Häufig stehen die ersten Mitarbeiter jetzt gleich direkt am Eingang der Geschäfte im Stadtzentrum. Wie Türsteher kontrollieren sie: Wie viele Kunden sind bereits im Laden? Wird eine Maske getragen, die Mund und Nase bedeckt? Es wird Desinfektionsmittel für die Hände angeboten, bei der Douglas- und Thalia-Filiale in der Obernstraße darf man das Geschäft nur mit einem Korb betreten. „Wir weisen unsere Kunden auf die Sicherheitsmaßnahmen hin“, sagt Filialleiterin Petra Kitschkat. „In unsere Filiale dürfen maximal 35 Kunden gleichzeitig, damit wir die Abstandsregeln und andere Sicherheitsmaßnahmen gewährleisten können.“ Zeitweise müsse man die Türen schließen, wenn es zu viele Kunden werden. Natürlich seien so auch wegen der limitierten Personenzahl weniger Kunden im Geschäft.
Seit einer Woche haben die Einzelhandelsgeschäfte wieder geöffnet, aber auf den Straßen der Bremer Innenstadt ist immer noch weniger los als normalerweise. „Als ich letzte Woche mal durch die Sögestraße geschlendert bin, habe ich genau zwölf Personen gezählt“, berichtet Hartmut Hankel, Geschäftsführer des Schuhgeschäfts King Shoe in der Katharinen-Passage. Und auch Denise Gross, Geschäftsführerin bei Juwelier Wempe, der am Anfang der Sögestraße sitzt, beobachtet Ähnliches: „Spontane Kunden, die ein wenig durch die Stadt bummeln, gab es eher weniger.“ Meistens kämen Kunden wegen des Service in ihr Geschäft, in vier Wochen komme einiges an stehengebliebenen Uhren zusammen. Die Kundenfrequenz sei in der ersten Woche aber eher verhalten gewesen.
„Das Geschäft läuft gerade schwach“, sagt auch Hankel. Bei ihm kämen nur wenige Kunden in die Filiale. „Das liegt vielleicht auch daran, dass viele Geschäfte unterschiedlich geöffnet haben. Manche haben von 10 bis 15 Uhr, andere von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Manche haben überhaupt nicht auf.“ Hankel schätzt, dass insgesamt nur zwei Drittel der Geschäfte geöffnet haben.
Cord Hesterberg, Geschäftsführer des Bekleidungsgeschäfts Stiesing in der Sögestraße, erfährt von den wenigen Kunden aber auch viel Zuspruch. Gerade ältere Kunden seien vermehrt gekommen, um sich ausstatten zu lassen – mit Kommentaren wie: „Was soll das Geld auf der Bank?“. Darüber freue er sich sehr, sagt Hesterberg. „Dieser Zuspruch zeigt, dass es gewollt ist, dass Betriebe wie wir weiter existieren.“
„Ein wenig so, als ob man Versuchskaninchen ist"
Der Geschäftsführer findet die Ansprüche der Politik etwas paradox, da werde auf der einen Seite erwartet, dass Umsätze gemacht werden, auf der anderen Seite dürfe es aber nicht zu viel Frequenz im Laden geben, sonst drohe der nächste Shut-Down. „Es ist ein wenig so, als ob man Versuchskaninchen ist, was mir nicht gefällt. Aber es bleibt einem nichts anderes übrig, als sich darauf einzustellen.“
Während auf der Straße geschätzt nur jeder Zweite den Mundschutz trägt, ist in den Filialen kaum jemand ohne Mundschutz zu sehen, das gilt für Kunden und Beschäftigte.
„Ich würde sagen, auch schon letzte Woche hatten zwei Drittel der Leute Mundschutz. Heute habe ich noch keinen ohne gesehen“, sagt Hankel. Und auch die Mitarbeiterinnen vom Martinshof-Laden tragen Mundschutz. „Wir haben uns dazu entschieden, es ist ein Zeichen der Solidarität.“ Der Shop hat seit dieser Woche Montag wieder geöffnet, bisher waren bis mittags erst zwei Kunden im Laden, berichten die Mitarbeiterinnen: „Wir verkaufen sonst viel an die Touristen, die in dieser Zeit vollkommen wegfallen.“
„Generell wird das Angebot der offenen Läden natürlich von den Kunden gern angenommen“, sagt Kitschkat. Und auch Gross sagt: „Wir gehen stark davon aus, dass die Maskenpflicht den Kunden ein sicheres Gefühl gibt und sich die Frequenz positiv entwickelt.“