Nach der Kritik des Raumfahrtunternehmens OHB am Standort Bremen, reagiert nun die Politik. Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) wolle sich in der kommenden Woche mit Vertretern von OHB im Rathaus treffen, teilte sein Sprecher am Donnerstag mit. Zusammen mit Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD) soll über die geäußerten Vorwürfe gesprochen werden.
Klaus Hofmann, Personalvorstand von OHB, hatte im WESER-KURIER das schlechte Image der Hansestadt beklagt. „Bremen ist eine graue Maus“, sagte er. Die Stadt schaffe es nicht, sich gegen konkurrierende Standorte im Vergleich zu behaupten. Das mache es schwer, Fachkräfte nach Bremen zu holen. Vor allem das Bildungssystem wirke auf viele Jobkandidaten abschreckend.
„Natürlich haben wir auch Probleme“, sagte Tim Cordßen, Sprecher des Wirtschaftssenators. Es sei aber nicht alles schlecht. Dass Unternehmen unter Fachkräftemangel litten, sei zudem kein reines Bremer Problem. Cordßen spricht von einem Nord-Süd-Gefälle. „Bremen hat sicher nicht die Nase vorn, ist aber auch nicht abgehängt.“ Derzeit arbeite man bei der Behörde an einer Fachkräftestrategie für die IT-Branche. Sie sieht unter anderem vor, dass mehr Nachwuchs in Bremen ausgebildet werden soll. Außerdem wolle man kleineren Unternehmen helfen, sich als Arbeitgebermarke zu positionieren. „Das kann natürlich auch auf andere Branchen umgemünzt werden“, so der Sprecher.
Überrascht sei man von der Art und Weise der Kritik. „Der Wirtschaftssenator steht im regelmäßigen Austausch mit den Raumfahrtunternehmen“, sagte Cordßen. Er hätte erwartet, dass man die Probleme im gemeinsamen Dialog vorbringt.
Handelskammer stützt OHB-Kritik
Die Kritik des OHB-Vorstands wurde indes von anderer Seite gestützt. Auch die Handelskammer sieht große Gefahren für die Wirtschaft durch das Bremer Image. „Wir können es uns nicht leisten, lange zu warten. Alle sozialen Faktoren in Bremen sind negativ, und trotzdem passiert nichts“, sagte Karlheinz Heidemeyer, Geschäftsführer der Handelskammer für den Bereich Aus- und Weiterbildung. Da dürfe die angespannte Haushaltslage auch nicht als Entschuldigung herhalten. „Wenn der Senat aber etwas dagegen tut, unterstützen wir das als Wirtschaft natürlich gerne.“
Cornelius Neumann-Redlin, Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände im Lande Bremen, kündigte ebenfalls seine Unterstützung an. Er plädierte dafür, dass Wirtschaft und Politik die Stärken Bremens gemeinsam darstellen sollen – verlangte aber auch Verbesserungen in der Bildung.
In eine ähnliche Richtung geht auch die Forderung der CDU. Der wirtschaftspolitische Sprecher Jörg Kastendiek forderte eine gemeinsame Marketinggesellschaft, den Aufbau einer gemeinsamen Dachmarke sowie mehr Geld, um das Marketing fit für das digitale Zeitalter zu machen. „Es wird Zeit, dass auch dieses Thema endlich Chefsache wird.“