Der klassische Bankräuber ist in Deutschland nahezu ausgestorben. Der letzte bekannte Fall in Bremen und Umgebung spielte sich im vergangenen August in Achim bei der Bremischen Volksbank ab. Waren es laut Bundeskriminalamt 1993 noch 1623 Überfälle auf Geldinstitute und Poststellen, zählte die oberste Kriminalbehörde 2022 lediglich 42. Kein Wunder – denn die heutige Technik macht es überflüssig, dass die Täter in die Bank marschieren. Per Phishing, also dem Versender gefälschter Mails, ist es viel einfacher, die Menschen um ihr Geld zu bringen. Die Betrüger lassen sich immer neue Ideen einfallen, um per E-Mail oder Textnachricht an Kontodaten zu kommen.
Welche Methoden gibt es?
Da ist zum einen das Phishing per E-Mail. Das bedeutet, dass die Betrüger jemanden per Mail dazu bewegen wollen, auf eine Internetseite zu gehen, um dort die Kontodaten preiszugeben. Außerdem gibt es den Messenger-Betrug. Der lässt sich mit dem Enkeltrick per Telefon vergleichen. Allerdings läuft die Kommunikation über reine Textnachrichten per Smartphone ab – sei es per SMS oder über Programme wie Whats-App.
Vor welchen Phishing-Fällen warnt die Polizei?
Laut Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen vor einer Mail, die angeblich vom Bundesfinanzministerium kommt. Darin heißt es, dass es angesichts der steigenden Inflation ein Förderprogramm zum digitalen Euro gebe. Wer daran teilnimmt und Geld einzahlt, soll eine Förderung in Höhe von 29 Prozent auf die Einlage erhalten. Es seien nur noch 1200 Plätze frei. Wer den Link dazu anklickt, landet auf einer Seite mit Logo des Bundesfinanzministeriums inklusive Bundesadler.
Wie funktioniert der Messenger-Betrug?
Das LKA Niedersachsen erläutert die Masche: Eine der häufigsten Methoden ist dabei das Vortäuschen eines verwandtschaftlichen oder freundschaftlichen Verhältnisses über verschiedene Messenger-Apps oder SMS. Die Täterinnen und Täter versenden zunächst plausibel klingende Nachrichten mit dem Ziel, dass die empfangende Person dieser Nachricht Glauben schenkt und als Kontakt abspeichert.
Meist heißt es in der Nachricht, dass das Smartphone kaputt sei, weil es aus Versehen in der Waschmaschine gelandet sei – deshalb auch eine neue Handynummer. Die solle man nun abspeichern. Wenige Tage später meldet sich der Kontakt erneut. "Kurz darauf werden Probleme beim Onlinebanking geschildert und man wird um Hilfe bei einer wichtigen Überweisung gebeten. Manchmal wird auch eine Notlage vorgetäuscht, um eine schnelle Geldüberweisung zu erhalten", erläutert LKA-Sprecher Simon Ebbertz.
Wie groß ist der Schaden?
Laut LKA Niedersachsen gab es 2022 in dem Bundesland jeden Monat durchschnittlich 765 Fälle, bei denen es sich um einen solchen Messenger-Betrug handelte. "Dabei ist ein Gesamtschaden von über fünf Millionen Euro entstanden", sagte der LKA-Sprecher. Rechnet man diese Zahl auf Bremen um, müssten es jeden Monat mindestens 50 Fälle sein.
Was kann man dagegen tun?
Das LKA Niedersachsen rät dazu, nicht auf die Nachrichten zu reagieren: "Kontaktieren Sie die Person, die hier vorgetäuscht wird, auf alternativem Wege und lassen Sie sich nicht durch die falschen Chat-Partnerinnen und Partner davon abbringen." Der weitere wichtige Tipp: "Überschreiben Sie nicht ungeprüft eine bei Ihnen im Adressbuch gespeicherte Rufnummer, zum Beispiel von der Tochter oder dem Sohn mit der angeblich neuen Rufnummer. Nutzen Sie einen anderen Messenger, Mailverkehr oder die Ihnen bekannten Rufnummern, um eine parallele Kommunikation zu starten." Außerdem sollte man auf keinen Fall Geld auf unbekannte Bankkonten überweisen. Das Geld werde im schlimmsten Fall bereits nach kurzer Zeit nicht mehr zurückzuholen sein.
Was tun, wenn man doch darauf reingefallen ist?
Dann rät das LKA Niedersachsen dazu, schnellstens die Bank zu informieren. Eventuell könne die Überweisung noch gestoppt werden. "Erstatten Sie im Anschluss Anzeige bei Ihrer örtlichen Polizeidienststelle." Dort gibt es Ermittler, die sich mit solchen Fällen auskennen. Wenn auch die schnell informiert werden, können die ebenso auf die Bank einwirken. LKA-Sprecher Ebbertz gibt als weiteren Tipp: "Erstellen Sie Screenshots des Chatverlaufs, des Kontaktes und von der Überweisung – mit eindeutig erkennbarem Empfangskonto – und bringen Sie diese Daten mit zur Anzeigenerstattung.
Was ist mit dem Kontoempfänger?
Der ist über seine IBAN lokalisierbar. Aber der weiß in den meisten Fällen nicht, dass sein Konto dazu missbraucht wird. Wenn es nach zwei oder drei Tagen auffällt, haben die Täter schon längst wieder das Geld abgeräumt und zum Beispiel in Kryptowährungen investiert, um so die Spuren zu verwischen. Manchmal kann es sich auch um ein Konto handeln, bei dem die Besitzer ihre IBAN an die Täter weitergegeben haben, weil sie dachten, sie nehmen an einem Gewinnspiel teil.
Wo gibt es Infos über aktuelle Maschen?
Die Verbraucherzentrale berichtet fast tagesaktuell im Internet auf ihrem Phishing-Radar über aktuelle Fälle. Diesen erreichen Sie, wenn Sie hier klicken.