Die Türen sind geschlossen, das Café ist dicht – dennoch ist Anett Noster zufrieden. Es könnte eine Möglichkeit geben, wie die ehemalige Betreiberin des White Rabbit künftig als Konditorin arbeiten könnte. Das sah vor wenigen Wochen noch anders aus.
Anfang November hatte der WESER-KURIER berichtet, dass Noster ihr Café am Hulsberg schließen wird. Der Grund war eine Auseinandersetzung mit der Handwerkskammer. Denn die 42-Jährige ist keine Konditormeisterin. Um das Café betreiben zu können, musste sie das auch nicht sein. Allerdings hatte sie nach der Eröffnung des White Rabbit ihr Geschäft ausgebaut und künstlerisch gestaltete Torten für Feste wie Hochzeiten und Geburtstage gebacken.
Im Februar 2017 wurde sie von der Handwerkskammer Bremen aufgefordert, sich in die Handwerksrolle einzutragen. In diesem Verzeichnis muss jeder stehen, der Inhaber einer Firma eines zulassungspflichtigen Handwerks ist. Voraussetzung ist in der Regel ein Meisterbrief. Wer eine Tischlerei hat, muss Tischlermeister sein. Und wer eine Konditorei hat, der muss eben Konditormeister sein.
Als die 42-Jährige ihr Unternehmen gründete, habe sie deswegen auch die Handwerkskammer gefragt, sagt Noster. Die habe ihr erklärt, dass sie sich nicht in die Rolle eintragen müsse. Die Kammer und Noster wollten das Problem aber lösen. Die Behörde schlug damals vor: Wenn Noster ihre Gesellenprüfung als Konditorin ablege, könne sie einen Ausnahmeantrag stellen, um in die Handwerksrolle zu kommen. Noster tat dies, gab den Antrag ab – und hörte nichts mehr von der Kammer. Sie dachte, der Fall sei erledigt.
Durfte ihr Unternehmen nicht weiter betreiben
Diesen Sommer bekommt sie aber ein Anwaltsschreiben, in dem sie abmahnt wird: Sie sei nicht in der Handwerksrolle eingetragen und dürfe daher ihr Unternehmen nicht weiter in dieser Form betreiben. Noster glaubte an einen Fehler, fragte bei der Handwerkskammer nach und stellt fest, dass sie tatsächlich nicht in die Rolle eingetragen wurde. Es liege kein Antrag vor, hieß es von der Handwerkskammer.
Noster war erstaunt. Wie kann es sein, dass so etwas untergeht? Dass die Behörde Gespräche nicht dokumentiere? Schließlich gehe es um Existenzen. Vor wenigen Wochen hatte die Bremerin dann nun ein Gespräch mit Andreas Meyer, dem Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer. Der habe zugesagt, künftig eine Dokumentation einzuführen, etwa eine E-Mail im Nachgang von Gesprächen. So solle schriftlich festgehalten werden, was vereinbart wurde. Noster freut das. „Ich wollte keine Schlammschlacht“, sagt sie, „sondern eine verlässliche Basis für andere Gründer.“
Auch um ihre eigene berufliche Zukunft sei es im Gespräch gegangen. „Die Handwerkskammer gestand ein, dass es in meinem Fall doch etwas ungünstig gelaufen ist“, sagt sie. Ihr sei nun die Teilnahme an einem Fachgespräch mit einer externen Prüferin angeboten worden. Das solle Anfang Februar stattfinden. „Sollte dies erfolgreich verlaufen, bekomme ich eine Sondergenehmigung und darf mich dann in die Handwerksrolle eintragen“, sagt Noster. Dann dürfe sie alles außer ausbilden – sich also auch wieder selbstständig machen und wieder Torten für Hochzeiten, Geburtstage und andere Feste backen.
Das Handwerk beherrschen, ohne einen Meisterkurs abgelegt zu haben
„Ich will nun abwarten, wie das Gespräch läuft“, sagt sie. Denn natürlich müsse sie beweisen, dass sie das Handwerk beherrscht, ohne einen Meisterkurs abgelegt zu haben. Wieder ein Café zu eröffnen, das können sie sich aktuell nicht vorstellen. „Mit so einer Sondergenehmigung gibt es aber natürlich viele berufliche Chancen für mich.“
Gerade sei sie damit beschäftigt, ihr altes Café aufzulösen und Zuschriften abzuarbeiten. Denn nach dem Bericht des WESER-KURIER haben etliche Kunden sie angesprochen und Menschen zahlreich per Post Hilfe angeboten. Selbst wenn im Sommer ihre berufliche Grundlage zunichte gemacht wurde, ist Noster nun – am Ende des Jahres 2019 – doch zufrieden – auch, weil sie die Probleme mit der Handwerkskammer lösen konnte. Das sei am Ende „doch ein super Ergebnis“.