Die Bundesregierung hat sich auf die Wiedereinführung der Meisterpflicht für zwölf Berufe geeinigt. Das Kabinett stimmte einem entsprechenden Gesetzesentwurf von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) zu. „Das Handwerk ist innovativ, regional verankert und erschließt durch seine leistungsfähigen Unternehmen neue Märkte“, sagte der Minister. „Dies muss durch einen sachgerechten Ordnungsrahmen begleitet und zukunftsfest gemacht werden.“
Bremens Handwerkskammer-Präses Thomas Kurzke sieht darin ein wichtiges Signal zugunsten von mehr Qualität und Qualifizierung: „Die Meisterinnen und Meister des Handwerks transferieren Wissen, bilden einen verlässlichen Kern von nachhaltigen Unternehmern und sind Vorbild für viele tausend Auszubildende. Sie erhalten kulturelle Schätze und traditionelle Techniken und sind doch modern und auf der Höhe der Zeit.“ Die Wiedereinführung sei auch ein klares Signal für mehr Verbraucherschutz. Kurzke hofft, dass das Gesetz zügig Bundestag und Bundesrat passiert, damit es wie vorgesehen Anfang Januar 2020 in Kraft treten kann. Bei den bislang zwölf zulassungsfreien Handwerken geht es um Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, dann Parkettleger, Rollladen-Sonnenschutztechniker, Schilder- und Lichtreklamehersteller, Raumausstatter sowie Orgel- und Harmoniumbauer.
Auch der Präsident vom Zentralverband des Deutschen Handwerks, Hans Peter Wollseifer, bezeichnete den Gesetzentwurf als „richtigen und notwendigen Akzent für mehr Qualität und Qualifizierung im Handwerk.“ Begrüßt wurde der Beschluss auch durch den Zentralverband Deutsches Baugewerbe. „Damit ist der Weg frei, die Fehlentwicklungen der Vergangenheit zu korrigieren“, sagte Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa.
Das Handwerk lenkt von seinen wirklichen Problemen ab
Es gibt aber auch Kritik an der Meisterpflicht. Anfang des Jahres sagte Jonas Kuckuk vom Berufsverband unabhängiger Handwerkerinnen und Handwerker in Verden dem WESER-KURIER, es gebe keine Probleme mit der Qualität durch selbstständige Handwerker, die keinen Meisterbrief hätten. „Das ist alles Unsinn. Das Handwerk lenkt von seinen wirklichen Problemen ab.“ Dazu zählte er unter anderem fehlende Auszubildende. Sein Verband setzt sich generell gegen die Meisterpflicht ein, die laut Kuckuk eine künstliche Marktbarriere ist und Betrieben den Einstieg erschwere. Verbraucher litten deshalb derzeit unter den längeren Wartezeiten auf einen Handwerker.
Im Rahmen der Agenda 2010 hatte die Rot-Grüne Bundesregierung 2003 den Meisterzwang für 53 Handwerke aufgehoben.