Ausstattung. Büros. Arbeitsatmosphäre. Alles ist neu bei der Sparkasse Bremen. Seit ein paar Monaten hat die Bank ihren Sitz im Technologiepark. Doch bisher kann der Bau gar nicht wie geplant genutzt werden. Alle Mitarbeiter, denen es möglich ist, sollen derzeit wegen Corona im Homeoffice sein. Selbst Vorstandschef Tim Nesemann versucht, möglichst daheim zu arbeiten. Am Dienstag war er allerdings wieder vor Ort, um für das vergangene Jahr Bilanz zu ziehen – im Grunde recht allein im Haus.
Nesemann sprach bei der Vorstellung der vorläufigen Zahlen in einer Videoschalte von einem „soliden Geschäftsergebnis“ mit Blick auf den Gewinn von 21,4 Millionen Euro. Operativ habe die Sparkasse sich deutlich verbessert: sowohl höhere Erträge erzielt und zugleich Kosten gespart. „Wir sind mit dem Jahr eigentlich ganz zufrieden.“ Steigerungen resultierten im Wesentlichen aus dem Kundengeschäft.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Situation hat die Sparkasse Bremen ihre Risikovorsorge ausgebaut. „In einer wirklich ausgesprochen hohen Größenordnung mit fast 60 Millionen Euro“, sagte Nesemann. Die Bank geht davon aus, dass es in den nächsten Jahren wegen Corona auch Kreditausfälle geben wird. So fließt auch der außerordentliche Ertrag aus dem Verkauf des Brill-Areals in die Vorsorge. 2019 lag die Risikovorsorge bei 40 Millionen Euro.
Je nach Länge der Lockerung der Antragspflicht sei schon in diesem Jahr oder den nächsten Jahren sicherlich mit einer ganzen Reihe von Insolvenzen zu rechnen. Neben der Hotellerie, den Gastronomen sowie der Messe- und Veranstaltungsbranche seien auch viele Künstler und der Einzelhandel sehr durch Corona belastet. Was die Folgen für die Sparkasse sind? „Wir sind überzeugt, dass wir davon nicht so stark betroffen sind aufgrund unseres Kreditportfolios“, sagte Nesemann. Dennoch müsse man sich auf Wertberichtigungen und Abschreibungen von Krediten vorbereiten.
Im Vergleich zum Vorjahr ging der Überschuss deutlich zurück. Das liegt laut Nesemann daran, dass ins Geschäftsjahr 2019 der Verkauf der Anteile an der Wohnungsbaugesellschaft Brebau fiel. „Das haben wir leider nicht wiederholen können“, sagte Nesemann im Scherz. Für wie viel das Brill-Areal an Pinchas und Samuel Schapira verkauft werden konnte? Der außerordentliche Ertrag zeigt nur an, wie stark die Verkaufssumme über dem Buchwert lag. Genauer wollte Nesemann nicht werden. Jedoch: Einen großen Teil des Neubaus habe man damit stemmen können. Die Investitionssumme für das Gebäude samt Ausstattung liegt bei etwa 80 Millionen Euro.
Neue Filialen kommen
Die Sparkasse baut ihr Netz an Stadtteilfilialen derweil weiter aus. Mitte des Jahres sollen Standorte im Ostertor/Steintor und in Oberneuland eröffnen. Geplant seien zudem Stadtteilfilialen in Gröpelingen und Blumenthal und im kommenden Jahr in Mahndorf-Arbergen auf dem Vitakraft-Gelände. Bei Lestra soll es ein SB-Angebot geben.
Die Zahl der Belegschaft ging 2020 um fast 50 auf 1139 zurück. Die Sparkasse setzt mit verschiedenen Programmen darauf, die „natürliche Fluktuation“ zum Mitarbeiterabbau zu nutzen, und hat Angebote für den Vorruhestand unterbreitet. Aufgrund der Automatisierung in der Branche geht Nesemann davon aus, dass mittelfristig für klassische Dienstleistungen immer weniger Mitarbeiter benötigt werden. In vielen Bereichen baue man dagegen auch Mitarbeiter auf: wie etwa im Telefon- und Videobanking.
Zufrieden ist die Sparkasse laut Nesemann mit ihrem neuen digitalen Mitarbeiter: mit Smavesto. In einem Vergleich mit ähnlichen Anbietern habe die Performance überzeugt – des Roboters als Fondsmanager. Andere Sparkassen interessierten sich für Smavesto. Im November 2020 gab es hier 700 Kunden.