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Bremer Spediteure Wann die Preise für Fernseher und Gartenstühle fallen könnten

Weil die Menschen lieber wieder reisen wollen, sinkt die Nachfrage nach Möbeln und Elektroartikeln. Dadurch transportieren Bremens Spediteure weniger Waren aus Asien - mit Folgen für die Verbraucher.
20.04.2023, 05:00 Uhr
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Wann die Preise für Fernseher und Gartenstühle fallen könnten
Von Florian Schwiegershausen

Gartenstühle, Möbel und Elektroartikel werden wohl frühestens in der zweiten Jahreshälfte billiger. "Die Läger sind mit Sachen, die während der Pandemie sehr beliebt waren, derzeit bis oben hin voll. Und von dort gehen sie in den Handel", sagt Thorsten Dornia vom Bremer Logistikunternehmen Brelog. "In China sinken die Preise gerade wieder", stellte Dornia fest, der auch Vorstandsmitglied beim Verein Bremer Spediteure (VBS) ist.

Der hat jetzt seine Jahresbilanz gezogen, bei der es auch um sinkende Frachtraten auf den Schiffen ging. Denn wenn die Preise für den Containertransport sinken, mache sich das auch langfristig bei den Non-Food- und Aktionsartikeln in den Discountern bemerkbar. Ob die Handelsketten am Ende allerdings diese sinkenden Transportkosten an den Endkunden weitergeben, bleibe ihnen überlassen, hieß es bei der Bilanz.

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Allerdings gehen die VBS-Mitglieder, die an der Frühjahrsumfrage teilgenommen haben, bei den Importen von einem Rückgang um 15 Prozent aus. Das erklärte der Verein mit der sinkenden Nachfrage nach diesen Artikeln. Denn während der Corona-Zeit hätten sich die Verbraucher gut mit jenen Artikeln eingedeckt. Nun aber gäben sie ihr Geld lieber für Reisen, Restaurantbesuche, Events, Kino und Theater aus. Die Händler blieben somit vorerst auf ihren Waren sitzen und bestellen keine neuen Waren, zum Beispiel aus Fernost.

Das mache sich bei den Speditionen bemerkbar und sei auch der Grund, weshalb die Containerraten auf den Schiffen von Asien nach Deutschland inzwischen wieder gesunken seien. "Die Raten liegen auf dieser Strecke bei zehn Prozent von dem, was sie vor einem Jahr noch gekostet haben", stellte Oliver Oestreich fest. Der Vorsitzende vom Verein Bremer Spediteure und Geschäftsführer des Bremer Traditionslogistikunternehmens Leschaco ergänzte: "Vor einem Jahr hätte ich niemals damit gerechnet, dass wir so schnell wieder dahinkommen." Die Rede sei inzwischen von negativen Frachtraten.

Leichte Abkühlung hilft Spediteuren

Doch diese leichte Abkühlung helfe den Beschäftigten der Unternehmen, nun wieder auf ein normaleres und weniger intensives Arbeitslevel zu kommen. Denn durch die durcheinander geratenen Lieferketten in den letzten drei Jahren habe man sich an vielen Stellen nicht auf die Fahrtzeiten der Schiffe verlassen können. Außerdem seien auch Container stehen geblieben. Das führte zu einem erhöhten Arbeitsaufkommen. "Die Mitarbeiter mussten die Aufträge dadurch oft sechs bis sieben Male anfassen. Jetzt sind wir wieder bei ein oder zwei Malen", erläutert Oestreich.

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Eine gute Seite können die Spediteure dem Abkühlen des Marktes allerdings abgewinnen. Das Verhältnis zu den Containerlinienreedereien scheint sich im operativen Geschäft wieder zu normalisieren. Der VBS-Geschäftsführer Robert Völkl beschreibt das so: „Es gibt wieder ein kooperatives Miteinander zwischen Spediteuren und Reedereien.“ Das hatte während der Zeit der äußerst angespannten Seefrachtmärkte stark gelitten.

Ebenso sind die Raten in der Luftfracht gesunken. Außerdem sei durch die Passagierflieger auch wieder mehr Volumen transportierbar. Denn ein Teil der Luftfracht fliege auch in Passagiermaschinen mit. Das war zum Beispiel einer der Gründe für die Lufthansa, im vergangenen Jahr alle verfügbaren Boeings 747 einzusetzen.

Vollbeschäftigung in Bremer Logistikbranche

Eines eint alle Spediteure: Die Unternehmen suchen weiterhin händeringend Personal. Im letzten Jahr konnten fast 40 Prozent der Unternehmen ihr Personal aufstocken. Auch für dieses Jahr planen 40 Prozent der Unternehmen Neueinstellungen. An Personalabbau denkt so gut wie kein Unternehmen. „In der Spedition herrscht seit vielen Jahren, besonders auch hier am Bremer Markt, Vollbeschäftigung. Gute Speditionskaufleute werden immer gebraucht“, betont Oestreich.

Holger Schulz, VBS-Vorstandsmitglied und Geschäftsführer der EKB Container Logistik, beschreibt es so: "Man braucht lange, um einen guten Personalstand aufzubauen. Und auch, wenn die Zeiten rauer geworden sind, wird man die Leute nicht freisetzen. Denn es ist viel teurer, sie wieder neu zu rekrutieren." VBS-Vorstandsmitglied Sven E. Schoon, Geschäftsführender Gesellschafter von ETS Transport & Logistics ist, ergänzt: "Unsere Mitarbeiter sind ein Pfund, mit dem wir uns von anderen Sparten absetzen können. Da gehört es zur Unternehmenskultur, mit Mitarbeitern vernünftig umzugehen und sie mitzunehmen."

Gern würden die Spediteure auch junge Menschen ausbilden. Doch sie befürchten, dass hundert neue Ausbildungsplätze in diesem Jahr unbesetzt bleiben werden. Für die vom Land Bremen geplante Ausbildungsabgabe habe man deshalb nur wenig Verständnis. 

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