Die Weltwirtschaft wird sich im kommenden Jahr dramatisch ändern. Donald Trump hat angekündigt, in großem Umfang Zölle erheben zu wollen, sobald er als Präsident der USA vereidigt ist.
Was sind Zölle?
Zoll ist eine Abgabe auf Waren, die in ein Land eingeführt werden. Er wird eher willkürlich festgelegt. Früher diente er vor allem dazu, heimische Betriebe zu schützen oder feudale Kleinstaaten zu finanzieren. Manch Burgherr am Rhein erhob auch einen Wegezoll von Händlern, die Waren den Fluss entlang transportierten. Inzwischen werden Zölle vor allem als politisches Druckmittel genutzt. In den vergangenen Jahrzehnten versuchten viele Länder und Wirtschaftsblöcke, Zölle zu streichen, um den gegenseitigen Handel zu befördern. Im EU-Binnenmarkt werden zum Beispiel keine Zölle erhoben.
Warum plant Donald Trump Zölle?
Der designierte US-Präsident will, dass wieder mehr in den USA produziert wird. Das ist in vielen Fällen teurer, als zum Beispiel in China oder Südkorea zu fertigen. Deshalb will Trump die Produkte aus dem Ausland künstlich verteuern. Im Wahlkampf sprach er von 60 Prozent Zoll auf Produkte aus China und bis zu 20 Prozent Zoll auf andere ausländische Waren. Wer im großen US-Markt weiter günstig verkaufen will, braucht dann Fabriken vor Ort. Ein anderer Grund für US-Zölle, die vor allem Deutschland treffen könnten: Der Wert der Waren, die die USA in der Bundesrepublik einkaufen, übersteigt seit mehr als 30 Jahren den der Waren, die Amerika nach Deutschland liefert. Diesen Wert will Trump gegen Null senken.
Wie wird sich Trumps Plan auswirken?
Weil Waren aus dem Ausland sofort teurer werden, die entsprechende US-Produktion aber fehlt, steigen die Preise vieler Produkte in den USA unmittelbar. Die Amerikaner müssen mehr bezahlen. Denn neue Fabriken zu bauen, dauert von der Planung bis zum Produktionsstart mitunter Jahre. Und andere Länder könnten ihrerseits mit Zöllen auf US-Produkte reagieren und sie verteuern. Das erschwert den US-Firmen den Export.
Was bedeuten US-Zölle für die deutsche Wirtschaft?
Deutschland ist sehr exportorientiert, liefert in die ganze Welt. Die USA sind nach China der zweitwichtigste Markt. Zölle würden die hiesige Wirtschaft also treffen, mindestens kurzfristig. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel schätzt, dass Deutschland ein Prozent Wirtschaftsleistung verlieren könnte. Das wären rund 41 Milliarden Euro, gemessen am Bruttoinlandsprodukt von 2023. Vor allem die deutsche Autoindustrie bekommt Probleme. Sie produziert bereits in den USA, wird aber die gesamte US-Nachfrage nicht ohne neue Fabriken bedienen können. Zudem ist die Industrie arbeitsteilig aufgestellt, nicht jedes Fahrzeug wird in jedem Land hergestellt. So produziert BMW in den Vereinigten Staaten SUV für die Welt.
Wie reagieren China und die EU als größte Wirtschaftsblöcke neben den USA?
China könnte seinerseits schnell Zölle erheben und es auf einen Handelskrieg ankommen lassen. Die USA sind bisher stärker von China abhängig als die Chinesen von den USA. Und bei vielen Produkten wie bei Elektroautos oder einige Mobiltelefone sind die Chinesen inzwischen besser als die Amerikaner. Auch die EU könnte recht schnell Zölle auf US-Waren erheben. Möglicherweise bringen Trumps Zölle die EU auch dazu, langfristig noch enger zusammenzurücken, einheitlicher aufzutreten und Hemmnisse zwischen den Ländern zu beseitigen. Das Ifo-Institut in München geht davon aus, dass sich die Bruttowertschöpfung in der EU deshalb um rund 353 Milliarden Euro erhöhen könnte, eine enorme Summe. Die Staatengemeinschaft würde stärker und könnte den USA mehr entgegensetzen.
Werden die Levis 501 oder das iPhone teurer?
Das hängt davon ab, ob die EU mit Zöllen auf US-Waren reagiert. Sollten Textilien betroffen sein, könnten Jeans aus den USA teurer werden und damit auch Produkte der Marke Levis. Beim iPhone ist die Lage etwas anders. Die Geräte werden vor allem in Asien nach Vorgaben aus den USA hergestellt. Sie werden in der Regel direkt aus den Fabriken nach Europa geliefert, unterliegen damit keinen Zöllen – außer, die EU entschließt sich, Abgaben auf Waren aus Asien zu erheben.
Was lehrt die Geschichte?
Drei Beispiele: Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Deutschland etwa 1800 Zollgrenzen. Selbst in Preußen wurden Waren zwischen Königsberg und Köln gut 80-mal kontrolliert und Zölle erhoben. Erst mit dem Deutschen Zollverein wurden sie abgeschafft – der Aufstieg Deutschlands als Industrienation begann.
Zölle schaden, wie eine Studie der Forscher Christopher M. Meissner von der University of California und Alexander Klein von der britischen University of Sussex zeigt. Sie untersuchten US-Daten aus der Hochzollphase zwischen 1870 und 1900. Danach hatten Firmen damals wenig Interesse zu investieren, sie waren schließlich durch hohe Zölle vor Wettbewerb geschützt. Es wurde weniger geforscht, technologisch waren viele US-Firmen im internationalen Vergleich abgehängt. Manche Unternehmen blieben im Geschäft, obwohl sie ineffizient waren.
Der Ausstieg Großbritannien aus dem EU-Binnenmarkt und die Einführung neuer Zölle hat das Land bisher bis zu sechs Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung gekostet, wie die Experten von Cambridge Econometrics im Januar berichteten. Das entspricht rund 168 Milliarden Euro im Jahr 2023. Berücksichtigt sind allerdings nicht nur Zölle.