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Positive HHLA-Halbjahresbilanz Geld verdienen mit Herumstehen

Die Lieferketten sind immer noch durcheinander. Doch die Halbjahresbilanz des Terminalbetreibers HHLA zeigt, dass sich Geld auch mit Containern verdienen lässt, die einfach nur herumstehen.
11.08.2022, 05:00 Uhr
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Geld verdienen mit Herumstehen
Von Florian Schwiegershausen

Weltweit hat die Wirtschaft weiterhin mit Lieferketten zu tun, die durcheinander geraten sind. Doch auch damit lässt sich anscheinend Geld verdienen, wie die Halbjahresbilanz der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) zeigt. Denn wenn ein Schiff mit mehreren Tagen Verspätung in den Hafen kommt, stehen die Exportcontainer für das Schiff länger herum.

Es sollen die hohen Einnahmen aus den lagernden Containern gewesen sein, die zum positiven Ergebnis beigetragen haben. Die sogenannten Lagergelderlöse spülen aufgrund dieser Verweildauer dem Konzern ordentlich Geld in die Kasse. Entsprechend sagte die Vorstandsvorsitzende Angela Titzrath am Mittwoch bei der Präsentation der Zahlen: „Die HHLA hat das erste Halbjahr 2022 erfolgreich abgeschlossen, die Störungen in den globalen Lieferketten stellen uns allerdings weiterhin vor große operative Herausforderungen."

Pro Tag 35,30 Euro pro Container

Doch was kostet es, wenn so ein Container, der für den Export aufs Schiff soll, im Terminal herumsteht? Die ersten fünf Tage nach Anlieferung durch den Lkw sind kostenlos. Danach sind für einen 20-Fuß-Standardcontainer (TEU) pro Tag 35,30 Euro zu zahlen. So geht es aus der HHLA-Kaitariftabelle hervor. Zum Vergleich: Die BLG-Tochter Eurogate verlangt ab dem sechsten Tag an ihren Terminals in Hamburg und Bremerhaven 30 Cent weniger - also 35 Euro pro Tag. Die Konditionen beim Eurogate-Terminal in Wilhelmshaven am Jade-Weser-Port sind da kostengünstiger. Ein Export-TEU steht dort die ersten zehn Tage kostenfrei, ab dem elften Tag sind pro Tag 17,50 Euro zu zahlen, ab Tag 19 dann täglich 35 Euro.

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Auch wenn die HHLA damit Geld verdienen kann, wird es im Hafen eng. Entsprechend hatte der Konzern im April die Lagerbestimmungen verschärft: So behielt sich die HHLA vor, Container zurückzuweisen, die per Zug früher als sieben Tage als die geplante Schiffsankunft zum Terminal gebracht werden. Bereits zuvor wurde die Anlieferung der Container per Lkw nur für bestimmte Schiffsanläufe erlaubt.

13 Prozent mehr verdient als im Halbjahr 2021

Auf Spediteursseite macht es die Situation nicht einfacher, dass durch den Ukraine-Krieg eine ganze Reihe an Lkw-Fahrern nicht zur Verfügung steht. Laut HHLA ist es nicht absehbar, wann sich die Lage wieder normalisieren und welche Folgen die globale Krise für Wirtschaft und Gesellschaft haben werde. Unterm Strich verdiente der Konzern gut 43,9 Millionen Euro und damit gut 13 Prozent mehr als im Halbjahr zuvor.

Dennoch ist die HHLA nicht zu optimistisch: Sie erwartet den Containerumschlag 2022 nun auf dem Niveau des Vorjahres, während bislang mit einem moderaten Anstieg gerechnet wurde. Auch im Segment Intermodal soll der operative Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf dem Vorjahresniveau liegen, statt moderat anzusteigen. In den Geschäftsbereich zählen beispielsweise die Containertransporte mit Lkw und Bahn. Im Geschäft mit Immobilien erwartet die HHLA bei Umsatz und operativem Ergebnis einen deutlichen Anstieg. Bislang war das Management von einem moderaten Plus ausgegangen.

Verhandlungen mit Eurogate ausgesetzt

Es sei nicht absehbar, wann sich die Lage wieder normalisieren und welche Folgen die globale Krise für Wirtschaft und Gesellschaft haben werde. Ebenso unklar ist, ob und wie es zu einer Kooperation der HLLA mit Eurogate kommt, der Terminalbetreiber-Tochter der Bremer Konkurrenz BLG. Anfang Juli hatten beide Unternehmen ankündigt, die Gespräche über ein mögliches Joint-Venture vorerst auf Eis zu legen. Als Gründe nannten beide die hohe wirtschaftliche Unsicherheit. Die HHLA-Vorstandsvorsitzende Titzrath sagte dazu: "Wie lange die Gespräche noch dauern werden, darauf will ich mich nicht festlegen. Aber bei gutem Willen aller Beteiligten kann eine entsprechende Absichtserklärung zeitnah unterzeichnet werden."

Das Problem der vollgestellten Terminals sprach der BLG-Vorstandsvorsitzende Frank Dreeke gerade erst im Interview mit dem WESER-KURIER an. In Bremerhaven betrifft das nämlich auch den Autoterminal. Angesichts der längeren Stehzeiten eines Wagens denkt das Unternehmen über eine Erhöhung der Stehgebühren nach.

Tarifverhandlungen für Hafenarbeiter

Was wiederum BLG und HHLA miteinander verbindet, sind die Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft Verdi über die Löhne der Hafenarbeiter. Am Mittwoch trennten sich die Verhandlungspartner nach acht Stunden Online-Konferenz und treffen sich wieder am 22. August. Man habe sich angenähert, hieß es. Auf dem Tisch liegt das Angebot der Arbeitgeber mit 12,5 Prozent mehr Lohn für Beschäftigte der Containerbetriebe – bei allerdings 24 Monaten Laufzeit – und 9,6 Prozent für konventionelle Betriebe. Bei Firmen in wirtschaftlichen Schwierigkeiten soll das Plus niedriger ausfallen. Verdi fordert in der Spitze Lohnerhöhungen von bis zu 14 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.

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Knapp zwölf Prozent mehr Ebit

Bis Ende Juni blieb der Containerumschlag bei HHLA mit knapp 3,4 Millionen 20-Fuß-Standardcontainer (TEU) auf dem hohen Niveau des Vorjahres. Dabei konnte das Unternehmen den seit Ende Februar wegen des Ukraine-Kriegs eingestellten Umschlag im Hafen von Odessa vor allem durch höhere Mengen im estnischen Tallinn ausgleichen und auch die Ladungsmengen in China zogen wieder an.

Der Umsatz bei HHLA stieg um knapp 10 Prozent auf fast 780 Millionen Euro. Davon blieben als Betriebsgewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) mit 101,3 Millionen Euro knapp 12 Prozent mehr als letztes Jahr. Entsprechend verbesserte sich die operative Marge leicht auf 13 Prozent. Unterm Strich verdiente der Konzern gut 43,9 Millionen Euro und damit gut 13 Prozent mehr als letztes Jahr.

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