Eigentlich muss die Bremer Berufsfeuerwehr in höchstens zehn Minuten am Einsatzort sein, wenn ein Brandalarm ausgelöst wird. Das ist die gesetzliche Regelung. „In 95 Prozent aller Einsätze wird dieses Schutzziel auch eingehalten. In großen Teilen des Nordostens gelingt dies allerdings deutlich schlechter“, sagt Bremens Branddirektor Karl-Heinz Knorr. „Vor allem in Borgfeld, Horn-Lehe und Oberneuland wird das Schutzziel nicht erreicht.
Da liegen wir teilweise bei 13 bis 15 Minuten und damit 30 bis 50 Prozent darunter.“ Pläne für eine zeitnahe Verbesserung der Situation, wie sie Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) vor fast genau einem Jahr vorgestellt hat, sind heute allerdings hinfällig.
Mäurer (SPD) hatte Ende 2016 bei einer großen Pressekonferenz im Rathaus Pläne für eine neue Struktur der Feuerwehr in Bremen vorgestellt. Zwei neue Feuerwachen – eine in Horn und danach eine weitere voraussichtlich in Obervieland – sollten gebaut werden. Einen Zeitplan gab es ebenfalls: Er hoffe, Ende 2018 könne die Wache in Horn im Nordosten fertig gebaut sein, so Mäurer damals.
Danach sollen die Planungen für den zweiten Standort im Bremer Süden beginnen. 2020 bis 2022 könnte auch sie stehen, so der Senator vor einem Jahr. Im Gegenzug sollte die Feuerwache 2 an der Bennigsenstraße, in deren Zuständigkeitsbereich die Problem-Bezirke fallen, geschlossen und das Personal auf die beiden neuen Wachen aufgeteilt werden.
Aus dem Zeitplan des Innensenators wird nun nichts, wie der WESER-KURIER erfahren hat. Die Fertigstellung der Wache in Horn, die oberste Priorität hat, wird sich um wenigstens zwei Jahre verschieben. Immobilien Bremen, zuständig für die städtischen Grundstücke, hat der Behörde Pläne vorgelegt, wonach die neue Feuerwache in Horn frühestens Anfang 2023 fertig gebaut sein könne.
Bremens Feuerwehr-Chef Knorr hält das für „absolut inakzeptabel“. „Wir planen ja keine neue Feuerwache, weil wir Lust dazu haben. Dass die Feuerwehr nicht in zehn Minuten von der Bennigsenstraße aus in diesen Bereichen sein kann, ist eine harte Tatsache.“ Zudem gebe es bereits ein Gelände entlang des Hochschulrings am alten Campingplatz, das für den Bau der neuen Wache im Nordosten reserviert sei und wo es bereits erste Bodenuntersuchungen gab.
"Dieses Zeitfenster ist für uns nicht akzeptabel"
„Das ist aber noch nicht einmal gekauft. Meines Wissens gibt es niemanden, der die Nutzung infrage stellt. Die konkreten Planungen hätten schon längst beginnen können, das Geld wenigstens für den Ankauf ist in den Haushalt eingestellt“, schimpft Knorr. Das brachliegende Grundstück sei optimal als Standort für eine neue Wache im Nordosten geeignet, es liege zwischen zwei Auffahrten und habe damit eine sehr gute Anbindung. Solange die Wache nicht gebaut ist, sei nicht garantiert, dass die Einsatzkräfte bei einem Alarm innerhalb der vorgegebenen zehn Minuten am Einsatzort seien.
Auch der Bremer Innensenator ist alles andere als zufrieden mit dem Zeitplan, den Immobilien Bremen seiner Behörde vorgelegt hat: „Dieses Zeitfenster ist für uns nicht akzeptabel“, betont Mäurer gegenüber dem WESER-KURIER. Bis 2019 habe die Behörde die notwendigen finanziellen Mittel für die Planungen in Höhe von rund drei Millionen Euro erhalten, bestätigt die Sprecherin des Senators, Rose Gerdts-Schiffler. Auch Bodenuntersuchungen seien bereits auf dem Gelände erfolgt, ein Gutachten zu Flora und Fauna in Auftrag gegeben, ein positives Ergebnis werde demnächst erwartet.
Die Innenbehörde prüfe derzeit, warum Immobilien Bremen von einer Planungs- und Bauzeit bis Anfang 2023 ausgehe. Fachleute der Innenbehörde seien davon überzeugt, dass bei einer Straffung des Verfahrens die Wache in Horn im letzten Quartal 2021 gebaut sein könnte. Danach könne mit Planung und Bau der zweiten Wache im Bremer Süden begonnen werden.
Wie viel das Grundstück am Hochschulring kosten soll, stehe noch nicht fest, erklärte die Sprecherin. Bau und Planung der beiden Feuerwachen seien mit einem niedrigen zweistelligen Millionenbetrag veranschlagt. Die Behörde gehe davon aus, dass der Senat Anfang des neuen Jahres dem Ankauf des Geländes am Hochschulring zustimme.
Bremens Branddirektor erwartet, dass Immobilien Bremen demnächst einen neuen „und vor allem realistischen Zeitplan“ vorlegt: „Das kann ja keine komplexe architektonische Höchstleistung sein, es handelt sich um einen einfachen Standardbau“, betont Karl-Heinz Knorr.