Donald Trump hat hohe Zölle gegen Waren aus Europa angekündigt. Ob dieses Versprechen wirklich wahr gemacht wird? Und in welchem Tempo? Als derzeit „völlig unklar“ bezeichnet das Volkmar Herr von der Handelskammer Bremen. Die Unternehmen reagieren teils aber schon – etwa mit verstärkter Lagerhaltung in den USA. „Davon hören wir bereits“, sagt der Geschäftsführer für den Bereich International. „Das hilft allerdings nicht auf ewig.“
In Bremen würden sich US-Zölle in der Außenhandelsstatistik bemerkbar machen, „nicht zuletzt wegen des sehr hohen Anteils von Autos und Autoteilen am bremischen Export“, sagt Herr. Wer keine eigene Produktion in den USA habe, müsse wohl zunächst mit beträchtlichen Einbußen bei den Exporten rechnen, wenn sich höhere Preise nicht durchsetzen ließen.
Auch aus Sicht von Friedhelm Lefting ist in der Sache noch alles unklar – was nicht gut für die Wirtschaft sei. „Unsicherheit führt zu Kaufzurückhaltung bei Unternehmen und privaten Haushalten und wird zur Konjunkturbremse“, sagt der Geschäftsführer der Bremer Gestra AG. Ob der Spezialist für Dampfprozesse mit seinen Produkten selbst betroffen sein könnte? Entscheidender noch sei die Bedeutung der Zölle für die Kunden etwa in der Chemieindustrie in Deutschland, den USA und China, sagt Lefting. Zölle wirkten nicht eindimensional – also nicht nur als Schutz vor Importen. Die Hersteller vor Ort müssten womöglich mehr für Vorprodukte zahlen.
Mercedes: Freier Handel sichert Wohlstand und Wachstum
Vor allem für die Automobilbranche könnten die Auswirkungen von Zöllen spürbar sein. Mercedes schaut kritisch auf die Entwicklung. „Wenn eine allgemeine Strömung zu Protektionismus Fuß fasst, hat das negative ökonomische Konsequenzen für alle beteiligten Akteure. Dies kann nicht im Interesse von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sein“, heißt es von einem Unternehmenssprecher auf Anfrage des WESER-KURIER. Freier Handel und fairer Wettbewerb sicherten Wohlstand, Wachstum und Innovationskraft. Mercedes Benz unterstütze eine „liberale Handelsordnung“ auf Basis der Regeln der Welthandelsorganisation. Dazu gehöre das Prinzip, dass alle Beteiligten die gleichen Bedingungen vorfänden.
Was in der Situation hilft: Mercedes hat in den USA – dem zweitgrößten Markt – Niederlassungen mit heute 11.200 Beschäftigten. In Tuscaloosa und Woodstock in Alabama werden verschiedene Varianten des GLE sowie der EQE SUV und EQS SUV produziert – jeweils für den Weltmarkt. In South Carolina werden Vans hergestellt. Wie viel dennoch in die USA exportiert wird? Dazu macht Mercedes keine Angaben.
Produktion in den USA? Nach Einschätzung von Volkmar Herr bieten sich in diesem Fall für manches Unternehmen sogar gewisse Chancen durch eine „neue protektionistische US-Wirtschaftspolitik“: „Zumal die Unternehmenssteuern in den USA dem Vernehmen nach gesenkt werden sollen und man weiterhin von einem hohen Subventionsniveau ausgehen kann.“ Das gehe dann aber womöglich zulasten der Wertschöpfung in Deutschland.
US-Zölle gegen China könnten die Unternehmen hierzulande ebenfalls indirekt treffen. Denn in den chinesischen Exportwaren in die USA steckten „allerhand“ deutsche Vorprodukte. Gegenreaktionen aus Europa sind eine Option. „Die Europäische Union ist nicht völlig wehrlos“, sagt Herr von der Bremer Handelskammer. Sie könne unter Umständen ihrerseits Ausgleichszölle verhängen, wenn neue US-Zölle zum Beispiel gegen die Regeln der WTO verstoßen sollten. Das eröffne zumindest „gewisse Verhandlungsspielräume“ und könne die Einführung von Zöllen beeinflussen.