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Umfrage bei Unternehmen Nordmetall: "Bremer Industrie braucht Aufbruchstimmung"

Der Flugzeugbau und die Raumfahrtindustrie im Norden sind guter Dinge, wie die aktuelle Umfrage des Arbeitgeberverbands Nordmetall zeigt. Doch bei anderen Branchen bleiben die Wolken im Ausblick düster.
07.07.2025, 06:05 Uhr
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Nordmetall:
Von Florian Schwiegershausen

Bis Jahresende werde es mit Stagnation weitergehen – damit rechnen mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen bei der aktuellen Konjunkturumfrage der norddeutschen Arbeitgeberverbände. An der Umfrage beteiligten sich bis zum Mai 206 Mitgliedsbetriebe mit insgesamt mehr als 100.000 Beschäftigten – darunter waren auch 16 Unternehmen aus Bremen.

Zumindest ein Lichtblick geht aus der Umfrage hervor: Im Flugzeugbau und in der Raumfahrtindustrie bewerten fast zwei Drittel der Firmen die Lage mit "gut". Dann kommt aber auch schon die Kehrseite. So stehen am Negativende der Skala die Metallerzeuger und Gießereien – 58 Prozent von ihnen sehen die Lage als "unbefriedigend" oder "schlecht" an, im Fahrzeugbau sind es mehr als die Hälfte.

Jeder dritte Betrieb im Norden beurteilt die Geschäftslage negativ

Quer durch alle Branchen der Verbände beurteilt jeder dritte Betrieb im Norden die Geschäftslage als schlecht oder unbefriedigend – in Bremen waren es 25 Prozent. Der Anteil der Zufriedeneren ist gegenüber dem vergangenen Herbst um sieben Prozent gestiegen. Die Nordmetall-Vizepräsidentin Lena Ströbele, die auch Personaldirektorin bei der Lürssen-Gruppe ist, sagte: "Die Frühjahrskonjunkturumfrage 2025 der norddeutschen Arbeitgeberverbände belegt für Bremen nach wie vor die kritische Lage vieler Unternehmen im dritten Krisenjahr. Es gibt kaum Hoffnung auf ein zeitnahes Ende der Rezession, besonders angesichts der nationalen und internationalen politischen Rahmenbedingungen." Vor wenigen Wochen wurde Lena Ströbele für zwei weitere Jahre als NORDMETALL-Vizepräsidentinim Amt bestätigt.

Beim Ausblick auf die kommenden sechs Monate erwarten 21 Prozent der befragten Betriebe eine Verbesserung, 22 Prozent eine Verschlechterung. Am pessimistischsten geben sich die Bremer Unternehmen mit 44 Prozent – sie erwarten, dass die Situation schlechter werde. Die Auftragsbestände im Norden werden nur im Luft- und Raumfahrzeugbau mit 91 Prozent als hoch oder ausreichend eingeordnet. In allen anderen Branchen beklagen zwischen 31 Prozent, wie in der Elektrotechnik, oder 50 Prozent im Fahrzeugbau das Ausbleiben von Bestellungen.

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Den Personalbestand wollen in den kommenden drei Monaten nur 13 Prozent der Bremer Industriebetriebe erhöhen. Laut Nordmetall ist das der mit Abstand schwächste Wert im Norden. 62 Prozent planen keine Veränderungen, 25 Prozent wollen Personal abbauen. Insgesamt ergibt sich in der gesamten norddeutschen Industrie ein Einstellungsbedarf von gerade mal 150 Beschäftigten.

Eine schlechte oder unbefriedigende Verfügbarkeit von Fachkräften melden immer noch 58 Prozent der Unternehmen im Norden. In Bremen sind es 50 Prozent, geringfügig weniger als im vergangenen Herbst. Bei den Auszubildenden sehen immerhin 50 Prozent der norddeutschen Betriebe eine gute oder zufriedenstellende Verfügbarkeit von geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern.

Geplante Produktionsverlagerung ins Ausland

Einen weiteren kleinen Lichtblick sieht Nordmetall: Glaubten seit Jahren rund zwei Drittel der norddeutschen Industrieunternehmen, dass der Wirtschaftsstandort Deutschland an Attraktivität verliert, sind es jetzt nur noch 49 Prozent. Doch plant noch immer jeder fünfte Betrieb Produktionsverlagerungen ins Ausland. 48 Prozent der befragten Betriebe erwarten keine Vorteile trotz des 500-Milliarden-Sondervermögens für Infrastruktur und Klimaneutralität. In Bremen glauben das 40 Prozent. Die Hoffnungen auf stärkere Auftragseingänge aufgrund der ausgeweiteten Verteidigungsausgaben des Bundes sind noch geringer.

Lena Ströbele bilanziert: "Die Lage der Bremer Industrie hat sich zwar nicht weiter verschlechtert, aber auch nicht signifikant verbessert. Die Unternehmen befinden sich in Wartestellung, was die politischen Weichenstellungen angeht, hoffen darauf, dass ihre Erwartungen an die neue Bundesregierung durch konkrete Veränderungen bald erfüllt werden."

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