Für Christoph Peper wird es das erste Mal sein. Er ist der Geschäftsführer von Peper & Söhne und kandidiert für das Plenum der Handelskammer Bremen. „Ich finde die Handelskammer als Organisation sinnvoll und gut. Außerdem war ich als Jugendlicher bereits ein wirtschaftspolitischer Mensch“, sagt der 32-Jährige. Ein wenig familiär vorbelastet ist Peper dabei, denn sein Vater Lutz Peper war von 2007 bis 2010 Präses der Handelskammer. „Damals war ich in der Oberstufe, 2008 habe ich mein Abitur gemacht", sagt er. Damals sei es auch vorgekommen, dass sein Vater am Sonnabend dem WESER-KURIER ein Interview gegeben habe, am folgenden Montag sei dann im Schulunterricht darüber diskutiert worden. Manchmal habe er sich für das rechtfertigen müssen, was sein Vater gesagt habe. „Diese Diskussionen habe ich nicht gescheut", so der Sohn.
Peper hat sich in der Handelskammer bereits bei den Wirtschaftsjunioren engagiert. „Ich finde es wichtig, dass man über die Kammer für die Wirtschaft eine außerparlamentarische Stimme setzen kann", betont er. Darüber könne man auch mal kritische Töne aus der Wirtschaft in Richtung Politik äußern. „Wenn man sich allerdings nur beschwert und sich selbst nicht einbringt, erreicht man gar nichts.“ Dass er sich auch irgendwann einmal in der Bremischen Bürgerschaft politisch engagieren würde, könne er sich ebenso vorstellen: „Aber dafür muss man auch die entsprechende Zeit haben. Und es gibt ja auch bei uns im Unternehmen genug zu tun", sagt er. Für das Plenum in der Handelskammer als Parlament der Wirtschaft reiche die Zeit aber aus.
Insgesamt gibt es fünf aktive Wirtschaftsjunioren, die zum ersten Mal für die Kammer kandidieren. Mit einigen von ihnen steht Peper über eine Whatsapp-Gruppe in Kontakt. Dabei handelt es sich um 100 Führungskräfte aus allen Branchen der bremischen Wirtschaft, die sich engagieren und eigene Veranstaltungen auf die Beine stellen. Das Motto für den 32-Jährigen lautet: „Nicht nur meckern, sondern auch machen“. Peper ist überzeugt, dass etwas jüngere Kräfte dem Plenum der Handelskammer guttun würden. Dazu komme: Die Branche, in der sein Unternehmen unterwegs ist – die gewerbliche Flächenentwicklung mit Unternehmensimmobilien –, sei bislang im Plenum unterrepräsentiert. Die Handelskammer sei ein Interessenverband von Unternehmen und nicht von natürlichen Personen. Unternehmen benötigten eben auch Flächen und Infrastruktur. „Allein das sind ja Themen, die in Bremen sehr kontrovers diskutiert werden", betont er.
Peper tritt mit seinem Unternehmen in der Wahlgruppe 9 – sonstige Dienstleistungen – an. Das ist die Gruppe, die am weitesten gestreut ist, verglichen mit den anderen Wahlgruppen. Hier gehören neben Immobilienunternehmen und Steuerberatern beispielsweise auch Nagelstudios dazu. In diesen Bereich fallen insgesamt 13.000 Unternehmen. Ein wenig Wahlkampf hat Peper bisher auch gemacht. Alle 13.000 Unternehmen anzuschreiben, das sei aber nicht zu schaffen. „Ich habe geschaut, wer branchennah ist. Diese Betriebe habe ich dann angeschrieben.“
Für die 26 Plätze, die zur Wahl stehen, gibt es 49 Bewerber. „Zehn der Kandidaten für die Plenumswahl sind unter 40 Jahre alt“, sagt der Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Bremen, Matthias Fonger. Dadurch würden in Zukunft vielleicht auch etwas jüngere Unternehmer in dem Gremium der Kammer vertreten sein. Insgesamt stammen die 49 Bewerber aus Firmen jeglicher Unternehmensgröße. Neu ist bei dieser Wahl, dass die Kammermitglieder bei der Wahl auch online abstimmen können. Fonger würde sich ebenso freuen, wenn es auch Kandidaten geben würde, die unter 30 Jahre alt sind. Seine Erklärung, warum das eher selten der Fall ist: „In dem Alter stecken viele erst einmal ihre Energie in den Beruf.“ Erst recht, wenn sie ein neues Unternehmen gegründet hätten.
Philipp Reinermann findet, dass als junger Unternehmer die Zeit für das Plenum ausreicht. Der 34-Jährige ist Geschäftsführer der Versicherungsagentur Karl W. Blome mit sechs Beschäftigten. Gleichzeitig ist Reinermann Sprecher der Wirtschaftsjunioren; da sei die Organisation verschiedener Veranstaltungen wesentlich zeitintensiver gewesen. Als Sprecher hat er bereits an Sitzungen des Plenums teilgenommen. „Ich finde es sinnvoll, dass sich die junge Generation mehr einbringt. Denn wenn man sieht, was in Bremen so alles passiert, dann wird einem da ehrlich gesagt übel", betont er.
Reinermann hört immer wieder von anderen Kammermitgliedern, sie fühlten sich durch die Handelskammer nicht vertreten. Das sieht der junge Geschäftsführer anders: „Wenn man sieht, mit welchen Themen sich die Kammer beschäftigt, passiert hinter den Kulissen schon sehr viel.“ Das nehme man in der Öffentlichkeit und auch von den Mitgliedern vielleicht nicht so wahr.
Christian Leopold als ehemaliger Sprecher der Wirtschaftsjunioren kandidiert ebenso zum ersten Mal für das Plenum. Der 32-Jährige ist geschäftsführender Gesellschafter bei CHS Container Handel. Er sagt: "Ich will nicht parteipolitisch aktiv werden, aber das Plenum ist ein gutes Bindeglied zwischen Wirtschaft und Politik." Was zum Beispiel verkehrspolitisch gerade in Bremen passiere, sei eine Katastrophe. Ihm gehe es auch um die Außenwirkung der Hansestadt: "Bremen ist eine tolle Stadt und genießt in der Welt einen guten Ruf. Wir dürfen auch ruhig mal öfter nach außen tragen, was wir hier alles haben – und was wir hier alles können."