosten zu teilen.

Langfristiger Umzug der Lite Life-Mitarbeiter

Ab dem 1. Juli arbeiten beide Unternehmen offiziell als Jokmok und Lite Life GmbH zusammen, gemeinsame Projekte gibt es schon jetzt. Der Standort von Lite Life in Oberneuland bleibt vorerst bestehen, mittelfristig sollen die Mitarbeiter aber zu Jokmok in die Alte Schnapsfabrik in der Neustadt ziehen, wo auch andere Agenturen sitzen, etwa eine Video-Produktionsfirma oder eine Werbeagentur. „Für unsere Kunden ändert sich aber nichts“, sagt Heiser. Auch die Ansprechpartner blieben die gleichen.

Die nächsten Schritte sind bereits ausgelotet: „Wir wollen uns unabhängig vom Eventmarkt machen, jedes Jahr einen neuen Geschäftszweig erschließen“, sagt Ussat. Für 2020 ist es das Projekt Eventreisen: individuell gestaltete Reisen für Gruppen, etwa für Privatpersonen oder für Firmen. Auch das langfristige Ziel steht fest: „In zehn Jahren wollen wir die Nummer eins der Erlebniskommunikation in Norddeutschland sein.“

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