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Made in Bremen Sicher auf hoher See

Die Bergung des 2012 havarierten Kreuzfahrtschiffes Costa Concordia kostete 1,5 Milliarden Euro. Für Versicherungen die Policen auszuhandeln, die solche Schäden abdecken, ist Aufgabe von Drewes und Runge.
30.06.2019, 06:04 Uhr
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Von Jean-Pierre Fellmer

Es waren surreale Bilder, die damals um die Welt gingen: die Costa Concordia halbversunken vor der Küste Giglios. Das 290 Meter lange Kreuzfahrtschiff havarierte 2012 vor der italienischen Insel, keine sechs Jahre nach der Taufe. 32 Menschen starben bei dem Unglück. Die Bergung des Schiffes dauerte länger als zwei Jahre, erst 2017 war das Wrack vollständig verschrottet.

Die italienische Reederei Costa Crociere musste für die Bergung und Entschädigungszahlungen nach eigenen Angaben mindestens 1,5 Milliarden Euro zahlen. Das Schiff selbst kostete 450 Millionen Euro. Damit Ernstfälle wie diese Reeder nicht in den Ruin treiben, gibt es spezielle Versicherungspolicen, die auszuhandeln die Aufgabe von Assekuradeuren ist – etwa bei Drewes und Runge in Bremen.

Die Versicherungsagentur Drewes und Runge sitzt in der achten Etage der Versicherungsbörse an der Wilhelm-Kaisen-Brücke. Aber was genau machen Assekuradeure? Schiffe haben nicht nur einen großen Wert, auch das Risiko eines Unfalls in der Seefahrt ist hoch. Die Versicherungsunternehmen wollen deshalb nicht alleine die teuren Schiffe versichern, weil sie im Schadensfall große Summen eigenständig aufbringen müssten.

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Deshalb sind teure Schiffe bei mehreren Versicherungsunternehmen versichert, um das Risiko aufzuteilen. An dieser Stelle kommen die Assekuradeure ins Geschäft: Sie vertreten die Versicherungsunternehmen und sprechen mit dem Makler, der für die Reederei nach einer Versicherung sucht.

Die Assekuradeure sind von den Versicherungsunternehmen bevollmächtigt, mit den Maklern eine Police auszuhandeln. Der Assekuradeur übernimmt dabei die klassischen Aufgaben eines Versicherers wie etwa die Risikobewertung oder die Vereinbarung der Prämie. „Wir sind der verlängerte Arm des Versicherers“, sagt Max. F. Stegemann, geschäftsführender Gesellschafter bei Drewes und Runge.

Die Idee der Versicherung stammt aus dem Seehandel und ist sehr alt: Schon 3000 Jahre vor Christus hatten phönizische Händler sich zu Schutzgemeinschaften zusammengetan und ihren Mitgliedern verlorengegangene Schiffsladungen ersetzt. Auch die Geschichte des Unternehmens geht, auch für bremische Verhältnisse, weit zurück: 1644 trug sich der Kaufmann Hermann Runge als Händler und Gütermesser in das Heuerschillingregister ein, einem Verzeichnis über die damalige Mietsteuer.

Auch im „Non-Marine-Geschäft“ unterwegs

1767 begann das Versicherungsgeschäft der Familie Runge: Einer seiner Nachfolger, Hermann Runge II, baute gemeinsam mit acht weiteren Bremer Kaufleuten die „Accekuranz-Companie“ auf, um Seeschiffe zu versichern. 1959 gründete das Unternehmen eine Versicherungsgesellschaft, die noch heute zur Unternehmensgruppe gehört: die Minerva Versicherungs-AG. Sie ist auf Kaskoversicherungen in der Transportwirtschaft spezialisiert.

Drewes und Runge machen aber nicht nur Seeversicherungen, sondern sind auch im „Non-Marine-Geschäft“ unterwegs, wie Stegemann sagt. Assekuradeure gebe es nur in der Seefahrt, außerhalb dieser Branche hießen sie Mehrfachagenten. Weitere Märkte von Drewes und Runge sind die Industrie, Immobilien – oder auch Musikinstrumente.

Zu den Kunden des Unternehmens gehörten Musiker auf ganzen Welt, es würden auch ganze Orchester versichert, sagt Robert Mahn, geschäftsführender Gesellschafter. „In unserem Bestand sind außerdem auch diverse Stradivaris mit teils hohen Werten“, sagt er. Die Streichinstrumente des legendären Geigenbauers Antonio Stradivari sind bis zu mehreren Millionen Euro wert.

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Bei Musikinstrumenten werde die Versicherung aber nicht auf unterschiedliche Versicherungsunternehmen aufgeteilt, dafür seien die Beträge doch zu niedrig und das Schadensrisiko zu gering – mit einem teuren Instrument gehe man mit deutlich mehr Bedacht um. Trotzdem gibt es Vollkaskoversicherungen, falls das Instrument doch einmal runterfällt. „Streng genommen ist eine Versicherung von Musikinstrumenten aber eine Transportversicherung“, erklärt Edgar Skandera, Diplom-Nautiker und Geschäftsführer.

Im Fall der Costa Concordia waren Drewes und Runge nicht beteiligt, deshalb können sie auch über den Fall sprechen. Diskretion sei ein wichtiges Thema in der Branche, so Mahn. Auf die Frage, was das Unternehmen auszeichne, nennt Stegemann drei Dinge: die Beständigkeit, die schnelle Reaktion und die Expertise.

Schnelle Reaktionen sind wichtig

„Wir haben nur sehr wenig Fluktuation bei uns im Unternehmen“, sagt Stegemann. Versicherungspolicen im Bereich der Schiffsfahrt würden nicht automatisch verlängert und müssten daher nach etwa einem Jahr erneuert werden. Wenn der Kunde dann anrufe, kenne er bereits den Ansprechpartner am anderen Ende der Leitung.

Wenn es zum Schadensfalle komme, sei eine schnelle Reaktion wichtig. „Gab es etwa in einem Betrieb einen Brand, dann muss schnell ein Ersatzort gefunden worden.“ Sonst drohten dem Unternehmen wegen des Produktionsausfalls Verluste. Die Expertise der rund 20 Mitarbeiter von Drewes und Runge ermögliche es außerdem, dem Versicherungsunternehmen schon nach der Erstbesichtigung einen ausführlichen Bericht zukommen zu lassen. „Oft schicken unsere Kunden gar nicht mehr ihre Gutachter los, sondern trauen unserem Urteil.“

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