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Streckensanierung Welche Bremer Strecken betroffen sind

Bis Ende des Jahrzehnts saniert die Deutsche Bahn in ihrem Schienennetz 40 Abschnitte. Bremen ist zwischen 2027 und 2030 mit vier Strecken betroffen. Warum das wichtig ist.
21.09.2023, 05:00 Uhr
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Welche Bremer Strecken betroffen sind
Von Marc Hagedorn

Alessa Becker ist Bahn-Mitarbeiterin und das Gesicht einer neuen Kampagne des Unternehmens. Wenige Tage bevor die Bahn-Bosse Ende der vergangenen Woche mit den ersten Details zur Generalsanierung von 40 Streckenabschnitten in ganz Deutschland an die Öffentlichkeit gegangen sind, war Becker zum ersten Mal in einem TV-Spot zu sehen.

Sie steht vor einer riesigen Tunneleinfahrt, trägt einen weißen Schutzhelm und eine orange Warnjacke. Sie sagt: „Unser Schienennetz kommt an seine Grenzen. Daher gibt es Verspätungen und vollere Züge. Klar! Das ärgert euch. Wir ärgern uns auch. Deshalb modernisieren und bauen wir wie noch nie.“ Dann folgt die Kernbotschaft: „Es wird gut, aber es wird dauern.“

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Mit der Kampagne „Mehr Bahn für alle“ will die Deutsche Bahn über die Baumaßnahmen informieren und hofft gleichzeitig, dass die Kunden die damit verbundenen Einschränkungen akzeptieren. „Es wird viel Wehklagen geben“, sagt Susanne Henckel, Staatssekretärin im Verkehrsministerium, „aber wir brauchen die Hochleistungsstrecken.“ Welche Bremer Strecken wie und wann betroffen sind:

Bremerhaven-Bremen (92 Kilometer)

Die Sanierung ist für das zweite Halbjahr 2027 geplant. Die Strecke zwischen Bremerhaven und Bremen gilt als wichtige Verbindung im Personen- und Güterverkehr. Menschen pendeln zwischen diesen Städten zur Arbeit. Container und Autos werden über diesen Abschnitt von und zu den Bremer Seehäfen transportiert. Auch Kreuzfahrtpassagiere gelangen über die Strecke zum Columbus Cruise Center Bremerhaven, einem der modernsten Passagierterminals in Europa.

Während der Generalsanierung setzt die DB eine Reihe von Arbeiten um, die für mehr Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit der Strecke sorgen. Dazu gehören unter anderem die Erneuerung von Leit- und Sicherheitstechnik, Weichen, Gleisen, Oberleitung und Brücken und Bahnübergängen. Zudem plant die Bahn die Aufwertung mehrerer Bahnhöfe. Welche, will sie noch nicht verraten. „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass die Planungen noch in einer frühen Phase sind“, sagte ein Bahnsprecher dem WESER-KURIER.

Bremen-Hamburg (181 Kilometer)

Im ersten Halbjahr 2028 soll diese von Pendlern und dem Güterverkehr stark genutzte Strecke saniert werden. Sie gilt als wichtige nationale und internationale Nord-West-Verbindung und liegt auf der Verkehrsachse, die von Skandinavien über Norddeutschland bis ins Ruhrgebiet und die Beneluxstaaten führt. Besonders wichtig ist sie für den Güterverkehr, denn sie verbindet die großen norddeutschen Seehäfen mit dem größten Rangierbahnhof Europas in Maschen.

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Bremen/Rotenburg-Wunstorf (129 Kilometer)

Dieser Abschnitt, über den täglich Tausende Pendler auf dem Weg von Bremen nach Hannover unterwegs sind, soll 2029 generalsaniert werden. Nah- und Fernverkehr sowie Güterzüge verkehren hier im dichten Takt. Die Bahn stuft die Strecke als eine Hauptmagistrale für den Seehafen-Hinterland-Verkehr aus Bremerhaven, dem Jade-Weser-Port, Emden, Cuxhaven und Nordenham ein. Außerdem wird über den Abschnitt auch der Rangierbahnhof Seelze angebunden. „Durch die hohe Auslastung der Strecke ist die Infrastruktur stark beansprucht“, teilt die Bahn mit. Entsprechend umfangreich wird die Sanierung ausfallen.  

Bremen-Osnabrück (117 Kilometer)

Die Sanierung des vierten und letzten Abschnitts, der Bremen und das Umland betrifft, soll im ersten Halbjahr 2030 beginnen. Pendler aus Weyhe, Syke, Bassum und Twistringen nutzen diese Verbindung Tag für Tag intensiv. Die Strecke liegt auf der wichtigen Verkehrsachse von den skandinavischen Staaten über Hamburg bis ins Ruhrgebiet und die Beneluxstaaten. Auch hier ist die Modernisierung von Bahnhöfen und die Erneuerung der Leit- und Sicherungstechnik geplant.

Zur Sache

Deutschland-Takt in Gefahr?

Alle halbe Stunde ein Fernzug, der die großen Metropolen in Deutschland miteinander verbindet, das ist das große Ziel. Deutschlandtakt hat die Politik das ambitionierte Projekt getauft. Aus Sicht der Bahn eine entscheidende Voraussetzung dafür: der Neubau der Strecke Hamburg-Hannover. Nach einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ist damit aber vorerst nicht zu rechnen. Stattdessen haben sich der Bund, das Land Niedersachsen und die Deutsche Bahn darauf geeinigt, die bestehende, aber langsame Strecke über Lüneburg auszubauen.

Über den Neubau wird seit Jahren gestritten. Die rot-grüne Landesregierung, Bürgerinitiativen und Verbände in der Region sind gegen den Neubau. Der Nabu begrüßt den Ausbau der bestehenden Strecke: "Dies ist ein vernünftiger Schritt", sagt Holger Buschmann, Landesvorsitzender des Nabu Niedersachsen, "es braucht keine Naturzerstörung, nur um ein paar Minuten mehr Zeitgewinn zu realisieren.“

Anders beurteilt die Allianz pro Schiene die Lage. Mit einer bloßen Sanierung der Bahnstrecke Hamburg-Hannover ist es aus Sicht des Interessenverbands nicht getan. „Klar ist: Der Ausbau der Bestandsstrecke kann die Kapazitätsengpässe nur mildern, aber nicht auflösen“, sagt Verbandsgeschäftsführer Dirk Flege. „Jede weitere Verzögerung beim Neubau der Strecke Hannover-Hamburg wäre also Gift nicht nur für den Deutschlandtakt, sondern auch für den wachsenden Güterverkehr zum Hamburger Hafen.“ Es gehe nicht um ein Entweder-oder, so Flege. „Wir brauchen vielmehr beides: einen raschen Ausbau der Bestandsstrecke und schnell eine Neubau-Strecke.“

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