Sie sind der Stolz der Marine beziehungsweise sollen es einmal werden - die vier Fregatten der Baden-Württemberg-Klasse. Noch sind die vier Fregatten nicht ausgeliefert, sie befinden sich unter Beteiligung der Marine in mehrmonatigen verschiedenen Test- und Erprobungsstadien im Hafen und auf hoher See.
Doch für die erste Fregatte aus dieser Reihe, die „Baden-Württemberg“, die auch Namensgeber der Klasse ist, sind die Testfahrten aber zunächst einmal beendet: Sie muss zum Überarbeiten in die Werft von Blohm+Voss nach Hamburg. Gebaut und entwickelt wurden die vier Fregatten gemeinsam von der Bremer Lürssen Werft und Thyssen-Krupp Industrial Solutions. Laut „Kieler Nachrichten“ liegen bei der „Baden-Württemberg“ erhebliche Mängel bei der Soft- und Hardware vor.
Die Marine gibt das Schiff deshalb am 19. Januar zur Fehlerbehebung für „eine längere Liegezeit“ an die Werft zurück, wie eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums in Berlin am Freitag erklärte. Überarbeitet wird die Fregatte auf der zur Bremer Lürssen-Gruppe gehörenden Hamburger Werft Blohm+Voss.
Aus Sicht der Arbeitsgemeinschaft (Arge) ist dieses Nacharbeiten nicht ungewöhnlich: „Bei der Fregattenklasse 125 handelt es sich um ein neu konzipiertes, technisch anspruchsvolles Schiff mit höchst komplexen Neuentwicklungen – inklusive neuer Technologien", sagte am Freitag ein Sprecher von Thyssen-Krupp auf Nachfrage des WESER-KURIER stellvertretend für die Arge. "Und bei einem solchen Großprojekt lassen sich Verzögerungen nie gänzlich ausschließen."
In Zahlen ausgedrückt, bedeutet diese Verzögerung bereits 30 Monate. So lange ist das Gesamtprojekt bereits in Verzug. Das Auftragsvolumen für alle vier Fregatten liegt bei mehr als drei Milliarden Euro. Im konkreten aktuellen Fall hätten bei der Fregatte „Baden-Württemberg“ notwendige Überarbeitungen zu Verzögerungen der Leistungsnachweise geführt, so der Thyssen-Krupp-Sprecher.
Fregatten werden dringend benötigt
„Diese Leistungsnachweise sind vornehmlich auf See durchzuführen und erfordern eine umfangreiche Unterstützung und Ressourcenbereitstellung aller Projektbeteiligten.“ Aufbauend auf der erforderlichen Um- und Neuplanung des Nachweisprogrammes, plane die Arge dennoch, die „Baden-Württemberg“ im kommenden Jahr an das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) zu übergeben.
Die Arge strebt außerdem an, die Ablieferungen der anderen drei Fregatten weitestgehend „unberührt der Verzögerungen“ bei der „Baden-Württemberg“ durchzuführen, teilte der Sprecher mit. So habe die „Nordrhein-Westfalen“ die schiffstechnischen Erprobungen erfolgreich durchlaufen. Aktuell werde das Einsatzsystem erprobt. Die Ablieferung der „Nordrhein-Westfalen“ an das BAAINBw sei ebenfalls für 2018 geplant. Die Fregatte „Sachsen-Anhalt“ soll im Jahr 2019 und die Rheinland-Pfalz im Jahr 2020 übergeben werden.
Die vier knapp 150 Meter langen Fregatten werden dringend benötigt. Sie sollen die bisherigen Fregatten der Bremen-Klasse ersetzen. Die „Bremen“ als Typschiff wurde 1979 auf der Bremer Vulkan-Werft symbolisch auf Kiel gelegt und 1982 als erstes von acht Schiffen in Dienst gestellt. Diese Fregatten seien teils noch für den Kalten Krieg gebaut worden, sagte Kapitän zur See Christoph Mecke während einer Testfahrt auf der „Baden-Württemberg“ kürzlich im Gespräch mit dem WESER-KURIER.
Der Kapitän koordiniert die Einführung der Fregatte für die Marine. Man könne mit den alten Fregatten zwar auf 100 Meter ein Schiff versenken, aber ein Schlauchboot sei ein Problem. Und es werde heutzutage genau das Gegenteil benötigt. Denn heute seien die Gefahren ganz andere: Terroristen und Piraten. Die Besatzung der Fregatte ist laut Marine auf dem Schiff insgesamt besser geschützt. Fast alle Waffen ließen sich aus der Operationszentrale steuern. Für mehr Beweglichkeit sollen vier Einsatzboote der Firma Fassmer sorgen.
Das Besondere an den neuen Fregatten ist auch, dass sie zwei Jahre am Stück unterwegs sein können. Dadurch wird entsprechend der Austauschzyklus der Schiffe verringert. Bei den Fregatten wurden 90 Prozent aller Bauteile neu entwickelt. Thyssen-Krupp und Lürssen arbeiteten mit 120 Zulieferern zusammen.