Die Mehrwertsteuer bei Fleisch von sieben auf 19 Prozent erhöhen – so könnte ein möglicher Plan nach dem Treffen von Bundeskanzler Olaf Scholz mit der Zukunftskommission Landwirtschaft am Donnerstag lauten. Die Mehreinnahmen durch die Steuer sollen den Landwirten beim Umbau zu mehr Tierwohl helfen. Nicht nur der Deutsche Fleischer-Verband sieht diesen Plan kritisch. Die Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststätten-Bundesverbands (Dehoga) sagte dem WESER-KURIER am Freitag: „Höhere Steuern auf Fleisch lehnen wir ab.“
Zuvor erläuterte der Präsident des Deutschen Fleischer-Verbands, Herbert Dohrmann, der auch Obermeister der Bremer Fleischerinnung ist, seine Gründe: „Der jetzt erneut vorgelegte Vorschlag würde diejenigen bestrafen, die schon heute nach höheren Standards arbeiten.“ Je hochwertiger ein Produkt sei, desto mehr würde sich der prozentuale Aufschlag bemerkbar machen, und den Preisunterschied zum weniger hochwertigen Fleisch noch vergrößern. Dohrmann prognostizierte: „Am Ende würden diejenigen die Hauptlast des Haltungsumbaus tragen, die schon heute gute Bedingungen mitfinanzieren.“
Einheitliche Steuer für Essen
Der Dehoga-Bundesverband setzt sich seit vergangenem Jahr an anderer Stelle mit der Mehrwertsteuer auseinander. Nachdem die Mehrwertsteuer für Essen im Restaurant vor Ort zum Januar von sieben auf 19 Prozent zurückgesetzt wurde, fordert der Verband eine einheitliche Besteuerung in der Gastronomie: "Es ist weder fair noch gerecht, verpacktes Essen to go oder die Essenslieferung mit sieben Prozent zu besteuern und das Essen auf dem Porzellanteller mit 19 Prozent." Der Dehoga weist darauf hin, dass die Rückkehr zu 19 Prozent auch die Verpflegung von Kitas und Schulen trifft. Das stehe "im krassen Widerspruch zu den Zielen der Ernährungsstrategie der Bundesregierung". Der Verband weist darauf hin, dass in 23 EU-Staaten steuerlich kein Unterschied zwischen dem Essen aus dem Supermarkt, der Lieferung von Essen, dem Essen im Gehen, im Stehen und dem Essen im Restaurant gemacht werde. Das müsse auch für Deutschland gelten.