Haben Sie die Daten auf Ihrem Smartphone schon mal in Sicherheit gebracht? Zwar weilen Nachrichten, Kontakte und viele Erinnerungen auf den Geräten. Fast niemand aber bewahrt diese Schätze vor einem Unfall. Yüksel Yalcinkaya, in dessen Geschäft Smartphones repariert werden, beobachtet das. Dabei könne leicht ein Missgeschick passieren. „Futsch – ist alles weg“, sagt der Unternehmer.
Wenn das Smartphone kaputt gegangen ist, kommen die Menschen hoffnungsvoll in seinen Laden. „Die Leute bieten uns Tausende Euro, wenn es um Babyfotos, Hochzeitsfotos oder wichtige Daten geht“, sagt Yalcinkaya. In manchen Fällen gibt es keine Rettung. In anderen schon.
Der eine unvorsichtige Moment
Warum ich selbst im Laden von Yüksel Yalcinkaya stehe? Mein Smartphone funktioniert noch. Vor vier Jahren habe ich es gekauft. Das sehe ich am allerersten Foto darauf. Ich habe die Rechnung abgelichtet. „Vielen Dank für Ihren Einkauf!!!“, heißt es darauf. Und ich sehe auf der Quittung, dass ich sogar eine Schutzhülle fürs neue Galaxy S8 einkaufte.
Irgendwann aber kam der Leichtsinn. Die Schutzhüllen fielen wieder. Und dann, eine ganze Weile später, dieser eine kurze Moment. Das Smartphone knallt auf die Auffahrt meiner Eltern.
Seither ist das Display zerstört. Diverse Risse zieren meinen treuen Begleiter – wie eine Eisfläche kurz vor dem Einbruch. Das Smartphone lässt sich noch bedienen. Schön ist das aber nicht.

Ein Fall aufs Pflaster - das war's. Seitdem hat das Smartphone ein zersplittertes Display.
Zum Black Friday trudeln derweil allerlei Angebote rein. Ein tolles neues tadelloses Smartphone. Was wird dann aus meinem Begleiter? Scheidung? Dabei funktioniert das Smartphone ja noch.
Bist du noch zu retten?
Das Bremer Geschäft Yukcell ist spezialisiert auf die Reparatur von Smartphones. Auf der Homepage kann ich mir den Preis für mein Modell ausrechnen lassen. Uff: 210 Euro fürs neue Display. So teuer sollte es bei einem Elektromarkt schon damals sein, als das Malheur passierte. Daran hat sich nichts geändert. Wenn es nach mir geht, soll die Ehe mit meinem Begleiter noch ein paar Jahre halten. Die Risse nerven aber. An den Ecken lösen sich Splitter.
Lohnt sich das?
Yüksel Yalcinkaya ist der Gründer von Yukcell in der Bremer Innenstadt. Sein Urteil ist eindeutig: Wirtschaftlich lohnt sich die Reparatur in meinem Fall nicht. Es gebe für den Preis schließlich auch gute gebrauchte Handys. Auch ich bin bei Amazon auf ein generalüberholtes S8 gestoßen. 199 Euro soll es kosten.
Generell sei die Reparatur eines Displays bei Samsung und Huawai teuer. Im Gegensatz zu Apple könne man bei Samsung auf keine Alternative ausweichen. Die Kunden seien öfter schockiert, berichtet Yalcinkaya, wie hoch die Preise seien, was aber an den Originalteilen liege. Selbst in fünf Jahren werde mein Display noch genauso viel kosten, vermutet der Unternehmer. „Samsung unterstützt den Reparaturmarkt nicht“, sagt Yalcinkaya bezogen auf die Preise.
Für einige Kunden gibt es keine Alternative zur Reparatur. Denn ohne Display kann man auf die Daten nicht mehr zugreifen.
Und was mache ich? Wenn ich das Geld investiere, um wieder ein schönes Smartphone zu haben, könnte als nächstes der Akku fällig werden. Und ich lerne von Yüksel Yalcinkaya, dass ich den auch nicht gut behandelt habe. Über die Nacht das Handy aufladen? „Das strapaziert den Akku.“
Nach dem Umtausch könne das Smartphone aber wieder eine Weile in Ordnung sein, die Geräte seien schon stabil. „Es sei denn, Sie lassen es wieder fallen“, sagt Yalcinkaya. Er würde die Reparatur an meiner Stelle nicht machen, wenn es mich denn nicht störe?
Kann ich das selbst?
Wäre das Originalteil nicht überall teuer und mein Mut größer, dann könnte ich mich auch selbst an die Reparatur setzen. Auf der Seite Ifixit gibt es entsprechende Anleitungen. Yüksel Yalcinkaya sieht allerdings oft Fälle, in denen Reparaturversuche gescheitert sind. Der Schaden werde dann oft noch größer und die Sache doppelt so teuer. In Videos bei Youtube werde viel gezeigt, aber oft fehlten die Details und letztlich die Routine.
Was sind die Alternativen?
Selbst wenn das Smartphone ausrangiert werden soll, gibt es dafür mehrere Optionen. Anbieter von Secondhand-Technik kaufen gebrauchte Smartphones, um sie wieder aufzubereiten. In Bremen macht das etwa My Swooop. Manche Händler und Hersteller geben einen Nachlass auf Neuware im Tausch gegen Altware.
Außerdem gibt es diverse Abgabestellen. Die Stadtreinigung Bremen sammelt über die Container für kleine Elektrogeräte auch Smartphones. An den Recycling-Stationen können sie ebenfalls abgegeben werden, Sammelboxen stehen auch an Schulen. „In den Smartphones sind seltene Metalle wie Gold, Indium oder Tantal enthalten – alles wertvolle Rohstoffe“, weist Sprecher Torben Kapp auf die Bedeutung der Abgabe hin. „Wenn die Alt-Handys recycelt werden, gelangen diese Stoffe zurück in den Materialkreislauf und müssen nicht aufwendig und umweltbelastend neu gewonnen werden.“
Der BUND Bremen hat ebenfalls Sammelboxen aufgestellt. Ein Großteil der darin eingeworfenen Smartphones geht später ins Recycling, ein kleiner Teil kann weiterverkauft werden. Zwischen Januar und September kamen über die Boxen in diesem Jahr fast 660 Smartphones zusammen, sagt Katharina Müller, die das Projekt koordiniert. Die Einnahmen gehen an die BUND-Jugend.
Was nun?
Als ich den Laden von Yüksel Yalcinkaya wieder verlasse, hab ich auf jeden Fall gelernt, die Daten besser noch heute als morgen zu sichern. Durch die Risse könne es leicht einen Wasserschaden geben – Kurzschluss! Das Smartphone bleibt aber vorerst, wie es ist. Auch Partner haben ihre Macken. Nur einen neuen Schutz hat der Begleiter jetzt.