Die Europäische Weltraumorganisation Esa hat mit Airbus Defence and Space (DS) den erwarteten Vertrag für den Bau des dritten Europäischen Service-Moduls (ESM) unterzeichnet, das für das US-amerikanische bemannte Raumfahrzeug Orion bestimmt ist. Das ist gut für den Bremer Standort: Denn wie die ersten beiden Antriebs- und Versorgungsmodule wird auch das dritte ESM hier gefertigt.
Der Vertrag hat nach Angaben von Airbus DS ein Volumen von etwa 250 Millionen Euro. Dieses Modul soll 2024 für eine bemannte Mission eingesetzt werden, bei der wieder Astronauten zum Mond fliegen – die ersten seit dem dann mehr als 50 Jahre zurückliegenden letzten Besuch mit der Apollo 17. Dass Airbus für den Bau des 13 Tonnen schweren ESM als Hauptauftragnehmer von der Nasa ausgewählt wurde, ist auf Erfahrungen zurückzuführen, die das Unternehmen bei der Entwicklung der fünf ATV-Raumtransporter in Bremen gesammelt hat, die zur Versorgung der Internationalen Raumstation dienten.
Mit der Fertigung des ESM wurde von der Nasa zum ersten Mal nicht ein US-Unternehmen mit der Entwicklung eines systemrelevaten Moduls beauftragt – für Airbus DS war das eine Art Ritterschlag. Das zylinderförmige ESM mit einer Höhe und einem Durchmesser von etwa vier Metern ist für Antrieb, Energie und Thermalkontrolle zuständig und soll die Astronauten auf ihren Missionen mit Wasser und Sauerstoff versorgen.
Das Servicemodul samt Orion ist Bestandteil des Artemis-Programms der Nasa. Das Artemis-Programm sieht unter anderem das Lunar Gateway in einem elliptischen Mondorbit vor, das als Basislager für Missionen zur Mondoberfläche und später mal als Sprungbrett zum Mars genutzt werden soll. „Wir helfen mit unserem Know-how und unseren Kompetenzen, auch künftige Mondmissionen in internationaler Partnerschaft zu realisieren“, sagte Andreas Hammer, Leiter Space Exploration bei Airbus. „Gemeinsam mit unseren Kunden Esa und Nasa sowie unserem Industriepartner Lockheed Martin haben wir nun eine verlässliche Planungsgrundlage für die ersten drei Mond-Missionen.“
Über 2024 hinaus plant die Nasa weitere Missionen. Und wenn Airbus DS dafür auch weiterhin das ESM liefert, wäre die Herstellung eines Moduls pro Jahr eine Art Serienfertigung – zumindest für die Raumfahrtindustrie. Angebote hat Airbus DS bereits für die Module vier bis neun abgegeben. Davon profitiert nicht nur Airbus DS, sondern es wird beim Orion-Modul sowohl mit internationalen Lieferanten als auch mit Unternehmen aus der Region zusammengearbeitet.
So war beispielsweise auch das zweite große Bremer Raumfahrtindustrieunternehmen OHB daran beteiligt: Über eine schwedische Tochterfirma wurde das Antriebsqualifikationsmodell (Propulsion Qualification Model, PQM), die Testplattform für die Antriebstests des ESM, integriert und getestet. Das Bremer Unternehmen Anton Christophers lieferte unter anderem die vier Edelstahltanks für das PQM.
In jedem ESM werden mehr als 20.000 Komponenten verwendet, von elektrischer Ausrüstung bis zu Triebwerken, Solarpaneelen, Treibstofftanks und Lebenserhaltungsmaterial für die Astronauten. Das erste Servicemodul wurde 2018 an die Nasa geliefert und bereits mit dem Crew-Modul zusammengebaut. Das zweite Servicemodul wird zurzeit in Bremen getestet. Die Auslieferung soll in der ersten Hälfte 2021 erfolgen.
Airbus untersucht Flugzeugabsturz
Experten des Flugzeugbauers Airbus sind nach dem Flugzeugunglück in Pakistan am Absturzort der Passagiermaschine in Karatschi eingetroffen. Das elfköpfige Team solle mit Experten der betroffenen Fluggesellschaft „den wahren Grund des Absturzes ermitteln“, sagte ein Sprecher der Pakistan International Airlines (PIA) am Dienstag. Bei dem Unglück am vergangenen Freitag waren 97 Insassen der Maschine ums Leben gekommen. Laut PIA soll der Pilot dem Tower kurz zuvor technische Probleme gemeldet haben. Funksprüche deuteten auf ein Versagen der Triebwerke hin.