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Schrott fürs Stahlwerk Grüne wollen an der Weser Schiffe recyceln

Mit dem Schiffsbau kennt man sich aus an der Weser. Nun wollen die Grünen dieses Know-how auch für das Abwracken von Schiffen einsetzen.
11.03.2023, 05:00 Uhr
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Grüne wollen an der Weser Schiffe recyceln
Von Christoph Barth

Die Grünen wollen sich für die Ansiedlung einer Schiffsrecyclingwerft im Land Bremen stark machen. Mit dem dort gewonnenen Schrott könnte unter anderem neuer Stahl in der Bremer Hütte erzeugt werden, erklärt Robert Bücking, wirtschaftspolitischer Sprecher der grünen Bürgerschaftsfraktion. Die Planungen sollten nach Auffassung der Grünen noch vor der Bürgerschaftswahl im Mai auf den Weg gebracht werden.

Schon jetzt verbrauche die Hütte jährlich 700.000 Tonnen Schrott. "Diese Menge wird sich in den kommenden Jahren verdoppeln oder verdreifachen", rechnet Bücking vor. Denn um klimaneutral – also weitgehend ohne CO2-Emissionen – Stahl erzeugen zu können, will Arcelor-Mittal die Produktionsprozesse in seinem Bremer Werk in den kommenden Jahren umstellen. Neben Wasserstoff und Strom wird dabei vor allem Schrott benötigt, der in einem Elektro-Ofen eingeschmolzen wird.

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Das erforderliche Altmetall könnten ausrangierte Schiffsrümpfe liefern, so die Überlegung der Grünen. Seit Jahrzehnten werden alte Frachter hauptsächlich an Stränden in Indien, Pakistan und Bangladesh abgewrackt – "unter oftmals horrenden Bedingungen", kritisieren nicht nur die Grünen. Zu Hungerlöhnen und vorbei an Umweltschutz- und Sicherheitsstandards zerlegen Arbeiter dort die Schiffe mit Schneidbrennern in kleine Teile, die dann als Stahlschrott in alle Welt verkauft werden. 

Seit Jahren versuchen die Vereinten Nationen und die Europäische Union, das Schiffsrecycling stärker zu reglementieren. Mit dem Hongkong-Abkommen von 2009 und der EU-Schiffsrecycling-Verordnung von 2013 wurden verbindliche Regeln geschaffen, die Umweltschäden verhindern und die Arbeitssicherheit erhöhen sollen. In einigen EU-Mitgliedsstaaten wie etwa in Dänemark gibt es bereits zertifizierte Schiffsrecycling-Anlagen, nicht jedoch in Deutschland. "Wir glauben, dass hier für Bremen eine große Chance liegt", sagt Bücking.

Die Grünen setzen dabei auf neue Technologien, die teilweise automatisiert sind und Umweltschäden vermeiden. "Man muss beim Schiffsabwracken heute keine Acetylenbrenner mehr einsetzen", erläutert Bücking. Wasserstrahlschneideanlagen könnten mittlerweile mit Hilfe von Sand und einem hoch konzentrierten Wasserstrahl sogar dickes Blech und Beton durchtrennen. "Natürlich müsste das in einem eingehausten Dock passieren, damit keine Schadstoffe nach außen gelangen", so Bücking.

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Einen Standort für eine solche Recyclingwerft haben die Grünen noch nicht ins Auge gefasst. Bremerhaven wäre näher am Meer, Bremen dafür näher am Stahlwerk als potenziellem Abnehmer. "Die Standortfrage ist natürlich wichtig: Wo ist der Platz für eine solche Anlage?", sagt Bücking. "Das muss jetzt untersucht werden, und ich glaube, dass wir dabei keine Zeit verlieren sollten." Viele Standorte an Nord- und Ostsee machten sich Gedanken über das Thema, "man kann da nicht beliebig abwarten", warnt der grüne Wirtschaftspolitiker.

Deshalb wollen die Grünen noch vor der Bürgerschaftswahl ein gemeinsames Bekenntnis der Regierungsparteien zu dem Projekt herbeiführen. "Der Senat muss da jetzt kräftig in die Pedale treten", fordert Grünen-Fraktionschef Björn Fecker. Eine Schiffrecyclinganlage passe besonders gut in die Klimaschutzstrategie des Senats. Die Finanzierung einer solchen Ansiedlung könne deshalb über den Klimafonds des Landes sichergestellt werden, über die sogenannte "Fast Lane" für besonders klimaschutzwirksame Projekte.

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