Der Bremer Technologie- und Raumfahrtkonzern OHB sieht sich auf Kurs. Der Vorstand fühlt sich aufgrund der Entwicklung des ersten Halbjahres darin bestätigt, am anvisierten Umsatzziel für das Gesamtgeschäftsjahr festzuhalten. Demnach erwartet der Vorstand für 2019 eine konsolidierte Gesamtleistung des OHB-Konzerns von 1,05 Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr erzielte OHB eine Gesamtleistung von 425 Millionen Euro – eine Steigerung gegenüber dem Vorjahreszeitraum um etwa fünf Prozent.
Für den Umsatz hätten wie in den vergangenen Jahren vor allem auch die Galileo-Satelliten für das gleichnamige europäische Navigationssystem gesorgt, sagte OHB-Sprecher Günther Hörbst. Die Fertigung dieses dritten Auftragspakets über zwölf Satelliten schreite planmäßig voran. Die ersten beiden Navigationsnutzlasten sind Anfang Juni beziehungsweise Mitte Juli ausgeliefert worden. Diese beiden Satelliten sollen im Herbst 2020 startbereit sein.
Erste Wettersatellitenserie ausgeliefert
Außerdem wurde die erste Flug-Plattform der Europäischen Wettersatellitenserie MTG (Meteosat Third Generation) ausgeliefert. Die Plattform, die am 24. April den Reinraum der OHB System in Bremen verlassen hat, wird beim französischen Partnerunternehmen Thales Alenia Space als erster von vier Satelliten derzeit fertiggestellt. Die Entwicklung der Systeme wird von der europäischen Weltraumagentur Esa geführt. Die Satelliten sollen künftig wesentlich genauere Wettervorhersagen ermöglichen. Eigentümerin und Betreiberin der dritten Generation der Meteosat-Wettersatelliten ist die europäische Agentur Eumetsat.
Zu den wichtigen Kunden gehört die Bundeswehr, die einen älteren Auftrag aufgestockt hat. OHB entwickelt und realisiert mit Sarah auch das zweite satellitengestützte Radar-Aufklärungssystem. Sarah besteht aus drei Satelliten und zwei Bodenstationen. Der ursprüngliche Auftrag hat ein Volumen von 816 Millionen Euro, weitere 91 Millionen Euro sind dazu gekommen. Das Bundesverteidigungsministerium hat über diese Summe einen Änderungsvertrag mit OHB abgeschlossen, um auf Gefahren für die IT-Sicherheit reagieren zu können. Die Modifizierungen sollen zu einer erhöhten Cybersicherheit des Gesamtsystems führen. OHB ist für das Gesamtsystem, das Einbringen der Satelliten in ihren Zielorbit sowie für den Betrieb der Satellitenkonstellation verantwortlich.
Auch an der Weiterentwicklung der zweiten Generation der Trägerrakete Ariane 6 – der Erstflug der Ariane 6 der ersten Generation ist für Mitte 2020 geplant – ist der OHB-Konzern über seine Tochter MT Aerospace beteiligt. Zusammen mit der Arianegroup, dem Hauptauftragnehmer im Ariane-Programm, geht es dabei um die Erforschung und Nutzung von leichteren Verbundstoffen in der Oberstufe, die für alle Ariane-Typen in Bremen gebaut wird. Entscheidungen zur Finanzierung weiterer Schritte beim Projekt einer Oberstufe aus carbonfaserverstärktem Kunststoff sollen auf der nächsten Esa-Ministerratskonferenz getroffen werden, die am 27. und 28. November im spanischen Sevilla stattfindet. „Da hoffen wir auf weitere Aufträge“, so Hörbst. Dazu gehöre unter anderem der Bau der nächsten Galileo-Satelliten. Ein Auftragsvolumen insgesamt in einer Größenordnung von etwa 1,5 Milliarden Euro sei durchaus realistisch. Derzeit liegt der feste Auftragsbestand des Konzerns nach sechs Monaten des Geschäftsjahres 2019 bei 2,063 Milliarden Euro – nach 2,369 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum.
Zum Stichtag 30. Juni lag die Bilanzsumme des OHB-Konzerns mit 879,1 Millionen Euro um gut 14 Prozent über dem Niveau des 31. Dezember 2018. Wesentliche Treiber dieser Entwicklung sind neue Leasingbilanzierungsregelungen (IFRS 16). Danach mussten die Positionen Nutzungsrechte aus Leasingvereinbarungen auf der Aktivseite in Höhe von 55,6 Millionen Euro sowie auf der Passivseite die Positionen kurzfristige und langfristige Leasingverbindlichkeiten in Höhe von insgesamt 55,9 Millionen Euro neu in die Bilanz aufgenommenen werden.