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Deutsche Bahn Welche Folgen die Generalsanierung für Bremen hat

Zwischen 2027 und 2030 saniert die Deutsche Bahn vier Streckenabschnitte, die Reisende in Bremen und Pendler aus dem Umland betreffen. Mit welchen Auswirkungen Bahnkunden und die Wirtschaft rechnen müssen.
21.09.2023, 05:00 Uhr
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Welche Folgen die Generalsanierung für Bremen hat
Von Marc Hagedorn
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Busse statt Züge, Zeitverluste für Pendler, Umwege auf längeren Fahrten – auf die Bahnkunden kommen jede Menge Einschränkungen zu, wenn das Unternehmen ab 2024 Schritt für Schritt in der ganzen Republik das Schienennetz generalsaniert. Die Gesamtlänge der zu erneuernden Strecken beläuft sich auf mehr als 4000 Kilometer.

Welche Strecken sind betroffen?

In Bremen werden Reisende und der Güterverkehr in vier Jahren die Auswirkungen des Mammutprojektes spüren. Dann wird die Strecke Bremen-Bremerhaven generalsaniert. Es folgen bis zum Ende des Jahrzehnts die Abschnitte Bremen-Hamburg (2028), Bremen/Rotenburg-Wunstorf (2029) und Bremen-Osnabrück (2030). Die Arbeiten sollen jeweils rund fünf Monate dauern.

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Worauf müssen sich Pendler und Fernreisende einstellen?

„Die Sanierungen werden den Reisenden einiges abverlangen, denn die jeweiligen Strecken sollen für die Zeit komplett gesperrt werden“, sagt Malte Diehl, Vorsitzender des Landesverbandes Niedersachsen/Bremen von Pro Bahn. Züge im Fern- und Güterverkehr sollen umgeleitet werden. Den Regionalverkehr sollen Busse ersetzen. „Pendler müssen bei Hin- und Rückfahrt mit Zeitverlusten rechnen“, sagt Diehl. Selbst für Direktbusse, die unterwegs nur an den größeren Bahnhöfen anhalten, könnten im Vergleich zur Zugfahrt heute pro Weg „bestimmt 30 Minuten draufgerechnet werden“.

Wie will die Bahn den Schienenersatzverkehr stemmen?

„Darauf sind wir auch gespannt“, sagt Diehl. Es werde für die Bahn eine „heftige Herausforderung“, genügend Busse und Busfahrer zu organisieren. „Schon heute gibt es an manchen Stellen ja Probleme, den Regelverkehr aufrechtzuerhalten.“ Die Verkehrsunternehmen suchen seit Jahren Personal. Um den Bahnverkehr zwischen Bremen und Bremerhaven zu ersetzen, rechnet Diehl mit 60 bis 70 zusätzlichen Busfahrern, „und es könnte sein, dass die Zahl noch zu tief gegriffen ist, weil wir von einem Schichtbetrieb ausgehen müssen“. Die Bahn will die nötigen Ersatzverkehrsleistungen im Herbst für einen mehrjährigen Zeitraum europaweit ausschreiben. 

Was bedeuten die Einschränkungen für den Güterverkehr?

„Eine Komplettsperrung der Strecke Bremen-Bremerhaven würde bedeuten, dass Bremerhaven mehr oder weniger vom Güterverkehr abgetrennt würde“, sagt Christoph Holtkemper, Geschäftsführer der Roland Umschlagsgesellschaft, die täglich Container und Schwergut über die Schiene an norddeutsche Seehäfen transportiert.

Zum Aus für den Güterverkehr Richtung Bremerhaven soll es aber nicht kommen. „Für die Generalsanierung der Strecke Bremerhaven-Bremen plant die DB im Dialog mit Unternehmen und Verbänden ein angepasstes Konzept, sodass die zuverlässige Anbindung der Seehäfen auch während der Arbeiten sichergestellt ist“, sagt ein Bahnsprecher.

Über die Schienen der Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe EVB zum Beispiel könnten Umgehungsrouten befahren werden. Überlegt wird auch, die Verbindung Bremen-Bremerhaven als einziges der bundesweit 40 Vorhaben nicht komplett für den Güterverkehr zu sperren. „Wir gehen davon aus, dass ein bestimmter Anteil von Güterzügen rollen wird“, heißt es aus der Handelskammer.

Warum setzt die Bahn überhaupt auf Komplettsperrungen?

Die Deutsche Bahn schiebt seit Jahren Sanierungen vor sich her. „Und wenn etwas gemacht wurde, waren es einzelne Maßnahmen“, sagt Pro-Bahn-Sprecher Diehl, „mal eine Brücke, mal hier die Signaltechnik oder dort die Gleise.“ Jetzt bündelt die Bahn auf den jeweiligen Streckenabschnitten alle erforderlichen Maßnahmen. „Es ist die sinnvollste Lösung“, sagt Diehl. Kurz und schmerzvoll sozusagen, und danach verspricht die Bahn Ruhe. „Nach Abschluss der Arbeiten profitieren Reisende und Güterverkehrsunternehmen von einem stabilen Betrieb auf leistungsfähigeren Strecken“, sagt ein Bahnsprecher, für mehrere Jahre seien dann keine größeren Baumaßnahmen mehr erforderlich.

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Welche Erfahrungen hat die Bahn mit solchen Großprojekten?

Die Generalsanierung des Streckennetzes ab 2024 gilt bahnintern als größtes und umfassendstes Infrastrukturprogramm seit der Bahnreform 1994. Den Anfang macht ab Mitte des nächsten Jahres die sogenannte Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim. Ihre Generalsanierung gilt als Pilotprojekt. Derzeit fahren hier 300 Züge pro Tag. Für täglich bis zu 15.000 Reisendenden setzt die Bahn 150 neue Busse ein. „Wir gehen davon aus, dass die Bahn-Verantwortlichen ganz genau hinschauen, wie es dort läuft, um aus diesen Erfahrungen gegebenenfalls die richtigen Schlüsse für die Arbeiten an den anderen Streckenabschnitten zu ziehen“, sagt Diehl.

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