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Zusatzbeiträge Wechsel der Krankenkasse kann 270 Euro pro Jahr bringen

Auch wenn die HKK und die BKK Firmus ihre Beiträge anheben müssen, bleiben sie die günstigsten Krankenkassen Deutschlands. Warum das für Bremen auch noch zusätzliche Arbeitsplätze bringen kann.
23.12.2022, 11:59 Uhr
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Wechsel der Krankenkasse kann 270 Euro pro Jahr bringen
Von Florian Schwiegershausen

Ein Großteil der Krankenkassen wird im kommenden Jahr die Zusatzbeiträge erhöhen. Was das für die Krankenkassen mit Verwaltungssitz in Bremen und ihre Mitglieder bedeutet, steht nun fest. Denn am Donnerstag hat als letzte die BKK Firmus bekannt gegeben, dass bei ihr der Zusatzbeitrag um 0,06 Prozent auf 0,9 Prozent steigen wird. Die Hälfte davon zahlt immer der Arbeitnehmer. Bei einem Bruttogehalt von 3000 Euro kann der Unterschied zwischen der günstigsten und der teuersten gesetzlichen Krankenkasse pro Jahr knapp 270 Euro bedeuten.

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Damit gilt ab 2023 die BKK Firmus, die in Bremen 125 Beschäftigte hat, als günstigste wählbare Krankenkasse bundesweit. Dies war zuvor über Jahre die HKK mit mehr als 900.000 Versicherten, die weiter zu den günstigsten Krankenkassen gehört. Sie wird den Zusatzbeitrag um 0,29 Punkte auf 0,98 Prozent erhöhen und begründet diesen Schritt mit den herausfordernden Krisen im globalen Umfeld, versäumten Strukturreformen im Gesundheitswesen und den teuren Leistungsgesetzen der vorherigen Bundesregierung. So wurden die Kassen per Gesetz durch den früheren Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gezwungen, ihre Rücklagen aufzubrauchen. Auf diese Weise sollte eine Erhöhung der Beiträge verhindert werden. Die HKK kritisiert, dass die Mitglieder nun in einer angespannten finanziellen Situation mehr zahlen müssten.

Bremer AOK bleibt bei 1,6 Prozent Zusatzbeitrag

Anfang der Woche gab die AOK Bremen/Bremerhaven bekannt, dass der Zusatzbeitrag unverändert bei 1,6 Prozent liegen werde. Sie konnte eine weitere Erhöhung vermeiden. Einer der Gründe: Bei der AOK stieg die Zahl der Versicherten um 2,3 Prozent auf fast 279.000 Personen. Dazu trugen auch die rund 6000 zusätzlichen Versicherten die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine bei. Was die Bremer AOK außerdem bemerkt: Wegen der Pandemie nahmen viele Menschen medizinische Leistungen zurückhaltender in Anspruch. Entsprechend stiegen die Ausgaben für Behandlungen im Krankenhaus und in den Arztpraxen und die Arznei-, Heil- und Hilfsmittel weniger stark als prognostiziert.

Wenn eine gesetzliche Krankenkasse den Beitrag erhöht, hat der Versicherte das Recht auf einen Kassenwechsel. Dies hat der Gesetzgeber seit letztem Jahr vereinfacht. Man meldet sich bei der neuen Krankenkasse an, die wiederum informiert die alte Krankenversicherung über den Wechsel. Eine schriftliche Kündigung wie früher fällt damit weg. Auf der anderen Seite müssen die Kassen ihre Mitglieder auch nicht mehr per Brief über eine Erhöhung informieren. Eine Veröffentlichung auf der Internetseite reicht aus.

Nicht nur Höhe des Zusatzbeitrags entscheidet

Wer einen Wechsel erwägt, sollte aber vorher Zusatzleistungen wie kostenlose Zahnreinigungen vergleichen. Denn da gibt es Unterschiede. Die Änderungen des Zusatzbeitrags wirken auch auf den Bremer Arbeitsmarkt. Da die HKK und die BKK Firmus mit ihren Beiträgen weiterhin zu den günstigsten Kassen Deutschlands gehören, ist davon auszugehen, dass die Zahl ihrer Mitglieder und Versicherten im kommenden Jahr nochmals steigen werde. Dieser Effekt war bereits in den vergangenen Jahren zu beobachten. Allein für die HKK mit ihren nun mehr als 1200 Beschäftigten bedeutete das in den vergangenen fünf Jahren 400 zusätzliche Vollzeitstellen. Es ist davon auszugehen, dass im kommenden Jahr weitere Mitarbeiter hinzukommen werden. Die AOK Bremen/Bremerhaven zählt derzeit etwa 700 Beschäftigte.

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Welche Kosten kommen 2023 auf die Krankenkassen zu? "Für das Haushaltsjahr 2023 planen wir einen Gewinn von einer Million Euro“, sagt der Bremer AOK-Vorstandsvorsit­zen­de Olaf Woggan. In diesem Jahr musste sein Unternehmen ein Minus von zwei Millionen Euro verzeichnen –bei Einnahmen von etwas mehr als einer Milliarde Euro. Die HKK rechnet für 2023 mit einem ausgeglichenen Ergebnis.

Sie sieht Lauterbach und sein Ministerium weiter in der Pflicht. "Das Problem des strukturellen Finanzierungsdefizits in der gesetzlichen Krankenversicherung ist nicht gelöst", sagte HKK-Sprecher Ilja Mertens. Die HKK unterstütze daher das Ministerium, Lösungen auszuarbeiten, mit denen die gesetzliche Krankenversicherung dauerhaft finanziell stabilisiert werden könne. Mertens ergänzt: "Die Reformen der ambulant-stationären Versorgungsstrukturen sind beispielsweise längst überfällig." Ebenso stehe die
Absenkung der Mehrwertsteuer für Arzneimittel auf sieben Prozent nach wie vor auf der Tagesordnung.

Zur Sache

Beim Wechsel auch Zusatzleistungen vergleichen

Wenn man den Wechsel zu einer anderen Krankenkasse erwägt, raten die Experten dazu, vorher auch auf die Zusatzleistungen zu schauen. Die kann jede Krankenkasse individuell festlegen. Da gibt es zum Beispiel Unterschiede bei kostenlosen Zahnreinigungen oder bei den Reiseimpfungen. Einige Kassen deckeln hier zum Beispiel die Kosten auf eine bestimmte Höhe pro Jahr. Nicht zuletzt lohnt auch noch der Blick auf die Bonushefte: Auch hier bieten die Krankenversicherungen unterschiedliche Belohnungen dafür, wenn Versicherte hier konsequent "Goodies" für das Heft oder inzwischen die App auf dem Smartphone sammeln.

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