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Konjunktur in Bremen Optimisten gesucht

Bremer Unternehmen sind mit ihrer aktuellen Lage zufrieden. Beim Blick in die Zukunft sind sie jedoch besorgt. Vor allem die Suche nach guten Mitarbeitern ist für sie ein Risiko.
04.08.2017, 17:02 Uhr
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Optimisten gesucht
Von Stefan Lakeband

Die bremische Wirtschaft blickt vermehrt mit Sorgen in die Zukunft. Vertreter verschiedener Branchen gehen davon aus, dass sich die Geschäfte in den nächsten Monaten nicht mehr so positiv entwickeln wie zuletzt. Das geht aus dem Konjunkturreport der Handelskammer Bremen hervor, der an diesem Freitag vorgestellt wurde. Er zeigt aber auch, dass es teils große Unterschiede zwischen den verschiedenen Branchen gibt.

Als großes Problem nannten viele befragte Unternehmer den Fachkräftemangel. 51 Prozent der Untersuchungsteilnehmer sagten, dass die Suche nach gut ausgebildeten Mitarbeitern das größte Risiko sei. Das sei in allen Branchen so „und wird teilweise immer dramatischer“, sagte Andreas Otto, Syndicus der Handelskammer Bremen.

Unternehmen öffnen sich mehr

Ähnliches nimmt auch Cornelius Neumand-Redlin wahr, Geschäftsführer der Unternehmensverbände im Lande Bremen. „Dieses Thema verfolgt uns schon länger und ist in einigen Branchen besonders schlimm“, sagt er. Er merke aber auch, dass sich Unternehmen vermehrt für Bewerber öffnen, die früher kaum eine Chance gehabt hätten – etwa weil sie schon älter sind oder Lücken im Lebenslauf haben.

„Auch Langzeitarbeitslose können beim Fachkräftemangel helfen“, sagte Neumann-Redlin. Hier müssten die Firmen zwar motiviert werden, den Menschen eine Chance zu geben, er sehe aber schon jetzt erste ermutigende Zeichen, dass das klappt. Neben den Fachkräften trüben auch außenwirtschaftliche Risiken die Stimmung in vielen Unternehmen.

Noch immer ist unklar, wie sich die Politik von US-Präsident Donald Trump langfristig auf die Wirtschaft in Europa auswirkt, auch der Brexit wird nach wie vor als Gefahr wahrgenommen. Ähnliches gilt für die Sanktionen gegen Russland und das zuletzt erkaltete Verhältnis zwischen der Türkei und Deutschland. „Hier ist vor allem die Ungewissheit ein Problem für die Unternehmen“, sagte Otto. Viele Themen seien Weltpolitik, auf die die Firmen keinen Einfluss hätten.

Steigende Lohnkosten erwartet

Wesentlich näher ist ihnen die Entwicklung der Lohnkosten, wie Friso Schlitte von der Handelskammer erklärte: „Wegen der guten wirtschaftlichen Lage erwarten die Unternehmen bei den Tarifabschlüssen eine Steigerung der Lohnkosten.“ Das sei eine langfristige Belastung, gerade in Zeiten, in denen es wirtschaftlich nicht mehr so gut liefe.

Doch auch wenn diese Probleme viele Branchen betreffen, ist längst nicht jede missgestimmt. Vor allem das Baugewerbe hat momentan Hochkonjunktur. Der Konjunkturindikator der Handelskammer stieg für diese Branche auf 140 Punkte und damit auf den höchsten Wert seit zehn Jahren. Ähnlich gut sieht es demnach auch bei den Dienstleistern aus, hierzu zählen etwa Zeitarbeitsfirmen.

Sie bewerteten nicht nur ihre gegenwärtige Geschäftslage als sehr gut, sondern blicken auch optimistisch in die Zukunft. Gleiches gilt für die Industrie. In ganz Deutschland stiegen die Auftragseingänge etwa im Juni verglichen mit dem Vormonat um ein Prozent, wie das Statistische Bundesamt ebenfalls am Freitag mitteilte. Im Jahresvergleich meldeten die Statistiker einen Anstieg der Bestellungen um bereinigt 5,1 Prozent.

Gastgewerbe gespalten

Andreas Otto führte das auf die generell sehr gute Binnennachfrage zurück, war aber gleichzeitig überrascht, dass der Einzelhandel nicht davon profitieren kann. Hier sei die gute Nachfrage kaum spürbar. „Die Menschen geben ihr Geld offenbar lieber für andere Dinge aus“, sagt Schlitte. Gespalten ist momentan auch das Gastgewerbe.

Hier bewerteten viele Unternehmer ihre aktuelle Lage als positiv – der Ausblick in die Zukunft ist aber am negativsten von allen. Die Handelskammer führte das zu einem großen Teil auf die geplante Erhöhung der Citytax zurück, wodurch Hotelübernachtungen teurer würden. „Geschäftsschädigend sind laut Einzelmeinungen auch die in diesem Sommer auftretenden Verkehrsbehinderungen auf Grund von unkoordinierter Baustellenplanung“, heißt es in dem Report.

Insgesamt liegt der Konjunkturindikator sowohl im Landesdurchschnitt als auch in Bremen und Bremerhaven leicht über dem jeweiligen zehnjährigen Mittelwert. Für ihren Report hat die Handelskammer 373 Unternehmen im Land Bremen gefragt.

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