Der Arbeitsmarkt im abgelaufenen Monat zeigt für das Land Bremen ein zweischneidiges Ergebnis: Während in der Stadt Bremen die Arbeitslosenquote gestiegen ist, ist sie in Bremerhaven erneut leicht gesunken. Gleichzeitig gibt es weiterhin viele unbesetzte Stellen.
In der Hansestadt lag die Arbeitslosenquote im Juni bei 9,6 Prozent. Das sind 0,1 Zähler mehr als im Mai, und 0,3 Zähler mehr als im Vorjahreszeitraum. In absoluten Zahlen bedeutet das, dass im Juni 1617 Personen mehr arbeitslos gemeldet waren, als vor einem Jahr. In der Seestadt lag die Quote im Juni dagegen bei zwölf Prozent, was nochmals 0,3 Prozentpunkte weniger waren als im Mai und 0,5 Punkte weniger als im Juni 2018.

So wie in Bremerhaven ist im gesamten Bundesland Niedersachsen im Juni die Arbeitslosenzahl leicht gesunken. 212 889 Menschen waren landesweit als arbeitslos gemeldet, wie die Bundesagentur für Arbeit in Hannover am Montag mitteilte. Das seien 1,2 Prozent weniger als im Vormonat und 3,9 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote lag den Angaben zufolge im Juni bei 4,9 Prozent gegenüber fünf Prozent im Mai. Was die Region in Bremen und umzu angeht, herrscht im Landkreis Oldenburg nahezu Vollbeschäftigung. Dort lag die Arbeitslosenquote bei drei Prozent.
Einen Grund zur Sorge sieht der Chef der Arbeitsagentur Bremen und Bremerhaven allerdings noch nicht. Joachim Ossmann begründet dies auch mit einem veränderten Ansatz für die Berechnung: „Ursache hierfür war weiterhin die Korrektur zuvor untererfasster Arbeitsloser im Bereich der Grundsicherung im Rahmen laufender Qualitätssicherungsmaßnahmen seit April.“ Gleichzeitig sieht Ossmann aber auch, dass die Dynamik nachlasse, was allerdings bundesweit der Fall sei: „Vor dieser Entwicklung kann sich das Land Bremen auch nicht verschließen.“
Als erfreulich bezeichnete der Chef der Bremer Arbeitsagentur allerdings, dass die Fachkräftenachfrage gegenüber dem Vormonat wieder angezogen habe. Die Schwerpunkte lagen dabei im Handel, im Gesundheits- und Sozialwesen, in der Gastronomie sowie der Zeitarbeit. Allein im Juni wurden der Jobbehörde knapp 1900 freie Stellen gemeldet. Da kletterte der Bestand an insgesamt freien Jobs im Juni auf 8125 Stellen. Was Ossmann auch freut, ist, dass gegenüber Mai bei den Schwerbehinderten die Arbeitslosigkeit um 2,7 Prozent zurückging. Bei den Arbeitslosen, die älter als 50 Jahre sind, gab es ein Minus von 1,4 Prozent und auch bei den Langzeitarbeitslosen gab es im Bereich der Bremer Arbeitsagentur ein Minus von 0,7 Prozent.
Auch wenn das neue Ausbildungsjahr in einem Monat startet, sei immer noch viel Bewegung im Markt der Bewerber und der offenen Stellen. So gibt es momentan im Bezirk der Arbeitsagentur noch 2231 offene Ausbildungsplätze, die der Behörde gemeldet sind. Dem stehen 2159 Bewerber gegenüber, die noch auf der Suche nach einem Platz sind und als „unversorgt“ gelten. Was Joachim Ossmann dabei auffällt, ist, dass die Unternehmen gegenüber dem Juni 2018 bei der Arbeitsagentur knapp 1000 Ausbildungsplätze mehr gemeldet haben. In den vergangenen Monaten hatten die Kammern allerdings auch bei den Betrieben dazu aufgerufen, ihre Lehrstellen der Arbeitsagentur zu melden, wozu sie ja eigentlich nicht verpflichtet sind. Das helfe aber der Statistik.
Joachim Ossmann machte den jungen Leuten Hoffnung: „Die Chancen, kurz vor Ausbildungsbeginn noch einen Ausbildungsplatz zu finden, stehen daher gut. Wer jetzt noch nichts gefunden hat, oder sich kurzfristig überlegt, doch noch in diesem Jahr eine Ausbildung anzufangen, soll sich unbedingt an die Berufsberatung wenden. Wir versuchen, allen Jugendlichen zu helfen.“ Die Jugendberufsagentur ist im Internet unter www.jugendberufsagentur-bremen.de zu erreichen oder telefonisch unter der kostenlosen Telefonnummer 08 00 / 455 55 00.
Zahl der Arbeitslosen im Juni kaum zurückgegangen
Bundesweit sei trotz leicht gesunkener Arbeitslosenzahlen die konjunkturelle Abkühlung spürbar, wie die Bundesarbeitsagentur am Montag in Nürnberg sagte. Im Juni ist die Zahl der Erwerbslosen nur noch wenig zurückgegangen, so BA-Chef Detlef Scheele. Die Bundesagentur für Arbeit zählte 20 000 Arbeitslose weniger als im Mai und 60 000 weniger als ein Jahr zuvor. Die Gesamtzahl sank damit auf 2,2 Millionen. Die Arbeitslosenquote blieb unverändert bei 4,9 Prozent.
„Die schwächere konjunkturelle Entwicklung hinterlässt leichte Spuren auf dem Arbeitsmarkt“, sagte Scheele. „Die Zahl der gemeldeten Stellen geht auf hohem Niveau zurück und das Beschäftigungswachstum verliert an Dynamik.“ Die schlechten Nachrichten der vergangenen Wochen aus großen Industriefirmen spiegeln sich in den neuen Zahlen noch nicht wider. Doch wird die Nachfrage der Unternehmen nach neuen Mitarbeitern merklich schwächer. Das treffe sowohl Beschäftigte in der Zeitarbeit als auch Hartz-IV-Empfänger, für die es schwieriger werde, einen Job zu finden.
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