Bremer setzen sich wegen der Corona-Pandemie häufiger ans Steuer als geplant. Öffentliche Verkehrsmittel wie Bahn und Bus hingegen rangieren noch hinter dem Fahrrad. Das hat das Umfrageinstitut Yougov im Auftrag der HUK Coburg ermittelt, die die Ergebnisse am Dienstag veröffentlichte. 70 Prozent der Befragten ist demnach das Auto am liebsten, inklusive Elektroautos sind es laut Yougov sogar 73 Prozent.
Jeder zehnte Bremer hatte vor der Corona-Zeit beabsichtigt, das Auto seltener zu nutzen, macht das jetzt aber doch nicht. Das ist der höchste Anteil im Bundesländer-Vergleich. Deutschlandweit liegt der Schnitt bei sieben Prozent. Einer der Hauptgründe ist die bessere Hygiene, 13 Prozent der Bremer legen darauf besonders wert. Außerdem schätzen die Hansestädter die Schnelligkeit bei der Fortbewegung mit dem Auto, das erklärt knapp ein Drittel der Befragten, der Bundesschnitt liegt mit 24 Prozent deutlich darunter.
In Bremen erklären 21 Prozent der Befragten, dass ein Auto im Haushalt beruflich unverzichtbar ist. Der Bundesschnitt liegt bei 27 Prozent. Niedriger als in Bremen ist dieser Wert nur in den beiden anderen Stadtstaaten, in Hamburg erklären das elf Prozent, in Berlin sind es zwölf. Trotzdem hat sich in keinem anderen Bundesland die Einstellung bei der Auswahl von Fortbewegungsmitteln so stark verändert wie in Bremen: Mehr als jeder Dritte (39 Prozent) gibt das an. Im Bundesdurchschnitt sind es nur etwa jeder Vierte. Die Bremer sind im Vergleich mit anderen Bundesländern bei der Wahl des Fortbewegungsmittels am häufigsten umweltbewusst: 17 Prozent nennen für diese Wahl die CO2-Neutralität als wichtigstes Kriterium. Im Bundesschnitt sind es nur elf Prozent.
Kosten sind Befragten wichtiger als die Umwelt
Abgesehen von den persönlichen Vorlieben bei der Fortbewegung von A nach B ließ die HUK die Teilnehmer auch nach ihren Vorstellungen zu Verkehr und Mobilitätskonzepten für die Zukunft befragen. Die Bezahlbarkeit und die Kosten spielen für viele Befragte dabei eine erheblich größere Rolle als die Umwelt. 46 Prozent nannten die Bezahlbarkeit als wichtigstes Kriterium, 29 Prozent den Klimaschutz. „Die Mobilitätskosten, von der Bahn über Kraftstoff bis hin zum öffentlichen Nahverkehr, sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen“, sagte dazu HUK-Vorstandsmitglied Jörg Rheinländer.
47 Prozent nannten dementsprechend als größte Befürchtung, dass die Kosten für Mobilität steigen könnten, während 27 Prozent besorgt waren, dass der Umweltschutz zu kurz kommen könnte. Forderungen nach einer Umorientierung der Verkehrspolitik im Interesse des Klimaschutzes stoßen jedoch bei einer fast ebenso großen Minderheit auf Vorbehalte: 25 Prozent fürchten „zu einseitiges Forschen nur in vorgegebene Richtungen“, 23 Prozent einen „Verlust an Individualität und Selbstbestimmung“ bei der Wahl des Verkehrsmittels.