Bier gehört zu den meistkonsumierten alkoholischen Getränken. Alleine in Deutschland lag der Pro-Kopf-Verbrauch 2016 bei rund 104 Litern. Täglich werden mehrere tausend Liter Bier durch die Welt transportiert. Dabei kann schon mal das eine oder andere Fass zerbeulen oder von Schimmel befallen sein. Thomas Ellmers ist Experte für die kleinen und großen Wehwehchen von Bierfässern: Ausbeulen, Reinigen, Branden – mehr als 100.000 Bierfässer werden von dem Maschinenbauer aus Bremen und seinen Mitarbeitern jedes Jahr bearbeitet. Ellmers betreibt seit mehr als 20 Jahren den weltweit einzigen mobilen Reparaturservice für Fässer des beliebten Getränks.
Eigentlich hatte sich der Unternehmer nach seinem Studium auf die Instandhaltung von Abfüllanlagen spezialisiert. Immer häufiger wurde er jedoch von Braumeistern auf das Problem beschädigter Bierfässer angesprochen. Seit den 60er-Jahren wird Bier aus hygienischen Gründen in Mehrwegfässer aus Edelstahl gefüllt, die speziell für die keimfreie Lagerung von Getränken entwickelt wurden. Die Bierfässer mit den standardisierten Größen von 30 und 50 Litern werden vor allem in der Gastronomie eingesetzt, wo große Mengen Gerstensaft über die Ladentheke gehen. Und genau da werden die Behälter auch am häufigsten zerbeult. „Die meisten Fässer werden beim Be- und Entladen beschädigt“, sagt Ellmers. „Aber Edelstahl lässt sich gut aufbereiten.“
Reparaturservice: Sechs Euro pro Fass
Sein Vater Rudi Ellmers konstruierte schließlich eine Maschine, mit der die beschädigten Bierfässer ausgebeult werden können. Den ersten Prototypen verkaufte er seinerzeit an die Bremer Beck’s-Brauerei. Allerdings rentierte sich der reine Verkauf der Maschinen nicht. Vater und Sohn konzentrierten sich daher künftig auf die Entwicklung und gründeten einen mobilen Reparaturservice. Für die Brauereien ist das rentabel: Während ein neues Fass rund 80 Euro in der Anschaffung kostet, fallen für Ellmers’ Reparaturen lediglich etwa sechs Euro pro Fass an. „Auch aufgrund der CO₂-Bilanz wäre es töricht, die Fässer einfach zu ersetzen“, sagt Ellmers. Inzwischen ist das Unternehmen mit Sitz im Neustädter Ortsteil Huckelriede weltweit gefragt: Zu den Kunden gehören große Brauereien wie AB Inbev, Carlsberg, Heineken oder Bitburger. Auch die Union-Brauerei aus Walle habe schon angefragt. „Wir sind auch für kleinere Aufträge mobil“, sagt der Experte für Bierfässer. Eigene Maschinen rechneten sich für viele Brauereien aufgrund der geringen Stückzahl wirtschaftlich nicht.
Wenn das Unternehmen einen Auftrag erhält, sind die 15 Mitarbeiter je nach Aufwand schon mal bis zu sechs Monate am Stück unterwegs. Die Brauereiunternehmen sammeln zunächst ihre kaputten oder zerbeulten Bierfässer. Etwa zweimal im Jahr fahren Ellmers’ Mitarbeiter mit ihren Spezialmaschinen, Werkzeugen und Prüfgeräten zum jeweiligen Standort, um die Fässer wieder auf Vordermann zu bringen. Zu den Dienstleistungen des Unternehmens gehören nicht nur das Reinigen, Polieren und Ausbeulen der Fässer, sondern auch das Branding mit dem jeweiligen Brauereinamen sowie das Entfernen von sogenanntem Bierstein oder das Reparieren der Ventile.
Bis zu 130.000 Fässer pro Jahr
„Zu jeder Dienstleistung haben wir eine Maschine entwickelt, die so nur bei uns erhältlich ist“, sagt Ellmers, der sich zwei davon bereits patentieren ließ. „Da muss man die nötige Fachkompetenz mitbringen. Unsere Kollegen wissen, wie sie die Maschinen handeln müssen.“ Und noch etwas anderes sollten seine Mitarbeiter besitzen: Geschicklichkeit, Kraft und Kondition, denn ein 50-Liter-Fass wiegt mehr als 60 Kilogramm. „Das muss man erstmal heben können“, sagt Ellmers. Etwa 400 bis 500 Fässer können die Mitarbeiter je nach Aufwand am Tag abarbeiten. „Wir haben mehr Fässer in der Hand als jeder Kneipier.“
Der Bremer Unternehmer und seine Mitarbeiter haben ihre Abläufe an den Maschinen inzwischen so standardisiert, dass sie während des Auftrags mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigen können. „So können wir auch eine höhere Stückzahl als beim Mitbewerber erzeugen“, erläutert Ellmers. Dort werde im Bereich der Reparatur oder Instandhaltung noch vieles mit der Hand gemacht.
Bis zu 130.000 Fässer pro Jahr reparieren seine Mitarbeiter weltweit im Jahr. „Und wir könnten sogar noch mehr machen“, sagt der Unternehmer. Nur einmal musste er einen Auftrag ablehnen, der kam aus Sibirien. Das habe einen einfachen Grund gehabt: „Bei minus 40 Grad funktionieren unsere Maschinen nicht mehr.“